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In memoriam Eva Jakob

Eva Jakob ist 83-jährig verstorben.
Eva Jakob ist 83-jährig verstorben. ©Stadt Feldkirch
Das Team der Johanniterkirche trauert um Eva Jakob, die Gründerin der Ausstellungen in diesem außergewöhnlichen Raum, die am 3. Februar im Alter von 83 Jahren verstorben ist. Nur mit ihrer Hartnäckigkeit und Kämpfernatur und auch mit ihrem offenen Geist und ihrem besonderen Gespür war es möglich, diesen außergewöhnlichen Raum zu einem Ort der Kunst und des Austausches zu machen.

Initialzündung für die Kultur in der Johanniterkirche war die Aufführung des Stücks „Ich, ein Jud“ von Walter Jens durch den Schauspieler Dietmar Nigsch 1995. Der Kuratorin Eva Jakob gelang es nach dieser Theateraufführung die Johanniterkirche als Ausstellungraum für zeitgenössische Kunst zu etablieren. Größen des internationalen Kunstbetriebs wie Jenny Holzer, Janet Cardiff und Anish Kapoor setzten sich mit der Johanniterkirche genauso auseinander wie regionale KünstlerInnen. Sie alle suchten die Herausforderung, sich an der dominanten Architektur des Gebäudes zu reiben, das Elemente einer intakten Kirche und Reste einer Baustelle vereint. In diesem Spannungsfeld entstanden aufregende Ausstellungen. Mal überzeugte die Dichte, mal die völlige Reduktion der Installationen.

Seit 2011 kuratiert Arno Egger das Programm. Er führte 2009 mit seiner Vorgängerin folgendes Interview, das wir zur Erinnerung an Eva Jakob erstmals veröffentlichen:

 

Arno Egger: Frau Jakob, wir sprechen hier über Ihre Tätigkeit als Kuratorin für die Johanniterkirche, vor uns liegt die Arbeit der letzten drei Jahre in Form von diesem Katalog. Was war für Sie das Besondere in den letzten drei Jahren?

Eva Jakob.: Das ist wirklich schwer zu sagen, aber was ganz sicher ist, ist dass jede Ausstellung etwas Besonderes hatte. Vielleicht muss man an dieser Stelle daran erinnern, dass bevor ich die Kirche als Ausstellungsort entdeckt habe, das Gotteshaus 10 Jahre einfach geschlossen war.

 

Dietmar Nigsch hat die Kirche damals entdeckt und  sie mit „Ich, ein Jud“ ein Stück von Walter Jens bespielt.

Ja, seinerzeit gab es dieses eindrückliche Theaterstück in der Johanniterkirche. Als ich diesen Ort zum ersten Mal gesehen habe, war mir sofort klar, dass da etwas geschehen muss. Nach dem Theater bin ich zum damaligen Bischof Dr. Dr. Klaus Küng hingegangen und fragte ihn, ob ich die Kirche mit zeitgenössischer Kunst bespielen dürfe. Worauf er sagte: „Ja sehr gerne, aber nicht mit mir“.

 

Und was hieß dieses „nicht mit mir“?

Dies hieß: Gehen Sie zum Generalvikar Dr. Elmar Fischer, dem jetzigen Bischof, und tragen Sie ihm ihre Bitte noch einmal vor, und zu meinem Glück war dieser sofort für meine Idee zu gewinnen. Er war ein wichtiger Partner bei der Realisierung dieses Projekts.

 

Wer war die/der erste KünstlerIn in der Kirche, was wurde ausgestellt?

Die erste Ausstellung hat Caroline Ramersdofer gemacht. Ich habe ihr einfach die Tür zur Kirche geöffnet und sie hineingeführt, das genügte damals schon, denn auch sie war sofort gefangen von dem Raum mit den Grabungen und den Skeletten, die damals noch offen in ihren Gräbern lagen. Nachdem die Kirche ja solange geschlossen war, waren alle sehr neugierig, und es hat sich ein ziemlicher Besucherandrang ergeben.

 

Das zeichnet ja die Kirche aus, dass sie die Neugier bei den Leuten weckt.

…und dafür sind aus meiner Sicht drei Komponenten verantwortlich: Zuerst einmal „stolpern“ die Besucher in den offenen Kirchenraum geradezu hinein, sodann nimmt der Raum mit seinen Dimensionen insbesondere gefangen, und dann hat der Ort mit den offenen Ausgrabungen etwas Mystisches an sich.

 

Mystisches nur aus der Geschichte oder zwischenzeitlich auch schon wegen den vielen Ausstellungen, die darin gezeigt wurden?

Dies ist ein wesentlicher Punkt. Inzwischen kann man sagen, dass die Weltelite hier schon zu Gast war. Ich sage nur drei Namen: Jenny Holzer, Anish Kapoor und Michael Craig Martin. Ich sehe heute noch den riesigen Baumstamm von Jenny Holzer vor mir, welcher vom Bregenzerwälder Holzschnitzer Wendelin Hammerer als Schriftträger für den Text von Jenny Holzer bearbeitet und in der Kirche aufgestellt wurde. Vielleicht kommen ja die Künstler jetzt zu uns, da so berühmte Namen hier gearbeitet haben.

Die bildende Kunst hat die Aufgabe Grenzen zu verschieben, Dinge in Frage zu stellen und dieses auch zu zeigen. Dazu hat Markus Lüpertz folgendes gesagt: „Künstler helfen Gott bei der Erschaffung der Welt.“

 

Mit dem Wissen von heute würden Sie das Ganze noch einmal machen?

Logischerweise ja, denn man kann eigentlich nur mit guten Willen und nach besten Kräften handeln.

 

Arno Egger: Vielen Dank für das Gespräch.

 

Quelle: Stadt Feldkirch/Palais Liechtenstein/Hermann Amann

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