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Gastbeitrag: Tagesmutter Silke Wachter

Silke Wachter ist eine Tagesmutter aus Passion.
Silke Wachter ist eine Tagesmutter aus Passion. ©handout: Pzwei / Verein Tagesbetreuung
Als Tagesmutter vertrauen mir die Eltern das Wertvollste an, das sie haben: ihre Kinder. Das ist zugleich eine große Freude, aber auch eine Herausforderung. Seit fünf Jahren bin ich inzwischen als Tagesmutter tätig. Bislang war noch kein Tag wie der andere. Und ich hoffe sogar, dass das so bleibt.

Mein Arbeitsalltag beginnt früh. Um sieben Uhr bringen mir die ersten Eltern ihre Kinder vorbei. Derzeit betreue ich sieben Kinder im Alter von 14 Monaten bis neun Jahre. Einige sind halbtags hier, andere nur stundenweise. Die kleine Gruppe macht es mir möglich auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes einzugehen. Ich möchte, dass sich die Kinder bei mir wie zuhause fühlen. Dazu gehört beispielsweise, dass die Kleinen ihr „Schlöfle“ zur gewohnten Zeit machen und im Kühlschrank auch ihre Lieblingsmarmelade steht. Bevor ich ein neues Tageskind aufnehme, bespreche ich mit einem Elternteil die Gewohnheiten des
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Kindes. So viel Zeit muss sein.

Auch wenn ich großen Wert auf die individuelle Förderung lege, bin ich fest davon überzeugt, dass frühe soziale Kontakte zur positiven Entwicklung der Kinder beitragen. Kinder lernen miteinander und voneinander. Außerdem macht gemeinsam alles mehr Spaß: Die Kinder lieben es, durch meinen Garten in Bürs zu toben. Zu unserem Haus gehört eine kleine Landwirtschaft. Wenn ich einen Besuch bei den Tieren vorschlage, kann ich gar nicht schnell genug schauen, wie flink die kleinen Füßchen freiwillig in den Gummistiefeln verschwinden.

Respektvolles Miteinander

Achtvoll mit Tieren, der Natur und Menschen umzugehen: Dies sind Werte, die ich meinen Tageskindern mit auf den Weg geben möchte. Respektvolles Miteinander beginnt im Umgang innerhalb der Gruppe. Das bedeutet natürlich nicht, dass bei uns nicht auch mal die Fetzen fliegen dürfen. Konflikte zu lösen, will gelernt sein. Oder manchmal: gelernt werden.

Natürlich gibt es auch in meinem Berufsalltag immer wieder Herausforderungen. Als Mitarbeiterin der Vorarlberger Tagesmütter habe ich aber das Glück, dass ich in schwierigen Situationen auf Unterstützung der Organisation zurückgreifen kann. Ich kann auch Einzel- und Supervisionen in Anspruch nehmen. Das ist sehr wertvoll. Denn: Sind wir selbst nicht in Balance, wie wollen wir dann gute Vorbilder sein? Deshalb gönne ich mir regelmäßig Auszeiten und widme mich den schönen Dingen des Lebens, die im Alltag oft zu kurz kommen.

Große Gelassenheit

Meine zweijährige, berufsbegleitende Ausbildung zur Tagesmutter und meine Erfahrung geben mir inzwischen eine große Gelassenheit. Besonders in der Anfangsphase der Betreuung ist es wichtig, Kinder und Eltern gut zu unterstützen. Die Eingewöhnung erfolgt deshalb sehr langsam und behutsam. Zu Beginn ist ein Elternteil anwesend. Nach und nach bleibt das Mädchen oder der Junge über einen immer längeren Zeitraum alleine bei mir. Ich erlebe auch, dass die Eltern manchmal die größeren Schwierigkeiten haben loszulassen als ihre Kinder. Aber ich habe da inzwischen meine Tricks: Meist hilft schon ein Bild vom lachenden Nachwuchs, das ich der Mutter oder dem Vater per Mobiltelefon schicke. Und schon sind alle zufrieden.

Flexible Abholzeiten

Ich betreue Kinder von sieben Uhr morgens bis 17 Uhr am Abend. Um die Eltern zu entlasten, können sie ihre Sprösslinge zu flexiblen Zeiten bringen und abholen. Vereinbarungen müssen dennoch – natürlich mit Ausnahmen – eingehalten werden. Denn Kinder wissen ganz genau, wann die Mama oder der Papa kommen sollte. Verlässliche Strukturen sind für alle Kinder aller Altersstufen sehr wichtig.

Inzwischen arbeite ich seit fünf Jahren als Tagesmutter. Manche Kolleginnen berichten von Imageproblemen des Berufs. Sie müssen sich Fragen anhören, wie: „Ist das ein echter Beruf?“ Ich habe bislang sehr viel Zustimmung erhalten. Vielleicht liegt es auch ein wenig daran, wie man sich und seinen Beruf selbst präsentiert. Ich jedenfalls schätze meine Tätigkeit. Kann man nicht stolz darauf sein, Kinder ein Stück ihres Lebensweges zu unterstützen und zu begleiten? Ich denke schon.

Infos zum Verein “Vorarlberer Tagesmütter”

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