William A. Ewing, Co-Kurator der Ausstellung und ehemaliger Direktor des Musee de l’Elysee in Lausanne, nannte Edward Steichen (1879-1973) bei der heutigen Presseführung eine “gottgleiche Figur” und “eine der berühmtesten Figuren der Fotografie des 20. Jahrhunderts”. “Die moderne Modefotografie begann mit Edward Steichen”, heißt es in der Ausstellung mit Fotos aus den Jahren 1923 bis 1937, die nun in Wien gastiert. Dabei begann die unglaubliche Karriere des in Luxemburg geborenen Fotografen, der als Kind mit seiner Familie in die USA auswanderte und später in Paris Malerei studierte, mit einer Falschmeldung.
1.000 Promi-Porträts von Edward Steichen
Als er 1923 von Paris kommend wieder in New York eintraf, stieß er auf einen Artikel von “Vanity Fair”, in dem bedauert wurde, er habe die Fotografie zugunsten der Malerei an den Nagel gehängt – obwohl es genau umgekehrt war. Steichen protestierte im Verlag und wurde zum Lunch mit dem legendären Medien-Gründer Condé Nast geladen. Nach dem Dessert hatte er einen Job als Cheffotograf von “Vanity Fair” und als Modefotograf für “Vogue” in der Tasche. In der Folge entstanden über 1.000 Prominenten-Porträts für die Lifestyle-Zeitschrift und mehrere tausend Modefotos für “Vogue”.
Steichen habe in seinem Atelier Bilder mit großem Aufwand wie am Filmset inszeniert und wie ein Künstler (“Er war auch ein sehr guter Maler!”) in durchkomponierten Sinfonien aus Licht und Schatten festgehalten, erzählte Ewing und hob hervor, dass man speziell den Modefotos anmerke, dass er für seine Modelle eine entspannende Atmosphäre zu schaffen vermochte.
Fotos von Greta Garbo, Charlie Chaplin und Marlene Dietrich
Auch Größen wie “die göttliche” Greta Garbo, Charlie Chaplin, Maurice Chevalier, Gary Cooper, Ernst Lubitsch oder Marlene Dietrich, die in einer ausgestellten “Vanity Fair”-Ausgabe von März 1934 “the Teuton siren” genannt wurde, entfalteten auf Steichens Porträts einen besonderen Glanz.
Steichen, der nach dem Zweiten Weltkrieg Direktor der Foto-Abteilung des New Yorker MoMA wurde, war der bestbezahlte Fotograf seiner Zeit. Dennoch habe er seine Fotos als Arbeitsdokumente und nicht als Kunstwerke betrachtet, sagte Ewing. “Er hat nie daran gedacht, sie in Rahmen zu fassen und an die Wand zu hängen. Vielleicht wäre er auch mit dieser Ausstellung höchst unzufrieden.”
Ausstellung in Wien
Ergänzt wird die Schau in Wien durch eine zeitgenössische Intervention der in Wien lebenden Künstlerin Caroline Heider. In vier Vitrinen gibt sie mit Bearbeitungen, Ergänzungen, Biegungen, Falzungen und Knicken den “körperlosen Fotos” Dreidimensionalität. “Ich mag, was sie macht”, kommentierte Ewing. “Sie nimmt Steichens Stimmung auf und führt sie weiter.” (APA)
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