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Gasthaussterben in Vorarlberg: Gemeinden verlieren ihre Identität

©Bilderbox, Roland Paulitsch
In den vergangenen Jahren waren zahlreiche Vorarlberger Gasthäuser gezwungen, ihre Pforten zu schließen. Grund dafür war häufig die fehlende Kundschaft und folgedessen die zu geringen Einnahmen.
"Ein Gasthaus wäre mir auch lieber"
Gasthaus "Grüner Baum"
Gasthaus "Schlossbräu"
Gathaus "Der Rebstock"
Gasthaus "Torggel"
GH Schendlingen droht Aus

Das Gasthaus “Schendlingen” in Bregenz steht vor dem Aus, um den Gasthof “Krone” in Hohenweiler ist es längst schon geschehen. Das Wirtshaussterben in Vorarlberg macht vor fast keiner Gemeinde Halt. “Das Problem zieht sich schon länger durch das Ländle”, meint Andrew Nussbaumer, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Vorarlberger Wirtschaftskammer.

Gäste bleiben aus

“Gasthäuser haben eine wichtige Tradition in Vorarlberg, welche leider an Wert verloren hat”, sagt Nussbaumer. Früher seien vermehrt Vereine oder Feuerwehrmannschaften in den Wirtshäusern zu Gast gewesen. Die meisten hätten aber inzwischen eigene Vereinshäuser gegründet. Hinzu kommt, dass sich das Verhalten der Gesellschaft generell geändert habe: “Jugendliche gehen nicht mehr in traditionelle Wirtshäuser. Früher dienten die Betriebe noch als Treffpunkt der Gesellschaft, aber heute wird anders kommuniziert. Etwa über WhatsApp oder Facebook”, erklärt der Obmann.

Identität geht verloren

Dennoch gehe mit jedem ehemaligen Wirtshaus ein Teil der Gemeindeidentität verloren. “Sie sind Teil unserer Kultur. In touristischen Regionen funktionieren sie zwar, aber auf dem Land schmerzt jedes Gasthaus, dass schließt”, meint Nussbaumer. Dabei seien die Gründe für die Schließung nachvollziehbar. “Wer nicht von Donnerstag bis Sonntag ausgebucht ist, verdient nicht genug Geld”, erklärt er. Zudem müssen alle Familienmitglieder, die im Betrieb arbeiten, fix angemeldet werden, was ebenfalls zu zusätzlichen Kosten führt. “In ländlichen Regionen ist es also ein wirtschaftlich aussichtsloses Geschäft.” Dass sich der familiäre Nachwuchs deswegen nicht dazu im Stande sieht das Familienunternehmen zu übernehmen, sei nachvollziehbar.

Keine Nachfolger

Einen Nachfolger zu finden sei ein ausschlaggebender Grund, weshalb Wirtshäuser aussterben. Potentielle Gastronomen vergraule man mit der gesetzlich verpflichtenden Registrierkasse oder dem kommenden Rauchverbot. “Mit den aktuellen Rahmenbedingungen der Politik, wird das Gasthaussterben nicht zu bremsen sein”, ist sich Nussbaumer sicher.

Wohnen statt speisen

Schnee von gestern sind auch die Gasthäuser “Grüner Baum”, “Schlossbräu” und “Der Rebstock” in Dornbirn. Ihren Zweck als gesellschaftlichen Mittelpunkt haben sie längst verloren. Die Gebäude wurden abgerissen und neue Wohnanlagen errichtet. Vor zwei Jahren war auch für das “Torggel” in Röthis Schluss. „Wir haben uns aus familiären Gründen zu diesem Schritt entschieden”, sagte Wirt Franz Dex-Rauch damals. Dieses soll nun einem Wohnbauprojekt weichen, auch wenn Bürgermeister Roman Kopf ein Gasthaus lieber wäre.

Bereits Gemeinden ohne Gasthof

Vergangenes Jahr wurde in Hohenweiler die “Krone”, das vorerst letzte von fünf Gasthäusern in der Gemeinde, geschlossen. Bürgermeister Wolfgang Langes nahm sich damals eines vor: “Ja, die Hohenweilerinnen und Hohenweiler wollen wieder ein Dorfgasthaus.” Auch in Riefensberg verlief die Situation ähnlich: 2014 schloss das Café Grabherr im Dorf. Zufrieden waren die Bürger mit dieser Entscheidung jedoch nicht. Mittels eines Bürgerbeteiligungsmodells wurde das Dorflokal unter dem Namen “Bartle” reaktiviert.

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