Die deutsche Kriegsplanung am Anfang des 20. Jahrhunderts basierte auf den Schlieffenplan. Dieser sah einen raschen Sieg über Frankreich vor, während die österreich-ungarische Armee die Russen in Schach halten sollten. Sobald Frankreich besiegt sei, würden die Deutschen an die Ostfront verlegen und gemeinsam würde man Russland besiegen. Um die starken französischen Festungen zu umgehen, griff Deutschland über das neutrale Belgien an – und stieß hier ebenfalls auf modernste Festungen.
Dicke Bertha und Schlanke Emma
Um den engen Zeitplan einhalten zu können, benötigte das deutsche Heer schwerste Artillerie – die ersten “Wunderwaffen” des Krieges. Neben dem Eisenbahngeschütz “Dicke Bertha” verlangte Deutschland nach Österreichs 30,5 Zentimeter Mörsern von Skoda, genannt “Schlanke Emma”. Die österreichischen Geschütze waren zwar kleiner als das Eisenbahngeschütz, dafür jedoch dank ihrer Motorisierung nicht auf die Eisenbahn angewiesen und damit beweglicher. Österreich-Ungarn lieh den Deutschen vier Batterien des Mörsers, darunter die Batterie des Vorarlberger Hauptmanns Ferdinand Amann.
Jüngster von zwölf Kindern
Ferdinand Amann wurde am 18. April 1868 als jüngstes von zwölf Kindern geboren. Der Sohn des Adlerwirts und Mesners Kaspar Amann besuchte das Gymnasium in Feldkirch, absolvierte die Matura mit Auszeichnung und studierte in Innsbruck Germanistik, bis er eingezogen wurde. Nach seinem Dienst als Einjährig-Freiwilliger blieb er als Leutnant der Festungsartillerie beim Heer. Beim Kriegsausbruch war Ferdinand Amann 46 Jahre alt, ledig und in Heidenschaft bei Görz (Italien) stationiert. Von hier ging es nach Belgien, ohne das Österreich-Ungarn zu diesem Zeitpunkt Belgien den Krieg erklärt hatte.
Von Lüttich bis Antwerpen
Der erste Einsatz der österreichischen Geschütze sollte die Eroberung der Festung Lüttich sein. Beim Eintreffen von Amanns Batterie am 19. August waren die Forts bereits seit drei Tagen erobert. Ab dem 20. August bombardierten sie von nördlich der Maas die Festung Namur, die eine Woche später erobert wurde. Von hier ging es für Amanns Batterie zur Eroberung der Festung Maubeuge. Vom 24. September bis 11. Oktober beschoss der Vorarlberger die stärkste Festung Europas: Antwerpen. Eine von ihm getroffene Panzerkuppel findet sich noch heute im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien.
Ein tödlicher Unfall
Nach dem Fall von Antwerpen sollten die Geschütze zur Überholung nach Köln. Bei Lüttich, dem ersten Einsatzort der österreichischen Mörser, entgleiste ein Teil des Zuges. Amann erlitt dabei schwere Kopfverletzungen, denen er im Spital in Köln erlag. Ferdinand Amann war somit der erste österreichische Verlust an der Westfront. Für seine militärische Leistung erhielt er das österreichische Militärverdienstkreuz 3. Klasse und das deutsche Eiserne Kreuz 2. Klasse. Doch auch in Vorarlberg lebende Deutsche kämpften – und fielen – an der Westfront. Der erste aus Vorarlberg kommende Gefallene an dieser Front war der in Bregenz lebende Anton Schmid. Er starb am 10. April in Lothringen.
Grab beim Kriegerdenkmal
Der Leichnam Ferdinand Amanns wurde per Eisenbahn in seine Heimat Koblach überstellt. Der Militärhistoriker Oberst Erwin Fitz berichtet im Magazin des Schwarzen Kreuzes von der Überführung, die sich laut deutscher Blätter als eindrucksvolle Kundgebung gestaltet habe. Am 22. Oktober wurde der Hauptmann der Festungsartillerie mit allen militärischen Ehren bestattet. Auf seinem Grab befindet sich heute ein Kriegerdenkmal.
(MRA)
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