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Heimischen Bibern auf der Spur

Da war eindeutig ein Biber am Werk: Mag. Agnes Steininger am Alten Rhein in Gaißau
Da war eindeutig ein Biber am Werk: Mag. Agnes Steininger am Alten Rhein in Gaißau ©A. J. Kopf
Das Tier hinterlässt Spuren, als eher nachtaktives Wesen bekommen es aber nur wenige Menschen zu Gesicht. Es leben aber inzwischen immerhin wieder rund 25 Biber in Vorarlberg, die ersten wurden 2006 gesichtet. Noch bereitet die neue Biberpopulation keine Probleme. Und das soll auch so bleiben.
Biber-Management in Vorarlberg

Darum kümmert sich Mag. Agnes Steininger vom Naturschutzverein Rheindelta. Die Biologin ist Vorarlbergs erste und einzige „Biberverantwortliche”. Ihre oberste Aufgabe ist es, mögliche Konflikte von vornherein zu vermeiden. Denn Biber gelten zwar als niedlich, sind an manchen Orten allerdings nicht gerne gesehen, weil sie erheblichen Schaden anrichten können.

Im Rheindelta finden sich zahlreiche vom Biber gefällte Bäume, ebenso an der Mündung der Bregenzerache in Hard. Ein Biberbau wurde bei Meiningen gesichtet. Dort haben die Biber aus schlanken Stämmen und Astwerk einen stattlichen Staudamm errichtet. Zur Freude von Agnes Steininger waren alle Verantwortlichen, auch die Grundbesitzer, dabei auf Seiten der Biber. Und solange der Dammbauer keine Wiesen und Äcker überschwemmt, soll das auch so bleiben.

Zugang unter Wasser

Der „Castor fiber”, wie der Nager wissenschaftlich bezeichnet wird, baut seine Dämme keineswegs aus Spieltrieb. Er legt den Zugang zu seinem Bau stets unter der Wasseroberfläche an, als Schutz gegen Feinde. Sinkt der Wasserspiegel, so wird eben aufgestaut. Das Bäume fällen gehört zur Nahrungsbeschaffung. In der kälteren Jahreszeit gibt es weniger Grünfutter für die Biber, also muss als Ersatz Baumrinde her. Und weil der Biber nicht klettern kann, fällt er die Bäume.

Das mussten in der deutschen Nachbarschaft bereits einige Gartenbesitzer feststellen, die nahe an einem passenden Gewässer wohnen: Im Herbst freuen sich alle, wenn ein Biber in der Dämmerung im Garten Fallobst schnabuliert. Sind aber die Äpfel verputzt, macht sich der Biber hungrig über die Apfelbäume her. Und das erscheint den Betroffenen nicht mehr ganz so lustig.

„Weil Biber keinen Winterschlaf halten, müssen sie auch während der kalten Jahreszeit Nahrung beschaffen”, erläutert Agnes Steininger. Deshalb werden in solchen Fällen Maßnahmen gesetzt, um Schäden zu vermeiden. Drahtgitter um Baumstämme, versperrte Zugänge oder das Vergrämen, indem der Bau mit massivem Baugitter verschlossen wird. Für wirksame Unterstützung bringen sie und ihr Kollege Walter Niederer gerne die gemachten Erfahrungen ein.

Polderdamm nicht gefährdet

Der Gaißauer Bürgermeister Reinhold Eberle als Obmann des Naturschutzvereines Rheindelta verweist darauf, dass auch manche Bäume direkt am Ufer so geschützt werden. „Sie sollen im Sommer Wasserbewohnern Schatten spenden.” Bei anderen Bäumen hingegen darf die Natur, also der Biber, walten.

Nicht tatenlos zusehen kann die Biberbeauftragte auch, wenn Biberbauten Anlagen zum Hochwasserschutz gefährden. Kaum in Gefahr ist dabei der Polderdamm im Rheindelta: Dessen Böschungen sind ziemlich flach, der Biber gräbt meist nur in steilen Flanken seinen Bau. Aber bei den Zuflussgräben wäre es fatal, würden die Bauarbeiten von Bibern den ungehinderten Abfluss von Hochwässern blockieren.

Auszug nach 2 Jahren

Kritisch wird die Situation für Biber und Beobachter stets etwa zwei Jahre nach der Geburt des Bibernachwuchses. Dann nämlich müssen die Jungtiere ihr eigenes Revier erobern und einen Bau graben. „Dabei gehen viele der Tiere zugrunde. Und wir müssen darauf achten, dass die Überlebenden in einem neuen Gebiet keinen Schaden anrichten.” Deshalb wird jeweils die Wasserwirtschaft sofort informiert, wenn sich Biber irgendwo neu niederlassen.

Die Reiselust von Bibern ist erstaunlich groß, wie Geschäftsführer Mag. Walter Niederer vom Naturschutzverein Rheindelta berichtet. „Es gab Berichte aus der Gegend von Au im Bregenzerwald.” In diesem Gebiet gibt es aber für die Tiere keine Überlebenschance – die Winter sind zu streng, unter meterhohem Schnee findet der Biber kein Futter.

Biber oder Bisamratte?

Erstaunt zeigen sich die Spezialisten vom Naturschutzverein Rheindelta über die zahlreichen Sichtungsmeldungen: Immer wieder hat jemand tagsüber in Vorarlberg „einen jungen Biber” gesehen. Da das Tier sehr scheu ist und sich bei Sonnenlicht kaum zeigt, dürfte es sich in den meisten Fällen eher um die hier ebenfalls heimische Bisamratte handeln. Der deutlichste Unterschied ist der breite Schwanz, den nur der Biber trägt. Beim Schwimmen ist das aber nicht so gut zu beobachten.

Bibermeldungen erbeten

Agnes Steininger und Walter Niederer vom Naturschutzverein Rheindelta ersuchen darum, dem Verein Meldungen über die Sichtung von Bibern oder gar Fotos zu übermitteln. Am einfachsten ist das per E-Mail möglich: office@rheindelta.org.

Näheres zum Thema findet sich auf der Homepage des Naturschutzvereines www.rheindelta.org

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