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Filmkomponist James Howard als Stargast bei Hollywood in Vienna

Filmkomponist James Newton Howard im Interview.
Filmkomponist James Newton Howard im Interview. ©APA
Aus seinder Feder stammen Soundtracks wie "Pretty Woman",  “Maleficent” oder "Die Tribute von Panem": James Newton Howard gehört zu den erfolgreichsten Filmkomponisten Hollywoods. Am Freitag erhält der 64-jährige Amerikaner im Konzerthaus bei der Gala "Hollywood in Vienna" den Max Steiner Award. Im Interview erläuterte Howard das Geschäft mit der Filmmusik.
Hollywood in Vienna 2015

Sie erhalten am Freitag den Max Steiner Award. Wie wichtig ist für Sie als Komponist die Arbeit von Hollywoodgrößen wie Steiner oder Erich Wolfgang Korngold?

Howard: Das ist die Grundbasis. Korngold und Steiner sind die Väter der Filmmusik, die in der Musik des 19. Jahrhunderts wurzelt. Sie haben eine Grammatik etabliert, die bis heute jedermann nutzt – mich eingeschlossen. In den 80ern gab es eine kurze Phase, in der die Orchestermusik unpopulär und der Synthesizer verstärkt eingesetzt wurde. Das war die Zeit von Harold Faltermeyer mit “Beverly Hills Cop” oder Giorgio Moroders “Midnight Express”. Niemand wollte mehr ein Orchester im Film. Und dann kam John Williams mit seinem korngoldigen Stil, worauf es auf einmal wieder hieß: Orchestermusik und Film, was für eine tolle Idee! Zwar haben viele hippe Regisseure heute immer noch Angst vor einem Orchester. Da gibt es immer noch viele Vorurteile, weil sie glauben, das würde ihre Filme zu sentimental, gefühlig machen. Aber mit einem Orchester kann man alles machen!

Nun werden Sie im Mittelpunkt einer Gala stehen, was für Filmkomponisten eher selten der Fall ist. Wie sehen Sie die Position Ihrer Zunft?

Ich bekomme eine unheimliche Anerkennung. Ich bin der glücklichste Mensch der Welt! Ich werde sehr gut dafür bezahlt, Musik zu komponieren. Das ist ein Traum! Zugleich muss man sagen, dass die meiste Filmmusik nicht wirklich gut ist – vieles ist okay, aber nicht dafür qualifiziert, im Konzerthaus zu erklingen. Qualität setzt sich aber durch. Auch in den USA gibt es mittlerweile große Konzerte mit Filmmusik.

Sie werden in Wien auch Workshops anbieten. Wie vermittelt man Filmmusik an Studenten?

Filmmusik kann man nicht lernen. Ich sage das den Studenten nicht, um sie nicht zu entmutigen. Wobei – eigentlich mache ich es ihnen schon klar, denn man will ja nicht, dass junge Menschen einen Karriereweg in einem Bereich einschlagen, in dem sie nicht besonders gut sind. Man muss es natürlich mal probieren, aber man darf nicht überrascht sein, wenn man nicht gut ist.

Sie selbst haben schon Musik für alle möglichen Filmgenres komponiert. Was sind Ihre persönlichen Kriterien, einen Auftrag anzunehmen?

Entweder ein Regisseur, den ich kenne und schätze, ein tolles Drehbuch oder die Vermutung, dass es eine tolle musikalische Gelegenheit ist. Wenn mir so etwas wie “Lawrence of Arabia” angeboten wird, werde ich das immer machen! Ich schreibe eigentlich nicht besonders gern für romantische Komödien – da ist man stilistisch sehr limitiert. Leicht ist das aber auch bei Blockbustern wie “Dark Knight” oder “King Kong” nicht. Die wirklichen Chancen hat man im Independentfilm. Wenn die Budgets kleiner sind, muss man kreativer sein.

Womit beginnen Sie konkret, wenn Sie einen Auftrag angenommen haben?

Das hängt davon ab. Oftmals habe ich Gespräche mit dem Regisseur, wenn ich das Drehbuch gelesen habe und beginne mit der Komposition, bevor die Dreharbeiten laufen. Ich erstelle dann eine Suite, aus der ich, wenn der Film fertig ist, die Motive und Ideen extrahiere. Das ist dann ein sehr handwerklicher Vorgang, bei dem man sich Sachen herausschneidet und neu zusammensetzt.

Sie zeichnen schon für deutlich mehr als 100 Scores verantwortlich. Wie lange arbeiten Sie durchschnittlich an einem Film?

Ich bin schnell. Aber natürlich nehme ich mir die Zeit, die man mir gibt. “Maleficent” hat etwa eineinhalb Jahre gedauert, weil sie am Film viel geändert haben. “King Kong”, der fast drei Stunden Musik hat, habe ich dagegen in fünf Wochen geschrieben. Das war allerdings furchtbar – das möchte ich nie mehr machen müssen. Im Schnitt werden es wohl drei oder vier Monate sein.

Sie haben seit “Sixth Sense” die Musik zu praktisch allen Filmen von M. Night Shymalan geschrieben. Sein neuestes Projekt “The Visit” kommt nun ganz ohne Musik aus. Gabe es einen Streit zwischen Ihnen?

Es gab keinen Bruch, wir sind nach wie vor gute Freunde. Ich habe Night immer gesagt: Wir haben toll zusammengearbeitet, aber es gibt viele Blumen im Garten. Es muss nicht immer dieselbe sein. Wenn Du eine andere ausprobieren willst, mach das.

(Martin Fichter-Wöß/APA)

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