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Flucht, die Geißel der Menschheit in unserer Zeit

Journalist und Buchautor Herbert Lackner.
Journalist und Buchautor Herbert Lackner. ©Walter Wobrazek (über TaS)
Der Journalist und Autor Herbert Lackner schrieb „ein Buch über Flüchtlinge“.

FELDKIRCH. „Flucht“, „Flüchtlinge“ – zwei der grausamsten Phänomene vor allem unserer Zeit. Die Gegenwart in dieser Hinsicht ist allseits präsent, doch Menschen, die entwurzelt, verjagt, entwürdig wurden, gab es auch schon früher millionenfach. Freilich, prominente Flüchtlinge haben immer schon die Aufmerksamkeit der Historiker etc. mehr interessiert als das Massenschicksal von Flüchtlingen. Herbert Lackner, der prominente österreichische Top-Journalist und Autor ( Profil etc.), geb. 1950, hat sich erstmals in einem Buch mit Titel „Die Flucht der Dichter und Denker“ jenen Literaten,, Dichtern, Denkern, Wissenschaftlern, Musikern, Künstlern, Intellektuellen usw.  gewidmet, die der Nazi-Herrschaft entkamen  (Ueberreuter, 2017). Über diese Neuerscheinung sprach Lackner, frei und spannend, moderiert vom Vorarlberger Historiker Burkhard Wüstner, fast zwei Stunden lang im Theater am Saumarkt.

Fluchtpunkt Frankreich

Wie erwähnt, befasste sich im Buch wie im Vortrag der Autor mit der Problematik Flucht in der Nazi-Zeit. Von den 200.000 Juden vor 1938 in Österreich  konnten 140.000 den Nazis entkommen, 65. 000 wurden aber ermordet. Als sich Hitler als fanatischer Judenhasser entpuppt hatte, ergossen sich klarerweise Flüchtlingsströme von Juden, Nazi-Gegnern etc. in jene Länder Europas, welche als vorläufig „nazisicher“ galten; nicht lange, denn seit dem deutschen Einmarsch in Paris 1940 wurden die Nazi-Opfer auch dort (wie in Belgien, Holland) verfolgt. Thomas Mann organisierte nun in Amerika eine Rettungsaktion für die verfolgten Kollegen in Europa. Herbert Lackner zeigte penibel auf einer Karte die Flüchtlingsrouten von 1933-1942, die Rolle der Schweiz und dann der USA. Er wartete mit einer Fülle berühmter Namen auf, auch mit manch amüsanter Episode aus düsterer Zeit. Die Künstlerfamilie Thomas, Heinrich und Golo Mann; Leon Feuchtwanger, der den berüchtigten „Jud Süß“ schrieb; Franz Werfel mit Gattin Alma, der in Lourdes  als Dank für die geglückte Flucht gelobte, ein Buch über die hl. Bernadette zu schreiben, das verfilmt mit Jennifer Jones ein Welterfolg wurde; Stefan Zweigs Freitod … Da gab es anonyme Passfälscher, die zu Lebensrettern wurden; den Film „Casablanca“ mit Zeitbezug; Joseph Roth und Otto von Habsburg in Paris; den Nichtjuden Robert Stolz in Amerika als österreichischen Kulturträger usw. Das Schicksal Heimgekehrter nach 1945 wurde beleuchtet (etwa Friedrich Torberg, Hilde Spiel. Karl Farkas). Und Wüstner erinnerte auch an die berühmt gewordene Perlustrierung von Carl Zuckmayer im Feldkircher Bahnhof. Ein spannender, aber beklemmender Abend.

SCH

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