AA

Forza 2: Das wahre Gran Turismo

Forza 2: Wahrgewordener Racegamer-Traum.
Forza 2: Wahrgewordener Racegamer-Traum. ©Waibel
Lange hat´s gedauert, aber nun stößt das beste Racegame aller Zeiten Sonys altehrwürdiges Gran Turismo vom Thron. Forza 2 ist da! 

Ich gehöre zum Typ Racegamer, der seine Erfüllung darin findet, sich lahme Kisten in Rennspielen mittels Tuning hochzuzüchten, mit einer dezenten Prise Simulation gewürzt. Gleich mit dem Uber-Schlitten loszubrettern und mit 400 über die Piste zu fliegen, bar jeder Physik, über neonstrotzende Fantasiestrecken, mit Gegnern, dumm wie Brot, das ist nichts für mich. Grafik hin oder her, in Sachen Sammelwahn war bisher Gran Turismo 3 auf der Playstation 2 das Maß aller Dinge für mich. Doch der Sommer wird heiß – endlich ist der langersehnte Nachfolger zu Forza da, und er ist nicht nur besser als der Vorgänger, sondern meiner Meinung nach in diesem Genre die eindeutige Referenz.

Aus über 300 Fahrzeugen von 50 verschiedenen Herstellern weltweit hat der geneigte Gamer die Qual der Wahl. Wobei anfangs erst eine bescheidene Auswahl zur Verfügung steht, der Rest muss freigespielt werden. Zudem kann man sich mit den mickrigen Startcredits gerade mal einen durchschnittlich sportlichen Otto Normal-PKW leisten. Doch das ist gerade der Reiz daran. Der Golf 16V, auf den meine Wahl fällt, liegt daher auch recht schwammig auf der Strecke, ich habe Mühe, die Verfolger abzuschütteln, die wissen was sie tun. Rempeln wird in zweifacher Hinsicht bestraft. Einmal bei entsprechender Simulationsstufe in Form von Credit-Abzügen, und andererseits, weil die KI der Fahrer sich ihrerseits mit Rammstößten gezielt rächt. Da hat man das Gefühl, gegen menschliche Opponenten anzutreten. Doch die dezenten Tuningmaßnahmen, die sich von den mageren Credits von der Differenz zum Kaufpreis des Wolfsburgers gerade noch ausgingen, machen sich bezahlt. Ich gehe als Sieger aus diesem Rennen hervor. Ab dann wird getunt: Ob Motor, Auspuffanlage, Einspritzung, Nockenwelle, Turbo, Kompressor, Renngetriebe, bessere Bremsen, härteres Fahrwerk, breitere und weichere Reifen, Spoiler, Gewichtsabspeckung, Schritt für Schritt modelliert sich der Gamer sein eigenes Sportgerät. Und als ich viele gefahrene Rennen mit neben den Credits gewonnenen und freigespielten Bonus reicher mit meinem vollgetunten 550 PS Golf über die Piste fliege, lasse ich die Kontrahenten fast eine halbe Minute hinter mir. Das rockt!

Forza 2 punktet mit Realismus: Das beginnt bei der Fahrphysik und der Optik der Autos in Forza 2. Butterweich animiert kann man im genreüblichen Wiederholungsvideo die Fahrphysik in Aktion beobachten. Die Flitzer schaukeln sich auf, die einzeln aufgehängten Räder singen das Lied vom rauen Asphalt, Bremsscheiben glühen beim Anbremspunkt vor den Kurven. Bei Crashes verändert sich das Äußere der Autos bis zu einem gewissen Grad. Da lösen sich schon mal Karosserieteile, der Lack wird zerschrammt und Scheiben platzen. Allerdings scheint es keinen Unterschied zu machen, ob der unachtsame Fahrer mit 100 oder mit 250 frontal gegen eine Mauer fährt, zumindest optisch nicht, denn bei einem derartigen Monstercrash bleibt der fahrbare Untersatz in der höchsten Simulationsstufe havariert liegen, da hilft auch kein Pannenfahrzeug mehr.

Die Simulationsstufen lassen sich von Arcade mit wenig Sim-Einflüssen bis hin zu Simulation total einstellen: So stehen einem in der leichtesten Stufe elektronische Helferlein wie Stabilitätsprogramm, ABS und TCS, sowie eine grüne Markierung auf der Fahrbahn, die die Ideallinie darstellt, zur Verfügung. Diese verfärbt sich auch von grün nach rot, wenn man zu schnell auf eine Kurve zubrettert. Die KI Gegner benehmen sich dabei wie Opa auf der Sonntagsausfahrt mit Oma, Klorolle auf der Heckablage inklusive. Ein Crash bei 300 frontal in eine Mauer entledigt den Flitzer zwar von unnötigem Ballast wie Karosserieteilen oder Scheiben, außer einem kleinen Zeitverlust durch den verlorenen Speed hat das aber keine Auswirkungen.

Faule Naturen können dabei sogar auf einen KI Driver zurückgreifen, der für sie die Rennen fährt und somit Credits verdient. Dieses einzigartige und geniale Feature hat zwei Vorteile: Zum einen kann man einen Top KI-Driver mit 100 Prozent Gewinnchance lästige oder nicht schaffbare Rennen gewinnen lassen, um eine Saison abzuschließen, was weitere Saisonen freischaltet. Oder aber man lässt einen durchschnittlichen KI Fahrer seinen hochgezüchteten Boliden benutzen, um Geld zu verdienen. Hier nimmt man dann vorzugsweise Rennen der höheren Kategorie mit vielen zu erfahrenden Runden, startet das Rennen und schaut entweder zu oder nutzt die Zeit sinnvoller. Nach 10 bis 15 Minuten schaut man dann rein und freut sich über den 45 Prozent-Anteil der Credits des gewonnenen Rennens, und startet ein neues. Mit den so erfahrenen Credits kann man ohne viel eigenen Zeitaufwand neue Traumautos kaufen oder bestehende tunen.

Wenn die Garage einmal zu voll wird, kann man via Xbox Live seine Boliden mit Freunden tauschen oder in einem Auktionshaus gegen Credits verkaufen. Da erfreuen sich insbesondere auch optisch getunte Autos sehr großer Beliebtheit. Die Renner lassen sich nämlich nicht nur in vielfältigen Traumfarben lackieren, Perlmutt inklusive, sondern auch mit einer Vielzahl von Decals verschöneren. Kreative Designer können sich da stundenlang beschäftigen, ein leistungsstarkes eingebautes Zeichenprogramm lässt keinerlei Wünsche offen.

Forza 2 verfügt überhaupt eine starke Einbindung des Xbox Live Services: Nicht nur, dass ich meine für eine Strecke gefahrene Zeit mit unzähligen anderen Nutzern weltweit vergleichen kann, ich sehe auch sofort, wie ich zum Beispiel gegen Freunde, die auf meiner Friendslist stehen, liege, ohne dass ich direkt gegen sie gefahren bin. Wer sich da herausgefordert fühlt, weil er vom besten Freund wieder mal auf den zweiten Platz verwiesen wurde, der sendet via Xbox Live eine Einladung an denselbigen, ungeachtet welches Spiel er gerade im Laufwerk hat, oder am DVD Schauen ist, er bekommt diese dann sofort auf den TV Schirm zugestellt. Das Onlinespiel läuft flüssig und lagfrei, mit dem am Gamepad anzusteckenden Headset kann man sich mit Mitfahrern dabei in sauberer Qualität unterhalten.

Ein Wort zur Technik: Die Autos sehen insbesondere in HD fantastisch aus, und lassen keinerlei Wünsche offen. Die von vielen kritisierte mangelnde Next Gen Optik der Strecken kann ich nicht ganz nachvollziehen. Zum einen fehlt mir einfach bei 250 der Blick für etwaige neben der Strecke wachsende Blümchen, zum anderen finde ich die Lösung von MS der Konzentration auf das wesentliche – schöne Autos bei stimmiger Umgebung und immer flüssiger Grafik wichtiger als ein Landschaftsoverkill, der ohnehin eher vom Dahinbrettern ablenkt, als nutzt, eine richtige. Der Sound wummert, eine entsprechende Anlage vorausgesetzt, in sattem Dolby Digital aus den Boxen, die Motorensounds ändern sich je nach Tuning und Ansicht. Ich bevorzuge die Cockpitansicht, und habe bei manchen Boliden wie zum Beispiel der Lotos Elise Exige etwas den kernigen Sound vermisst. Aber Heckmotor und Realismus sei Dank muss man damit eben leben.

 

Fazit:

Forza 2 stößt Gran Turismo 3 vom Thron. Das liegt nicht nur an der sagenhaften Optik, sondern auch an vielen sinnvollen Verbesserungen des GT Prinzips. Ob Arcade-Raser der mal eben mit einem Supersportwagen eine Runde drehen will, Sim-Freak, der alles auf schwer stellt, und sich an einem Rennen richtig die Zähne ausbeißen will oder Jäger und Sammler, der zügig seine Garage mit eigens getunten Rennern vollstellen will – hier kommt jeder auf seine Kosten. Dabei bleibt Forza 2 immer ernsthaft, will kein anspruchloses Racegame sein. Das hauseigene Force Feedback Wheel wird gut unterstützt und fördert die Racegame Atmosphäre. Ich würde so weit gehen zu sagen: Für Rennspielfans lohnt alleine für dieses Spiel die Anschaffung einer derzeit recht günstig zu habenden Xbox 360.  Der König ist tot – es lebe der König! Und das wird wohl noch eine Weile so bleiben, denn GT 5 für die PS3 ist noch in weiter Ferne.

 

GEWINNSPIEL

Fans aufgepasst! Heute haben wir Microsoft ein paar besondere Preise abgeschwatzt! Die Gewinnfrage lautet: Wieviel Pferdestärken hatte der Einstiegsrenner von Alf Waibel beim Testen NACH dem Tuning?

a)    140 PS

b)    250 PS

c)    550 PS

Aus allen Einsendungen mit der richtigen Antwort, die an redaktion@vol.at zu senden wäre, werden drei Gewinner gezogen.

 - Der erste Gewinner erhält:

Ein Microsoft Wireless Force Feedback Racing Wheel, Testbericht hier nachzulesen im Wert von zirka 130 Euro, plus ein Forza II Game und ein Forza 2 T-Shirt

– Der zweite und dritte Gewinner erhalten je ein Forza II Game und ein Forza 2 T-Shirt.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, Einsendeschluss ist der Montag, der 9. Juli.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Spiele-News
  • Forza 2: Das wahre Gran Turismo