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EU will Verbrauch von Plastiksackerln senken

Verbraucher verwenden 200 Plasticksackerl pro Jahr
Verbraucher verwenden 200 Plasticksackerl pro Jahr
Der Verbrauch von Plastiksackerln soll nach einem EU-Kompromiss in den nächsten fünf Jahren um mehr als die Hälfte sinken. Bis 2019 sollten europäische Verbraucher im Schnitt noch höchstens 90 statt bisher rund 200 Sackerln im Jahr verwenden, wie eine Sprecherin am Montagabend im Europaparlament in Brüssel mitteilte. Allerdings müssen die EU-Regierungen den Kompromiss noch bestätigen.


Es geht um das ganz normale Plastiksackerl, das der Verbraucher an der Kassa erhält, sei es im Supermarkt, im Bekleidungsgeschäft oder in einem sonstigen Shop. Ausgenommen sind dünnwandige Sackerln, in die etwa Frischfleisch, Wurst, Fisch oder auch Obst verpackt werden. Diese Ausnahme wird vor allem damit begründet, dass ein Verbot noch schädlichere Verpackungen wie Schalen aus Schaumstoff fördern könnte. Auch extra starke Kunststofftaschen fallen nicht unter die Regelung.

Zum Teil kosten Plastiksackerln zwar heute schon geringe Cent-Beträge. Vielerorts werden sie aber noch gratis abgegeben. Der Verbrauch ist extrem verschieden. Im Jahr 2010 hat laut einer Statistik des Europaparlaments jeder EU-Bürger im Durchschnitt 200 Sackerln verbraucht.

Was oft achtlos weggeworfen wird, ist für die Umwelt ein schweres Erbe. Plastiktaschen können Hunderte Jahre fortbestehen. Häufig lösen sie sich in mikroskopisch kleine Teilchen auf. Diese gefährden dann Pflanzen und Tiere besonders im und am Meer, wie die EU-Kommission anführt. Vögel und Fische könnten sich in den Sackerln verfangen oder sie auffressen. “In der Nordsee enthalten die Bäuche von 94 Prozent aller Vögel Plastik”, heißt es in einer Information der Brüsseler Behörde.

Die Höchstmarke von höchstens 90 Sackerln 2019 soll dem Kompromiss zufolge bis 2025 auf höchstens 40 Stück sinken. Das Ziel gelte für jedes Land einzeln, verlautete aus dem Europaparlament. Alternativ könnten die Länder Plastiksackerln verpflichtend mit einem Preis belegen. Dann würden die Mengenziele für 2019 und 2025 nach aller Erfahrung mit kostenpflichtigen Sackerln ohnehin erfüllt.

Allerdings ist der Kompromiss noch nicht in trockenen Tüchern. Am Montag einigten sich lediglich die Unterhändler von EU-Parlament und EU-Ministerrat. Jetzt müssen neben dem Parlamentsplenum auch noch die EU-Staaten zustimmen. Ungewiss ist derzeit, ob die EU-Staaten dabei einstimmig oder nur mit Mehrheit zustimmen müssen, wie ein EU-Diplomat am Dienstag sagte. Das wiederum hängt davon ab, ob die EU-Kommission den Kompromiss mitträgt oder nicht. Darüber will die Behörde am Mittwoch entscheiden.

Falls die EU-Staaten einstimmig entscheiden müssen, liegt die Hürde für die Pläne natürlich höher. Vor diesem Hintergrund äußerte sich die Chefunterhändlerin des Parlaments vorsichtig: “Wenn diese Einigung kommt, ist es ein historischer Schritt, Plastiksackerln und Plastikmüll in der EU endlich zu verringern”, erklärte die dänische Grünen-Abgeordnete Margrete Auken.

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