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Ist das Vorstellung oder Wirklichkeit?

Allgemeine Verwirrung: Fährt hier gerade ein Zug durch das Büro?
Allgemeine Verwirrung: Fährt hier gerade ein Zug durch das Büro? ©Verena Kogelnig
Unglaublich gelungenes Schultheater über Wirklichkeit und Glaube.
Gott sei Dank! Aber dauert es noch lange?

Feldkirch. (vko) Gott schaute letzten Freitag im Theater am Saumarkt vorbei. Wenngleich dort keine Einigkeit darüber herrschte, ob es wirklich das TaS war – oder doch eher ein Wald, ein Bahnhof oder gar Gasthaus. Die Uneinigkeit herrschte zumindest unter den Charakteren des Stückes, welches Markus Bertsch mit der Theatergruppe der Mittelschule Oberau in Gisingen inszeniert hatte. Einigkeit hingegen bestand unter den Zuschauern, die durchweg vom Spiel der Schüler begeistert waren.

Was wirklich ist

Wie war das nun mit Gott? Nicht zu glauben, dass sie zur Vorstellung kam? Hier wären wir schon mitten im Thema des Stücks, das den Titel trug: „Gott sei Dank! – Aber dauert’s noch lange?“. Einfallsreich und mit Sprachwitz philosophierte Bertsch darin zur Frage: „Ist das, was ich glaube, wirklich die Wahrheit?“ Der Lehrer und Leiter des Freifaches, in dessen Rahmen er mit den Schülern das Stück erarbeitete, verfasste selbst den Text. In pikantem Schlagabtausch gingen die skurrilen Charaktere der Wirklichkeit auf die Spur – oder dem, was sie für wirklich hielten. Dabei kamen sie sich nahe, hielten sich auf Distanz und prügelten sich gar. Dass auf der Bühne Gott (Paula Montoya) auftauchte und ihre Brille suchte – ja, sie war eine Frau – erwies sich nur als eine der spannenden Wendungen der Handlung. Mehr als dass Gott dabei die Fragen klärte, trug sie selbst zur Verwirrung bei.

Wahrhaftig grandios

Mit Bravour navigierten die jungen Schauspieler durch die komplexen Dialoge. Unter den Akteuren waren alle Schulstufen vertreten. Anfänger wie Geübte beeindruckten durch ihr hingebungsvolles Spiel. Ob die Bürgermeisterin (Amela Ruznic), die im Park einen Cappuccino ohne Kaffee bestellte, oder der Klositzer (Ambra Baeli), ob Flip (Dijana Ignjatic), der am Bahnhof ein Sonnenbad nehmen wollte, oder Gottes Gehilfen Holzapfel (A. Baeli) und Schlehwein (Salome Klammer), alle überzeugten darstellerisch davon, dass ihre Anschauung, was wirklich sei, stimmen müsse. Zusammen mit Garderobe, Requisiten, Kostümen, Beleuchtung und Ton, durchweg von Bertsch selbst organisiert, kreierten sie ein wahrhaft grandioses Bühnenerlebnis.

Von der Vorstellung zur Wirklichkeit

Länger als ein Jahr schrieb Bertsch am Text, den er mehrmals überarbeitete. Erst am Mittwoch, am Vortag der ersten Schulaufführung, fügte er den letzten Satz hinzu. Er hatte seit Dezember 2016 mit den jungen Schauspielern geprobt. Souverän geleiteten diese das Publikum durch die Verwirrung um Glaube, Vorstellung und Wirklichkeit. Schließlich knüpften sie an die Realität jenseits der Bühne an mit der Antwort, die sie fanden: Besser als sich über differierende Anschauungen zu streiten, ist es, gemeinsam ein Fest zu feiern. Am besten das Jubiläumsfest des Theaters am Saumarkt!

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