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Finanzkompetenz – der weiße Fleck im Erziehungsatlas

Kaesler Media/Shutterstock.com
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Noch immer wird das Thema Geld und Finanzen in der Erziehung und Ausbildung unserer Jugend größtenteils ausgeklammert. Jungen Erwachsenen mangelt es folglich häufig am notwendigen Finanzwissen, um informierte Entscheidungen über ihr Spar- und Investitionsverhalten sowie eine Kreditaufnahme zu treffen, was die alarmierend hohen Zahlen der Jugendverschuldung in Österreich bestätigen.

Mit wirtschaftlichen Zusammenhängen kann man sich nicht früh genug beschäftigen. Ein altersgerechtes Heranführen an den Umgang mit Geld und der Aufbau von Finanzwissen hilft nicht nur später bei der Geldanlage, es hilft auch die Folgen von Verschuldung zu verstehen, Verträge zu durchblicken und eine finanzielle Schieflage zu vermeiden.

Gelderziehung bei Vorschulkindern (bis 6 Jahre) – begreifbar machen

Ziele:
– erste Sparversuche erfolgreich umsetzen
– erstes Verständnis für den Wert von Geldbeträgen entwickeln

Strategie:
Geläufige Alltagssituationen nutzen, um den Wert von Geldbeträgen zu erfahren und kleine Sparprojekte zu realisieren.

Mittel:
Erlebnisorientiertes Einbeziehen und Bilderbücher über das Sparen und den positiven Aspekt von Leistung.

Bereits kleine Kinder entwickeln Wünsche und fordern diese nicht selten mit entsprechender Hartnäckigkeit und Vehemenz ein. Mit Vernunft kommt man für gewöhnlich nicht weiter, will man einem 4-Jährigen erklären, dass EUR 25,90 viel Geld für das Objekt der Begierde sind. Stattdessen hat sich folgende Methode bewährt: Das Kind zeichnet auf ein Blatt Papier den Umriss seines Wunsches. Dann werden innerhalb der Umrisszeichnungen mithilfe einer 1-Euro-Münze so viele Euro-Kreise gezeichnet, wie der gewünschte Gegenstand kostet. Nun darf das Kind Geld, das es geschenkt bekommt oder vielleicht sogar selber verdient, in eine Sparbüchse werfen und entsprechend viele Kreise in der Umrisszeichnung ausmalen. So lernt das Kind auf spielerische Weise, wie viel sein Wunsch wert ist und kann üben, Bedürfnisse aufzuschieben.

Gelderziehung bei Kindern (6- bis 14-Jährige) – selber einschätzen

Ziele:
– den Sinn des Sparens erkennen und lernen, damit eigene Ziele zu erreichen
– den Wert eines Geldbetrages einschätzen und erstes kritisches Konsumdenken entwickeln

Strategie:
Wünsche besprechen und das Einteilen, Verzichten bzw. das bewusste Entscheiden trainieren.

Mittel:
wöchentliches/monatliches Taschengeld

Richtwert Taschengeldhöhe*:
Alter: 6 bis 8 Jahre | Taschengeldhöhe: 0,50 bis 2 Euro | Zeitraum: wöchentlich
Alter: 8 bis 10 Jahre | Taschengeldhöhe: 2 bis 3 Euro | Zeitraum: wöchentlich
Alter: 10 bis 12 Jahre | Taschengeldhöhe: 8 bis 14 Euro | Zeitraum: monatlich
Alter: 12 bis 14 Jahre | Taschengeldhöhe: 12 bis 20 Euro | Zeitraum: monatlich
Quelle: Bundeskanzleramt Österreich www.help.gv.at

Der Schuleintritt ist der geeignete Zeitpunkt, um die ersten Schritte in die Welt des Geldes zu wagen. Denn Kinder im Volksschulalter können bereits ein Gefühl für Mengen und Größen entwickeln und sind in der Lage, kleine Beträge zu addieren und ein Verständnis für Preise und den Wert von Geld zu erlangen. Gerade das Taschengeld ist ab diesem Alter eine gute Methode, sich Finanzwissen anzueignen, aber auch Alltagskompetenzen zu lernen, wie zum Beispiel Ausgaben zu planen, Entscheidungen zu treffen oder Prioritäten zu setzen.

Dabei gilt: Was die Kinder mit ihrem Geld machen, muss ihnen selbst überlassen bleiben. Die Eltern sollten ausschließlich beratend zur Seite stehen. Etwa: ”Du kannst dir Süßigkeiten vor dem Kino im Supermarkt kaufen oder danach um ein Vielfaches an der Kinokasse. ” Oder: ”Wenn du am Samstag Taschengeld erhältst und deine Lieblingszeitschrift am Mittwoch erscheint, kannst du sie dir nicht mehr kaufen, wenn du vorher alles für Süßigkeiten ausgegeben hast. ” Fehler sind dabei erlaubt: Der Lernprozess funktioniert mittels ”trial and error”.

Zudem sollte das Taschengeld, ähnlich einem fixen Einkommen, an fest vereinbarten Tagen ausbezahlt werden. Falls das Kind vor dem nächsten Auszahlungstermin alles ausgegeben hat, sollten Vorschüsse oder Extrazahlungen nicht drinnen sein. Dafür ist es notwendig, einen Zeitrahmen zu setzen. So kann etwa ein sechsjähriges Kind den Zeitraum von einem Monat noch nicht überblicken und sollte daher wöchentlich Taschengeld erhalten. Je nach Entwicklung des Kindes, kann der Zeitraum in Laufe der Zeit auch auf einen 2-wöchigen bzw. 4-wöchigen  Auszahlungsrhythmus ausgeweitet werden.

Gelderziehung bei Jugendlichen (14- bis 18-jährige) – eigenständig agieren

Ziele:
– sparen als effizientes Konzept der Bedürfnisbefriedigung erfahren
– den Zusammenhang von Geld und der erforderlichen Arbeitsleistung erkennen
– einen persönlichen Haushaltsplan erstellen und verwalten

Strategie:
Verstärkten Entscheidungsfreiraum zugestehen, gemeinsames Reflektieren des Umgangs mit Geld anhand des Haushaltsplanes.

Mittel:
– monatliches Taschengeld
– eigenes Ansparen
– eigenes Konto
– eigener Verdienst

Richtwert Taschengeldhöhe*:
Alter: 14 bis 16 Jahre | Taschengeldhöhe: 18 bis 35 Euro | Zeitraum: monatlich
Alter: 16 bis 18 Jahre | Taschengeldhöhe: 30 bis 30 Euro | Zeitraum: monatlich
Quelle: Bundeskanzleramt Österreich www.help.gv.at

Grundsätzlich sollten Teenager die vorausschauende Planung und den Überblick über einen längeren Zeitraum trainieren. Nützliche Begleitmaßnahmen bei der Taschengeldauszahlung sind persönliche Gespräche sowie das selbstständige Erstellen und Verwalten eines Haushaltsplans. Da Teenager für gewöhnlich mehr Zeit in der Schule und unterwegs sind, müssen sich diese oft selbst verpflegen. Dafür ist ein Extrabudget vorzusehen. Kauft der Teenager sich seine Bekleidung bereits selbst, sind auch diese Extrakosten, vom Taschengeld gesondert zu berücksichtigen.

Volljährig – und nun?

Spätestens ab der Volljährigkeit kann es auch sinnvoll sein, die Kinder in die eigene Finanzplanung mit einzubinden. Frühzeitig sollte dabei auch der Vermögensübergang angesprochen werden. Durch rechtzeitige Planung lassen sich steuerliche Freibeträge optimal nutzen. Ein privater Finanzplan bietet für solche Gespräche das ideale Fundament. Eltern können hierbei ihrer Vorbildfunktion in bestmöglicher Weise nachkommen und ihre Kinder schon früh in die systematische Planung der privaten Finanzen und Zukunftsvorsorge einführen. Ihre Hypo-Beraterin oder ihr Hypo-Berater entwickelt dafür gemeinsam mit Ihnen eine nachhaltige Strategie zu Ihrem persönlichen Vermögensaufbau und dem Ihrer Kinder.

Wer viel vorhat, kommt zu uns.

Hypo Vorarlberg – 17 x in Vorarlberg sowie in Wien, Graz, Wels und St. Gallen. www.hypovbg.at

*Achtung: Bei den angegeben Beträgen handelt es sich ausschließlich um Richtwerte. Kinder und Jugendliche haben keinen gesetzlichen Anspruch auf Taschengeld.

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