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Fraxner First birgt Lawinengefahr

First in Fraxern, 1644 Meter hoch: Seine Lawinengefährlichkeit darf nicht unterschätzt werden.
First in Fraxern, 1644 Meter hoch: Seine Lawinengefährlichkeit darf nicht unterschätzt werden. ©Monika Kathan
Fraxern. (kam) Frisch verschneit präsentiert sich derzeit unsere Bergwelt. Wunderschön anzusehen – und für alle Wintersportfreunde ein großer Spaß, ihren Hobbys zu frönen. Aber Achtung: Die Lawinengefahr lauert auch in subalpinem Gebiet!
Skizze Überlebenswahrscheinlichkeit Verschütteter und Beispiel Lawinenlagebericht

 

Der First in Fraxern, Hausberg des Kirschendorfes, ist nicht nur in den Sommermonaten ein beliebtes Ausflugsziel. Im Winter zieht es besonders Tourengeher immer wieder gerne auf den 1644 Meter hohen Berg zu spannenden Tiefschnee-Abfahrten. Dass auch das subalpine Gebiet bei entsprechenden Bedingungen von lebensgefährlichen Lawinenabgängen bedroht ist, wird gerade auch beim Fraxner First oft unterschätzt.

In den vergangenen 15 Jahren kam es für den Österreichischen Bergrettungsdienst des Landes Vorarlberg zu einigen Lawinenunfall-Einsätzen im Bereich Fraxner First, die leider nicht alle glimpflich endeten:

Ende Jänner 2002 haben zwei Personen beim Aufstieg, ca. 50 Meter unterhalb des Gipfels ein Schneebrett ausgelöst, welches die beiden teilweise und ganz verschüttete. Eine Person wurde leicht, die andere Person schwer verletzt geborgen. Die gänzlich verschüttete Person konnte damals durch einen Lawinensuchhund geortet werden.

Mitte Februar 2009 kam es zu einem noch schwereren Lawinenunfall. Bei der First-Abfahrt wurden zwei Personen und ein Hund verschüttet. Eine Person wurde dabei leicht verletzt, die zweite Person sowie der Hund haben den Unfall nicht überlebt.

Nur drei Wochen später, Anfang März 2009, hat eine Person ein Schneebrett selbst ausgelöst. Weder verschüttet noch verletzt wurde sie durch den BMI-Hubschrauber Libelle vom First geborgen.

Verschneite Wanderwage nicht immer begehbar

Grundsätzlich gilt es auch zu beachten, dass schmale Wanderwege in steilem Gelände des gesamten Fraxner Gebietes rund um Hohe Kugel und First, die schon in den Sommermonaten ihre Gefahren bergen, bei Schneelage absolut zu meiden sind. In den ersten Jännertagen dieses Jahres hatte ein 60-jähriger Wanderer großes Glück im Unglück: Zur Wanderung von der Staffelalpe zum Maiensäß benutzte er den gefährlichen Weg über das schneebedeckte “Rotastöanarries”, welches ihm zum Verhängnis wurde. Er rutschte aus und stürzte ca. 70 Meter durch steiles, felsdurchsetztes Gelände ab. Der Mann konnte mittels Taubergung des Polizeihubschraubers Libelle Vorarlberg geborgen werden und erlitt durch den Unfall Prellungen und Abschürfungen am gesamten Körper.

Organisatorischer Ablauf bei Rettungseinsätzen am First

Die Alarmierung der Rettungskräfte bei Lawineneinsätzen erfolgt durch die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL). Hier erfolgt standardmäßig eine Alarmierung der betreffenden Bergrettungsortsstelle, der Notarzthubschrauber, der BMI-Hubschrauber Libelle und die Lawinenhundestaffel der Bergrettung. Der Einsatzleiter fordert bei Bedarf weitere Rettungsmittel über die RFL nach. Sollte für einen Verletztentransport ein Rettungswagen des Roten Kreuz oder Samariterbund benötigt werden, wird dieses Mittel bei der RFL angefordert.

Laut Auskunft von Martin Burger, Geschäftsstellenleiter des Österreichischen Bergrettungsdienstes – Land Vorarlberg, sind im Falle eines Unglücks am First binnen kürzester Zeit nach erfolgtem Notruf (ca. fünf bis zehn Minuten) der Hubschrauber C8 und die Libelle (nimmt im Pick-up System einen Hundeführer auf) vor Ort (vorausgesetzt, dass diese Hubschrauber nicht gerade im Einsatz sind). Der Gallus 1 benötigt selbstverständlich für seinen Flug von Zürs zum First etwas länger. Die Bergretterinnen und -retter versuchen, möglichst rasch ihren Arbeitsplatz verlassen zu können, damit sie in weiterer Folge den Unglücksort erreichen (per Hubschrauber, zu Fuß oder mit anderen Mitteln bei Nacht). Hier ist der Zeithorizont selbstverständlich schon länger.

Hinweise für Tourengeher

Martin Burger rät allen Tourengehern in jedem Fall, sich im Vorfeld gut für geplante Touren vorzubereiten und sich über die Lawinensituation des entsprechenden Tages zu informieren. Dies geschieht am besten anhand des täglichen Lawinenlageberichtes und unter Einbindung von Stop-or-go (=Strategie zur Vermeidung von Lawinenunfällen im freien Schiraum).
Weiters sollte jeder Tourengeher eine komplette Notfallausrüstung dabei haben: LVS (Lawinen-Verschütteten-Such-Gerät), Sonde, Schaufel, Erste-Hilfe, Biwaksack, Helm (auch bei Schitouren empfohlen), auch ein ABS-Rucksack (Lawinen-Airbag) ist empfehlenswert, da er die Chancen erhöht, dass man nicht vollständig verschüttet wird.
Und eine gute Ausbildung ist unerlässlich, da die Kameradenhilfe im Notfall extrem wichtig ist (siehe dazu die Überlebenswahrscheinlichkeits-Skizze, die diesem Artikel in der Bildergalerie angehängt ist – Quelle: bergundsteigen 04/11).

Lawinenlagebericht

Der Lawinenlagebericht ist eine Übersicht über die tägliche Lawinensituation im ganzen Land Vorarlberg. Es gibt keinen detaillierten Bericht über ganz bestimmte Zonen, Bereiche, Berge.
Hier muss jeder einzelne Tourengeher die lokalen Gefahrenstellen selbst erkennen und dementsprechend handeln.

Ein solcher Bericht ist für jeden Tag um 7.30 Uhr fertig gestellt und kann über folgende Stellen eruiert werden:

  • Internet www.vorarlberg.at/lawine
  • Telefon: 05574 201 1588
  • Apps (zB SnowSafe)
  • ABO-Dienst der Lawinenwarnzentrale (Mail, Fax oder SMS)
  • www.lawine.at
  • täglich in den VN und anderen Medien.

Sicheres Tourengehen mit Skitourenseminaren

Die Initiative Sicheres Vorarlberg bietet seit Jahren in Kooperation mit der Bergrettung, alpinen Vereinen, Alpinpolizei und weiteren Verbänden Skitourenseminare an, bei denen Tourengeher hinsichtlich „Sicheres Tourengehen” geschult werden. Ebenso sind selbstverständlich Skitourenseminare über den Bergführerverband und Alpinschulen eine perfekte Möglichkeit, sich zu diesem Thema weiter zu bilden.

Diesbezügliche Informationen können entweder über

eingeholt werden.

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