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So leben die Asylwerber in Gisingen

In der Werkstatt dürfen die Flüchtlinge im Rahmen der Nachbarschaftshilfe ihren Teil beitragen.
In der Werkstatt dürfen die Flüchtlinge im Rahmen der Nachbarschaftshilfe ihren Teil beitragen. ©Emir T. Uysal
Einblicke in den Alltag der Flüchtlinge im Haus Abraham.
Impressionen Haus Abraham

Feldkirch. (etu) In der Hämmerlestraße abgebogen, befindest du dich im Dreihammerweg. Auf der linken Seite ist ein großes Haus wahrzunehmen. Neu ist anders. Einige dunkelhäutige Männer und Frauen stehen beim Eingang und sprechen miteinander. Aus der Ferne ist das Gesprochene nicht richtig zu verstehen. Einige Schritte später hörst du ein gebrochenes „Ja, morgen ist Deutschtest“. Die Menschen drehen sich zu dir hin. Erst werden skeptische Blicke ausgetauscht, dann folgt ein freundliches „Hallo – willkommen“. Du befindest dich vor dem Haus Abraham, das älteste intakte Flüchtlingsquartier in Vorarlberg. Derzeit leben 422 Flüchtlinge in Feldkirch – 52 davon sind hier untergebracht.  Die Asylsuchenden stammen überwiegend aus Syrien, Somalia, Pakistan, Afghanistan, Südafrika, Nigeria und Sri Lanka.

Der Weg ins Haus Abraham
Doch wie verläuft der Alltag der Asylwerber im für sie so fremden Land? Die VN-Heimat war in Gisingen und hat nachgefragt. Von den Erstaufnahmezentren Traiskirchen und Talham werden die Flüchtlinge in Quartiere wie das Haus Abraham zugewiesen“, erzählt Jasmin Stevic, Flüchtlingsbetreuerin der Caritas. „Wenn diese nach Vorarlberg geschickt werden, ist die nächste Station die Tennishalle Götzis.“ Es ist zwar kein Wunschkonzert, dennoch versuchen die Mitarbeiter, Familien zusammenzubringen.

Werkstatt als Herzstück
Wichtig ist es, eine Struktur in den Alltag der Asylwerber im Haus Abraham zu bringen. Sie sind Selbstversorger und müssen für sich einkaufen und kochen. Herzstück ist die hauseigene Werkstatt, die von Betreuer Neven Trobonjaca vor einigen Jahren ins Leben gerufen wurde. Dort werden Möbel wie Schränke und Betten hergestellt und im Rahmen der Nachbarschaftshilfe honoriert. Den Asylwerbern ist es möglich, dort 31 Stunden im Monat zu arbeiten. Weitere unzählige Stunden verbringen sie in der Werkstatt, um ehrenamtlich anderen Flüchtlingen unter die Arme zu greifen. Ein wichtiges Element für die Freizeitgestaltung ist der Sport. Viele Flüchtlinge sind begeisterte Fußballer und spielen zweimal wöchentlich mit einem professionellen Trainer in Nofels. Öfters wird auch ein Frauencafé veranstaltet, dort werden spezifische Frauen-Themen behandelt. 

Fünfmal die Woche Deutsch
Die Zimmer im Haus Abraham sind klein. Es passen gerade mal zwei Betten und zwei Kleiderkästen hinein. „Es ist kein Hotel, aber die Menschen sind froh, ein Dach über dem Kopf zu haben“, betont Betreuerin Carina Zengerle. Alter und Geschlecht sind quer durchmischt. Der jüngste Bewohner ist drei Jahre alt, der älteste feierte heuer seinen 55. Geburtstag.
Da die Bewohner selbst aus verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Sprachen kommen, ist der Deutschkurs äußerst wichtig. „Ein besonderes Erlebnis war, als sich ein Syrer und ein Südafrikaner in der Werkstatt in Deutsch unterhalten haben und sich sichtlich freuten, dass die Kommunikation funktionierte.“ Fünf Mal wöchentlich wird die deutsche Sprache im Begegnungsraum gelehrt. Die Flüchtlinge zeigen sich bemüht, denn sie wissen: Ohne Amtssprache werden sie nicht weit kommen.

„Nicht alles rosig“
Husam Rajab hat es geschafft. Der gelernte Tischler hat vom Staat den langersehnten Konventionsstatus erhalten und unterstützt ab Dezember im Rahmen eines freiwilligen Praktikums das Team des Haus Abraham in der Werkstatt.
„Es ist nicht alles rosig, – doch der Mensch steht im Vordergrund“, meint Stevic. Es gäbe natürlich hin und wieder Komplikationen. Diese gäbe es aber überall, wo eine große Menschenmasse  mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zusammenkommt. Wichtig sei es hier, nicht Länder im separaten, sondern die Person zu beurteilen.

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