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Freiheit der „kleinen’“ Leute

Mit diesem Tisch hat die Künstlerin Angelika Rümmele schon einige Kunstpreise gewonnen.
Mit diesem Tisch hat die Künstlerin Angelika Rümmele schon einige Kunstpreise gewonnen. ©Angelika Rümmele 1994
Schon 1994 hat sich Angelika Rümmele mit dem Durchbruch der „kleinen“ Leute befasst.

Dornbirn. Wer die Wahl hat, hat meistens auch die Qual. Genau vor 20 Jahren wurde der runde „Zwergentisch“ von der Dornbirner Künstlerin Angelika Rümmele geschaffen. Der „Round Table“, verwandt mit der legendären Tafelrunde am Hofe von König Artus, umfasst sowohl die mittelalterliche als auch moderne Bedeutung. Diente doch die symbolische Sitzordnung einer Konferenz zur Klärung abweichender Interessen oder zur Bewältigung von Krisen. Vertreter verschiedener Institutionen sollten gleichberechtigt werden. 20 Jahre später scheinen diese „Zwergle“ immer noch ein Thema zu sein und erfreuen sich mehr denn je großer Beliebtheit. Eine Neuauflage dieser „dwarfs“ ist geplant. Die Größe kann auf die Bedürfnisse angepasst werden. Zwerge bleiben zwar Zwerge, aber der Durchmesser der Tischplatte ist variabel. „Es handelt sich dabei um ein Einscheiben-Sicherheitsglas in der Stärke von 12 mm“, schmunzelt Oswald Kothgassner ob dieser Retro-Design-Verwendung.

 

Helmut Wiener hat das Thema „Gipfeltreffen der Zipfelmützen“ 1994 aufgegriffen und auf den Punkt gebracht: „Angelika Rümmele macht die Gartenzwerge salonfähig. Eine wunderbare Vision: die nächste Konferenz der wichtigsten Regierungschefs, alle in gelangweilter Erwartung, tagelang bekannte Standpunkte wiederkäuen zu müssen. Doch dann der entscheidende Augenblick. Kohl, Clinton, Jelzin und wie sie alle heißen, betreten den Konferenzsaal. . .

 

. . . in der Mitte des Raumes ein runder Tisch. Wie immer. Eine Glasplatte auf drei Füßen. Drei Füße in Form einmetergroßer was? – Gartenzwerge. Schock. Anfängliche Konsterniertheit und Belustigung weichen tiefer Einsicht: Dass nicht alles grau sein muss wie schnöde Politik. Nicht einmal Design.

 

Solchermaßen geläutert ziehen sich die drei Herren bis ans Ende ihrer Tage in entlegene Klöster zurück. Die restlichen aber, da sie die Dinge plötzlich mit anderen Augen sehen, erzielen noch am selben Tag Einigung über Frieden, Ernährung und Gartenzwerge für die Welt.

 

Design fürs Zwerchfell

„Durchbruch der Zwerge“ nennt sich der Designertisch von Angelika Rümmele. Eine Idee, die man am liebsten selbst gehabt haben möchte. Genial. Genial einfach. Doch mit umwerfender Wirkung. – Egal, ob man zu unverständigem Kopfschütteln oder Lachkrämpfen hingerissen wird. Doch gibt es ein besseres Zeichen für eine gelungene Idee als völlig gegensätzliche Kritiken?

Erfrischend, witzig, zynisch. Ein belebender Affront gegen gängige Vorstellungen von Design, gegen emotionslosen Schöngeist, formalistische Ästhetik. Wenn sie sich nicht gerade mit Gartenzwerge zweckentfremdet, beschäftigt sich Angelika Rümmele übrigens mit professionellem Dekorieren, Styling und der Gestaltung von Innenräumen und Wohnungen. Ihre Schaffenskraft bezieht sie dabei aus dem „Tower Power“, auch bekannt unter Pinselburg: das kleine, schmucke Türmchen im Dornbirner Oberdorf, das der Maler Alfons Luger seinerzeit erbaut und bewohnt hat.

„Durchbruch der Zwerge“, der Name lässt sich auf verschiedene Weise interpretieren. Ganz banal: die Glasplatte wird von den Mützen der drei Zwerge durchbrochen. Etwas tiefsinniger: dem rustikalen Gartenzwerg wird Tür und Tor geöffnet, gestylte Wohnungen und noble Konferenzräume zu erobern.

Den größten Durchbruch, den die Zwerge aber bewirken könnten, wäre der Durchbruch von Humor, Leichtigkeit und erfrischendem Unsinn in einer Welt, in der vieles oft zu ernst genommen wird.“

 

Infos: Tel. 0043 664 1837784

 

 

 

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