Mitte Jänner begann die Aktion, das Ergebnis spricht für sich: Landtag, Grüne, VOL.AT und VN baten die Vorarlberger um Unterstützung. Es gilt, klar zu deponieren, dass der Bodensee für die umstrittene Gasfördermethode des Fracking tabu bleiben muss. In Baden-Württemberg haben britische Unternehmen die erworbenen Konzessionen zur Gassuche inzwischen zur Handelsware gemacht. Der Bodensee aber dient Millionen Menschen als Erholungsparadies und Trinkwasserspeicher. Fast 60.000 Unterschriften dokumentieren klar, dass das so bleiben muss. Land und VN werden die Unterschriften u. a. in Brüssel übergeben.
Zu schwer für eine Schublade
Wochenkommentar von Thomas Matt (VN):
Fast 60.000 Unterschriften wiegen schwer. Oder etwa nicht? Nehmen die Verantwortlichen so was auf die leichte Schulter? Finden Unterschriften auch im fünfstelligen Bereich letztlich in Schreibtischschubladen ihre ewige Ruhe? Wohl kaum. Natürlich werden wir Ihre 60.000 Unterschriften gegen Fracking am Bodensee weiterreichen. Wir werden sie dem EU-Kommissar und Frackingbefürworter Günther Oettinger auf den Tisch legen. Er war ja einmal Regierungschef in Baden-Württemberg. Vielleicht klingen aus dieser Vergangenheit noch Saiten an? Bundeskanzler Werner Faymann wird Ihre Unterschriften künftig im Gepäck haben, wann immer ihn der Weg nach Brüssel führt. Rund um den Bodensee hat die Aktion längst Beachtung gefunden. Von St. Gallen bis Konstanz hallt das Votum wider.
Es lautet: Wir lassen nicht zu, dass ihr sorglos mit unseren Lebensgrundlagen umgeht. Wir werden nicht dulden, dass Konzerne welcher Nationalität auch immer ihr Geld auf Kosten unserer Sicherheit verdienen. Es lautet auch: Wir haben begriffen, dass die herkömmlichen Ressourcen zur Neige gehen. Auch wenn es Verzicht bedeutet, reden wir dem Ausbau erneuerbarer Energien das Wort. Das ruft sich freilich leicht über die Grenze nach Deutschland hinüber. Aber wenn Vorarlberg sein Ziel der Energieautonomie 2050 nicht aus den Augen verliert, werden wir uns in ein paar Jahren an unser Bekenntnis erinnert fühlen. Das darf uns dann nicht peinlich sein.
Annähernd 60.000 Unterschriften werden vielleicht da und dort den leitenden Beamten zur „Bestattung Erster Klasse” übergeben, sobald die Initianten den Raum verlassen haben. Aber ändern wird das nichts. Wann immer in Zukunft über Fracking am Bodensee gestritten, beraten oder spekuliert wird, werden annähernd 60.000 Namen die Kulisse bilden. Wer auch immer den Bohrkopf am See in die Erde senken will, wird 60.000 Namen mitbedenken müssen. Namen übrigens, die sich in bester Gesellschaft befinden. Eben erst hat Rex Tillerson, Konzernchef von ExxonMobil, gegen eine Frackinganlage in seinem eigenen Wohnort Protest angemeldet. ExxonMobil hat sich 2009 mit 25 Milliarden Dollar ganz groß ins Frackinggeschäft eingekauft. Nur eben nicht vor der eigenen Haustür. Am liebsten weit weg. Vielleicht gar am Bodensee? Da gibt’s außer 60.000 Unterschriften nichts zu holen.
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