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Fünf Punkte, wie man bei einem alpinen Notfall richtig reagiert

Auch aus der Luft ist eine Unglücksstelle nicht immer leicht zu finden.
Auch aus der Luft ist eine Unglücksstelle nicht immer leicht zu finden. ©Bergrettung/Schwegler
In Vorarlberg beginnt wieder die Wintersaison - und lockt tausende Sportbegeisterte in die Berglandschaft. Dabei bewegen sich nicht zuletzt Freerider oft in gefährlichem Gelände. Doch gilt für alle Wintersportler, die richtige Ausstattung und Vorbereitung zählt im Notfall - und das richtige Verhalten.
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Nach einem Lawinenabgang muss es schnell gehen. In den ersten 15 Minuten liegt die Überlebenschance von Verschütteten noch bei 90 Prozent – nach 30 Minuten nur noch bei 25 Prozent. Wintersportler, vor allem im Freigelände, sollten daher genau wissen, worauf sie sich einlassen.

Vorbereitung und Planung wichtig

Grundsätzlich gilt im Gebirge immer dasselbe: Vorbereitung ist alles. Dies zeigt sich auch im Sommer, im September verzeichnete die Bergrettung Vorarlberg bereits über 400 Einsätze. Den für Wanderer herausgegebene Bergcheck PEAK von sicheres Vorarlberg gilt im Ansatz auch für Wintersportler. PEAK steht dabei für Planung, Einschätzung, Ausrüstung und Kontrolle. Gerade im Vorfeld sei es wichtig, die eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen und den Besuch in den Bergen bewusst vorzubereiten.

Ausrüstung sollte angemessen sein

Im Gelände ist man schnell auf sich allein gestellt. Die richtige Ausrüstung ist daher wichtig, rät Freeride-Safety-Campleiter und langjähriger Snowboardtrainer Tom Kuster. Eine komplette Lawinenausrüstung besteht aus einer Sonde, einem Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät), eine Sonde und eine Schaufel. Über diese Grundausstattung sollte jedes Gruppenmitglied verfügen.

FSC/Hagen
FSC/Hagen ©FSC/Hagen

Fahrbedingungen richtig einschätzen

Im Gebirge sollte man mit einen offenen Augen für Schneeverhältnisse, Wetter und Geländebeschaffenheit unterwegs sein. Gerade Steilgelände und Wetterwechsel begünstigen Lawinen. Auch zu große Gruppen von Wintersportlern können Schneebretter auslösen, gleichzeitig sollte man nie allein unterwegs sein. Ein Blick in den Lawinenwarnbericht des Landes ist Pflichtprogramm. Mehr Tipps für Freerider gibt es unter Neun Tipps für Freerider.

Richtiges Verhalten im Notfall

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FSC/Hagen ©FSC/Hagen

Im Notfall zum ersten Mal das LVS-Gerät oder die Sonde zu verwenden, ist zu spät. Der richtige Umgang mit den Gerät sollte in der Gruppe spielerisch geübt werden. Grundsätzlich kann man jedem Notfall im alpinen Raum denselben Leitfaden zugrunde legen:

1. Notruf absetzen
Erst einmal einen Überblick verschaffen: Was ist passiert? Droht noch Gefahr? Ist der Verunglückte in einer Gefahrenzone? Dann sollte man nach Möglichkeit einen Notruf absetzen. In diesem sollte man genau sagen, was geschehen ist und den Ort so genau wie möglich zu bestimmen. Hier kann ein GPS-Gerät oder eine Karte eine wichtige Hilfe sein. Dies erspart den Einsatzkräften aufwändige Suchaktionen und beschleunigt die Rettung. Die Bergrettung Vorarlberg ist unter der Notrufnummer 140 erreichbar.

2. Erste Hilfe

Dann gilt es, nach Möglichkeit die Verletzen oder Verschütteten zu bergen und an einem sicheren Ort zu versorgen. Verletzte sollten in die stabile Seitenlage gebracht und warmgehalten werden. Hilfreich ist hier in jedem Fall ein Erste-Hilfe-Set und ein absolvierter und aufgefrischter Erste-Hilfe-Kurs.

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FSC/Hagen ©FSC/Hagen

3. Rettungskräfte holen

Spätestens jetzt muss man die Rettungskräfte alarmieren. Wenn kein Telefonnetz verfügbar ist, wird mindestens eine Person den Unfallort verlassen müssen. Bei Erhebungen und Gipfeln ist es wahrscheinlicher, wieder Empfang zu haben. Ansonsten muss man sich zur nächsten Hütte/Station bewegen. Wichtig bei jedem Notruf: Den Anweisungen der Leitstelle unbedingt Folge leisten. Bei regelmäßigen Fahrten im offenen Gelände kann die Anschaffung eines Satellitentelefons angebracht sein.

4. Auf sich aufmerksam machen

Man sollte alles tun, um den Einsatzkräften das Finden der Unglücksstelle zu erleichtern. Dies kann von Rufen über Winken bis zu einem neuerlichen Anrufen in der Einsatzleitstelle reichen. Gerade beim Einweisen eines Rettungshubschraubers ist die richtige Navigation wichtig. Der Pilot tut sich mit einer gedachten Uhr meist am einfachsten: Man stelle sich ein Zifferblatt vor, bei dem die 12 die Sichtrichtung des Piloten darstellt. Die eigene Position sollte man mit der entsprechenden Ziffer erklären. “3 Uhr” ist beispielsweise direkt rechts, “6 Uhr” direkt hinter dem Helikopter. Auch leicht erkennbare Bezugspunkte im Gelände und Gefahrenstellen wie Seilbahnen sollten angegeben werden.

5. Sich selbst ins Tal bringen

Nun gilt es, sich selbst zu sammeln und an den Abstieg zu denken. Dabei gilt es, ehrlich zu sich selbst zu sein. Wer sich nach dem Erlebten eine konzentrierte Rückkehr ins Tal nicht mehr zutraut, sollte gemeinsam mit den Einsatzkräften absteigen. Auch sollten die Angehörigen verständigt werden – dies kann mit Unterstützung des Kriseninterventionsteams geschehen.

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