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Familiensynode: Bischöfe finden keinen Konsens bei Homo-Ehe und Geschiedenen

Bischöfe ohne Konsens bei Streitthemen - Synode geht zu Ende
Bischöfe ohne Konsens bei Streitthemen - Synode geht zu Ende ©AP
Von einem Erdbeben in der katholischen Kirche war schon die Rede. Ein neuer Umgang mit Homosexuellen und Geschiedenen schien in greifbarer Nähe. Zwar ist die Weltkirche nun erst einmal wieder zurück in der Realität. Doch der Papst hat einiges in Gang gebracht. Am Sonntag wurde es aber noch einmal feierlich.
Papst Paul VI. seliggesprochen

Die Überraschung ist ausgeblieben: Am Ende der zweiwöchigen, teils kontrovers geführten Synode im Vatikan bleiben heikle Themen wie Homo-Ehe und Scheidung strittig. Auf der Familiensynode im Vatikan haben sich die Bischöfe auf keinen breiten Konsens beim Umgang mit Homosexuellen und Geschiedenen einigen können. Das ging aus dem am Samstagabend vorgestellten Abschlussdokument der Familiensynode hervor. Offiziell geht die Familiensynode am Sonntag mit der Seligsprechung von Papst Paul VI. zu Ende.

Strittige Themen im Mittelpunkt

Offen sprechen und zuhören – das hatte Papst Franziskus von den Bischöfen zum Start der Synode gefordert. Und tatsächlich debattierten die rund 200 Bischöfe zwei Wochen lang in einer vorher von vielen nicht für möglich gehaltenen Art und Weise über für die Kirche so heikle Themen wie Verhütung, Homo-Ehe, Scheidung, Polygamie und die zerstörerischen Folgen von Krieg, wirtschaftlicher Not und Unterdrückung für Familien.

Keine Zwei-Drittel-Mehrheit

Die Kirchenoberen hatten zwei Wochen lang teils kontrovers beraten. In dem am Samstag vorgestellten Dokument fanden drei strittige Punkte zum Umgang der Kirche mit Homosexuellen und Geschiedenen nur eine einfache, nicht die eigentlich angestrebte Zwei-Drittel-Mehrheit, um die Haltung der gesamten Synode widerzuspiegeln.

Beispielsweise fand eine Passage zum Umgang mit Homosexuellen keine solche Mehrheit: Darin ist zum einen die Rede davon, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht mit der Ehe von Mann und Frau gleichgesetzt werden dürften, homosexuellen Menschen aber mit “Respekt und Taktgefühl” begegnet werden müsse.

Eine andere Passage betraf Überlegungen zu einer möglichen Wiederzulassung von Geschiedenen zur Kommunion. Auch diese erreichte nur eine einfache, nicht aber eine “qualifizierte” Mehrheit, mit der die Haltung der gesamten Synode repräsentiert worden wäre.

Gläubige sehen Kluft zwischen Leben und Lehre

Sogar die “einfachen” Kirchenmitglieder in aller Welt waren nach ihrer Meinung gefragt worden. Das Ergebnis: Viele Gläubige fühlen eine Kluft zwischen ihrem wirklichen Leben und der Lehre ihrer Kirche.

Heftige Diskussionen

Dieser Diagnose konnten sich die “Synodenväter” nicht verschließen, als sie mit den Beratungen im Vatikan begannen. Wie heftig dann aber diskutiert wurde, macht vielleicht die Reaktion konservativer Bischöfe auf den viel beachteten Zwischenbericht der Synode nach der ersten Woche deutlich.

Zwischenbericht sorgt für Aufregung

Der am Montag veröffentlichter Zwischenbericht hatte Aufsehen erregt. Darin war von der Notwendigkeit “mutiger Entscheidungen” die Rede. Vor allem beim Umgang mit Homosexuellen sahen viele Beobachter eine neue Tonlage der Kirche. Von konservativer Seite wurde umgehend Kritik laut, das Papier gehe zu weit.

Bischöfen distanzieren sich von Papier

Nachdem dieser einen für viele Beobachter grundlegend neuen Ton im Umgang mit Homosexuellen anschlug, protestierten einige Bischöfe heftig. Sie distanzierten sich öffentlich von dem Papier und äußerten Kritik.

“Entschärftes” Papier ohne verbindlichen Charakter

Sogar der Vatikan sah sich nach der Veröffentlichung des Berichts und den anschließenden Diskussionen zur Klarstellung gezwungen, dass es sich lediglich um ein Arbeitspapier handle. Es folgte, was viele dann erwartet hatten: In Kleingruppen wurde weiter gestritten, und am Ende steht ein eher “entschärftes” Papier, das ohnehin keinen verbindlichen Charakter hat und nur die Synode im kommenden Jahr vorbereitet. Ein Jahr lang wird in der Kirche also erst einmal weiter diskutiert, bevor sich tatsächlich etwas bewegen könnte.

Grundlage für weitere Diskussionen

Vatikan-Sprecher Federico Lombardi betonte am Abend, das nun verabschiedete Abschlussdokument diene als Grundlage für weitere Diskussionen und sei kein lehramtliches Dokument. Definitive Entscheidungen waren im Vorfeld nicht erwartet worden. Das Treffen der Bischöfe – das waren zumeist Vorsitzende der Bischofskonferenzen, Kurienvertreter oder andere führende kirchliche Würdenträger – sollte eine Synode zum gleichen Thema im kommenden Jahr vorbereiten.

“Zwei Schritte vor, einer zurück”

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, sieht den Abschlussbericht der Familiensynode im Vatikan als “Kompromisstext”, wie er am Samstagabend in Rom sagte. “Es ist immer ein Auf und Ab, zwei Schritte vor und einer zurück.” Er bemüht sich, das Positive zu sehen: “Wir hätten vor ein oder zwei Jahren nicht gedacht, dass diese Thematik, und auch wie sie diskutiert worden ist, möglich ist auf dieser weltkirchlichen Ebene.” Das Glas sei “halb voll”, aber an einigen Stellen habe er sich mehr vorstellen können und etwas mehr Mut gewünscht.

Schönborn trägt Ergebnisse nach Österreich

Kardinal Christoph Schönborn wird die Ergebnisse der Familiensynode in Rom, die am Sonntag zu Ende geht, nach Österreich tragen. Bereits am Montag soll die Öffentlichkeit bei einer Pressekonferenz informiert werden. Von 3. bis 6. November befasst sich zudem die Bischofskonferenz bei ihrer Vollversammlung in Wien mit den bei der Synode behandelten Themen Ehe und Familie.

Papst Paul VI. seliggesprochen

Offiziell ging die Synode mit der Seligsprechung von Papst Paul VI. (1897-1978) am Sonntag zu Ende. Papst Paul VI. ist am Sonntag von Papst Franziskus seliggesprochen worden. Bei einer Messe auf dem Petersplatz in Rom sprach das katholische Kirchenoberhaupt die lateinische Formel vor tausenden Gläubigen.

Der als Giovanni Battista Montini in Norditalien geborene Paul VI. stand von 1963 bis 1978 an der Spitze der katholischen Kirche. Er brachte in einer Zeit des Aufbruchs innerkirchliche Reformen weiter voran, war wegen des Verbots der Pille zur Empfängnisverhütung aber auch umstritten.

Der neue Selige wird am 26. September jeden Jahres gefeiert, dem Geburtstag von Paul VI. (1963-1978). Das frühere Kirchenoberhaupt wurde in Norditalien geborenen. Er steht im Schatten seines populären Vorgängers Johannes XXIII. (1958-63) und seines charismatischen Nachfolgers Johannes Paul II. (1978-2005).

Mit einem Dekret hatte der Vatikan Ende 2012 dem 1897 in Brescia geborenen Papst den “heroischen Tugendgrad” bestätigt. Giovanni Montini hatte als Papst das von Johannes XXIII. (1958-63) eröffnete Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) fortgesetzt, abgeschlossen und später dessen Beschlüsse umgesetzt. Die vatikanische Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen hatte im vergangenen Frühjahr ein Wunder anerkannt, das auf den Papst zurückzuführen sei. Montini soll die Genesung eines noch ungeborenen Kindes bewirkt haben.

An der Messe am Sonntag beteiligte sich auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. Der feierliche Ritus fand im Rahmen der Abschlusszeremonie der Weltbischofssynode über die Familienseelsorge statt, die am 5. Oktober begonnen hatte.

Selige und Heilige werden in der katholischen Kirche als Vorbilder christlichen Lebens verehrt. (dpa/APA/red)

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