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Geballte türkische Übermacht: Kurdische Front in Syrien kollabiert

Türkei am Vormarsch.
Türkei am Vormarsch. ©AFP
Lange haben die Kurden der türkischen Übermacht standgehalten, doch nun verzeichnet die türkische Armee samt Verbündeten im gesamten Frontverlauf Durchbrüche. Assad schickt indes weiter Truppen zur Verstärkung der Kurden.

Die Kurden geraten erstmals seit Beginn der türkischen Invasion ins syrische Kurdengebiet schwer in die Defensive. Die türkischen Bodentruppen, unterstützt von Verbündeten, Luftangriffen und schwerem militärischen Gerät, haben die Stellungen der kurdischen Verteidiger teilweise auf breiter Front durchbrochen und rücken schnell auf die größeren Städte im kurdischen Kanton Afrin vor. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis die Türkei das Gebiet zur Gänze eingenommen hat.

Indes schickt Syriens Machthaber Bashar al-Assad weiter Truppen zur Unterstützung der Kurden. Entgegen ersten Meldungen, wonach sich die Assad-Truppen wieder aus dem kurdischen Gebiet zurückgezogen hätten, zeigen Videos und Bilder aus Afrin mehrere Konvois eintreffender Assad-Truppen. Es handelt sich dabei sowohl um schiitische Milizen, als auch um reguläre Armeeangehörige, wie am Donnerstag aufgetauchte Videos nahelegen. Mittlerweile sollen hunderte Kämpfer eingetroffen sein, um die kurdischen Einheiten zu unterstützen.

Zivile Opfer? Türkei widerspricht

Die türkische Regierung widerspricht Angaben zu getöteten Zivilisten bei der türkischen Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien. “Bei den Operationen der türkischen Streitkräfte gab es bis heute keinen einzigen Zivilisten in der Region, dem auch nur die Nase geblutet hat, geschweige denn, der ums Leben gekommen ist”, sagte Vize-Ministerpräsident Bekir Bozdag der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag. Die Türkei werde die Offensive in Afrin fortsetzen, bis sie die Region von “den Terrororganisationen und ihren Terroristen gesäubert hat”.

Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind bei der türkischen Offensive gegen die YPG in der Region Afrin 112 Zivilisten getötet worden, darunter 23 Kinder. Die türkische Armee hatte die Offensive am 20. Januar begonnen. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Donnerstag in Ankara: “Gott sei Dank, nach dem Stand von heute Morgen haben unsere Soldaten im Afrin-Krieg 1829 Terroristen neutralisiert.”

Türkei: Anti-Terror-Kampf, kein Krieg

Generell vermeidet die Regierung die Bezeichnung “Krieg” für die Operation in Afrin, bei der es sich aus ihrer Sicht um Anti-Terror-Kampf handelt. Mit “neutralisiert” meinen die türkischen Behörden “kampfunfähig machen”, was meist töten bedeutet, aber auch verletzen oder gefangen nehmen heißen kann.

Auch Angriff auf syrische Milizen angedroht

Bozdag sagte am Donnerstag, sollten regierungstreue syrische Milizen in der Region die YPG unterstützen, “dann werden auch sie nicht verschont. Wer auch immer versucht, neben diesen Terrororganisationen gegen die türkischen Streitkräfte zu kämpfen, wird für uns zur Zielscheibe.”

Die Ko-Vorsitzende der pro-kurdischen türkischen Oppositionspartei HDP, Pervin Buldan, bezeichnete die Darstellung, dass aus Regierungssicht nur “Terroristen” getötet würden als “Lüge”. “Die Regierung verbreitet Fehlinformationen, wenn sie sagt, dass es keine zivilen Toten gebe”, sagte sie am Donnerstag vor Auslandskorrespondenten in Istanbul. Ihre Partei fordere ein sofortiges Ende des Militäreinsatzes in Afrin.

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