Feldkirch „Wir sollten die Zeit nicht immer vollstopfen mit sinnvollen Tätigkeiten“, ist Christian Futschers Meinung. „Meine Devise ist die vom glücklichen Tellerwäscher, der die Zeit verplempert.“ Keine verplemperte Zeit war der Abend im Theater am Saumarkt, bei dem der in Wien lebende Autor aus seinem neuen Buch „Wer einsam ist in der großen Stadt“ las. Für die Sinne bot er vorigen Donnerstag Amüsantes und Anregendes, ohne dem Wahn nach Sinn zu verfallen – mit seinem unverblümten Stil und eigenen Liedern, die er selbst auf der Gitarre begleitete.
Von einsamen Zipfelmützen
1986 verschlug es den Feldkircher nach Wien. Sein Buch inspirierten die Erfahrungen mit dem Leben in der Stadt. Dazu verarbeitete Futscher Beobachtungen, die ihm bei der Arbeit in dem Stadtheurigen, dessen Pächter er lange Jahre war, zuflossen. Seine aufrüttelnde Offenheit garnierte er mit erfrischendem Sarkasmus. Er servierte Texte mit einem Bezug zu Feldkirch, wie etwa einen Auszug aus seinem Tagebuch von 1977. Dann wiederum kündete er von der Einsamkeit und Befremdung in der Stadt. So handelte „Vom Leben in der großen Stadt“ von der verrohten Gram des Erzählers, der die Gelegenheit verpasst hatte, einem Zwerg die Zipfelmütze wegzuschnappen. In „Lieber Exzedent“ gab Futscher eine Kostprobe seines Talents, Mundarten zu imitieren – hier das Böhmische des „Soldaten Schwejk“.
Der Reichtum eines Tellerwäschers
Unterschiedlichste Texte und Stile trug der mehrfache Preisträger auf. Bisweilen haderte der Erzähler damit, was aus Träumen hätte werden können. Doch gerade in seinem Stil des Unvollendeten, mitten im Satz abbrechend und einem neuen Erzählimpuls folgend, spiegelte Futscher seine Lebenssicht: nicht immer endet man vollendet als Millionär – doch die Realität mit ihren Brüchen und Unwägbarkeiten zu nehmen, wie sie ist, verheißt ganz eigenen Reichtum. So verstand sich der Satz aus seinem Buch, dem er volle Sympathie bekundete: „Ich wollte schon immer ein Tellerwäscher werden.“ vko
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