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Festnahmen nach Flüchtlingstragödie im Mittelmeer

Hunderte Tote nach Flüchtlingskatastrophe
Hunderte Tote nach Flüchtlingskatastrophe
Nach dem Flüchtlingsunglück im Mittelmeer mit rund 850 Opfern sind der Kapitän und ein zweites Crewmitglied festgenommen worden. Dabei handelt es sich um einen 27-jährigen Tunesier und einen 25-jährigen Syrer.
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27 Überlebende des Schiffsbruchs, zu denen auch die zwei Festgenommenen zählten, landeten in der Nacht auf Dienstag in der sizilianischen Stadt Catania.

Dem Kapitän des Flüchtlingsbootes wird vielfacher Totschlag, Verursachen eines Schiffsuntergangs und Beihilfe zur illegalen Einwanderung vorgeworfen. Der 25-jährige Syrer wird der Beihilfe zur illegalen Einwanderung verdächtigt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft von Palermo, die wegen des Schiffsunglücks ermittelt, kenterte das in Libyen gestartete überfüllte Boot in der Nacht zu Sonntag wegen eines Fehlers des Kapitäns. Dieser verursacht eine Kollision mit dem portugiesischen Handelsschiff “King Jacob”, das den Flüchtlingen zur Hilfe geeilt war.

katas
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Wegen der dadurch ausgelösten panischen Bewegungen der Flüchtlinge an Bord kippte das Boot. Das portugiesische Frachtschiff, das als erstes dem Notruf des Schlepperboots gefolgt war, sei “in keiner Weise” an dem Unglück schuld, versicherte der ermittelnde Staatsanwalt Giovanni Salvi. Dieser berichtete, dass sich über 850 Menschen an Bord des Fischerbootes befanden, viele waren im Lagerraum des 20 Meter langen Kutters eingesperrt.

mittelmeer4
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Trauerzeremonie in Malta

In der maltesischen Hauptstadt Valletta ist am kommenden Montag eine interreligiöse Trauerzeremonie für die 24 Todesopfer des Flüchtlingsunglücks geplant. Die Zeremonie soll vom neuen maltesischen Erzbischof, Charles J. Scicluna, und vom Imam der moslemischen Gemeinschaft zelebriert werden. Die Leichen der 24 Todesopfer wurden in einem Leichenhaus im Krankenhaus “Mater Die” in Valletta aufgebahrt. Mehrere Bürger und die maltesische Präsidentin Marie Louise Coleiro legten Blumen vor den Särgen nieder.

Die Flüchtlingswelle hält inzwischen weiter an. Unweit der Küste der süditalienischen Region Kalabrien wurden von der italienischen Marine 446 Migranten gerettet. Die Migranten hatten um Hilfe gebeten, nachdem ihr Boot in Seenot geraten war. An Bord befanden sich unter anderem 59 Kinder.

Italienische Marine unter Druck

Die italienische Marine und Küstenwache ist wegen der massiven Flüchtlingswelle im Mittelmeer unter Druck. “Wir sind erschöpft, wir sind mit einem wahren Ansturm konfrontiert und am Ende unserer Kräfte”, klagte der Kommandant der italienischen Hafenbehörden, Admiral Felicio Angrisano am Dienstag. Täglich seien 2.000 Personen auf See und am Festland im Einsatz, um die Flüchtlinge zu versorgen. Marine, Küstenwache und Hafenbehörden seien seit Wochen arg unter Druck. “Wir sind mit einem biblischen Exodus konfrontiert. Wir leisten im Rahmen des EU-Einsatzes ‘Triton’, was möglich ist, doch jetzt ist die Zeit für eine Mobilisierung der EU gekommen”, meinte Angrisano.

Das italienische Rettungsprogramm für Flüchtlinge “Mare Nostrum” war vergangenes Jahr ausgelaufen. Es wurde durch die EU-Grenzschutzmission “Triton” abgelöst. Menschenrechtler und Hilfsorganisationen sehen darin aber mehr eine Abschreckungsmaßnahme als ein Rettungsprogramm für Menschen in Not. Rom pocht auf mehr Hilfe aus Europa, um die Flüchtlingskrise in den Griff zu bekommen.

Weitere Festnahmen in Griechenland

Auch in griechenland hat die Küstenwache einen Tag nach der Flüchtlingstragödie mit drei Toten vor Rhodos zwei mutmaßliche Schlepper festgenommen, die von den überlebenden Migranten als Besatzung identifiziert worden waren. Der Kutter war am Montag auf einem felsigen Abschnitt der Küste von Rhodos zerschellt, 90 Menschen überlebten.

Die EU-Außen- und Innenminister hatten bei ihrem Treffen am Montag in Luxemburg einen Zehn-Punkte-Plan der Kommission unterstützt, der unter anderem eine Ausweitung der Seenotrettung und die Zerstörung von Schlepperbooten vorsieht. Der Plan soll auf dem EU-Gipfel am Donnerstag von den Staats- und Regierungschefs beraten werden.

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