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Franken-Aufwertung: Schwierig für Vorarlberger Häuslebauer, gut für Handel

Schulden der Franken-Kreditnehmer stiegen um 15 Prozent an.
Schulden der Franken-Kreditnehmer stiegen um 15 Prozent an. ©DPA/Themenbild
Bregenz. In Vorarlberg sorgte die Aufhebung des Euro-Franken-Mindestkurses wie überall für große Überraschung. Laut Banken-Sprecher Wilfried Hopfner trifft die Verteuerung der Franken-Kredite "den typischen Häuslebauer". Dass dadurch viele Kreditnehmer existenziell bedroht sein könnten, glaubte Hopfner aber nicht. Touristiker und Handel zeigten sich zunächst erfreut, wenn auch nicht ohne Einschränkungen.
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Über Nacht seien die Schulden der Franken-Kreditnehmer um 15 Prozent angewachsen, sagte Hopfner auf APA-Anfrage. Wie viel am Ende zurückzuzahlen sei, werde man sehen. Diesbezüglich müsse man abwarten, wie sich der Franken-Kurs entwickelt. “Den einen oder anderen” könnte es hart treffen, in diesen Fällen empfahl Hopfner ein Gespräch mit der Bank. Für manche Kunden seien auch die Stop-Loss-Limits ausgelöst worden, welcher Kurs für diese Personen dann wirklich zutreffend sei, wisse man aber noch nicht. Befragt nach seinem Bauchgefühl, bei welchem Wert sich der Franken im Vergleich zum Euro in nächster Zeit einpendeln wird, antwortete Hopfner mit “Parität, oder zwischen 1 und 1,10”.

Wilfried Hopfner im VOL.AT-Interview

Schaden wäre vor einigen Jahren größer gewesen

Nach Angaben der Finanzmarktaufsicht (FMA) haften derzeit österreichweit Fremdwährungskredite in Höhe von 29,5 Mrd. Euro aus. Welches Volumen auf Vorarlberg entfällt, konnte Hopfner am Donnerstag ad hoc nicht angeben, vor einem Jahr waren es noch etwa 3,4 Mrd. Euro. Viele der privaten Fremdwährungskredite und auch von Kommunen seien in den vergangenen Jahren zum Teil oder gänzlich konvertiert oder von endfällig auf tilgend umgestellt worden. “Vor ein paar Jahren wäre der volkswirtschaftliche Schaden noch viel größer gewesen”, so der Bankensprecher.

Grund zur Freude bei Vorarlbergs Touristikern

Für die Vorarlberger Touristiker war die Aufhebung des Franken-Mindestkurses hingegen ein Grund zur Freude. Zum einen wird das Ländle für Schweizer Urlauber noch attraktiver, zum anderen wird der teure Franken EU-Bürger von einem Urlaub in der Schweiz abhalten. “Beides könnte sich für Vorarlberg als vorteilhaft erweisen”, betonte Vorarlberg-Tourismus-Geschäftsführer Christian Schützinger gegenüber der APA.

Die meisten Urlaube sind bereits gebucht

Starke Auswirkungen auf die laufende Wintersaison werde der Frankenkurs aber wahrscheinlich nicht haben. Die meisten Menschen hätten ihre Urlaube bereits geplant. Allerdings erwartete der Vorarlberger Tourismus-Chef steigende Zahlen im Sommertourismus. Betreffen werde das vor allem die Ausgaben der Schweizer Gäste am Urlaubsort. “Profitieren werden deshalb auch mehr die Beherbergungs- und Verpflegungsbetriebe der höheren Kategorien”, zeigte sich Schützinger überzeugt.

Rund zehn Prozent der Vorarlberger Gäste kommen derzeit aus der Schweiz. “Das sind schon relativ viele”, so Schützinger. Bei den Urlauberzahlen aus dem Nachbarstaat erwarte er deshalb keine großen Zuwächse.

Messepark: Handel profitiert vom Franken

Bei Burkhard Dünser, Geschäftsführer des größten Vorarlberger Einkaufszentrums “Messepark” in Dornbirn, schlugen am Donnerstag zwei Herzen in seiner Brust. Einerseits werde der Handel in Vorarlberg kurzfristig noch mehr vom Frankenkurs profitieren, meinte er. Allerdings machten die Schweizer Kunden schon jetzt etwa 20 Prozent des Messepark-Umsatzes von 180,9 Mio. Euro (2013) aus. “Das wird nicht mehr dramatisch steigen”, so Dünser. Andererseits beurteilte er persönlich die Entwicklung als “ungesund”. Dünser glaubt, dass die Schweizer Wirtschaft mit diesem Kurs mittelfristig Schaden nehmen werde und Arbeitsplätze verloren gingen – was auch Vorarlberg mit seinen insgesamt rund 16.000 Grenzgängern (jeweils circa 8.000 in der Schweiz und in Liechtenstein) spüren würde.

(APA)

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