“Was jetzt im Parlament versprochen worden ist, wird sich in Zukunft wohl als genauso falsch herausstellen wie sich die Versprechungen, die den Deutschen beim Maastricht-Vertrag gegeben wurden, falsch waren”, prophezeite der umstrittene Buchautor am Mittwochabend bei einem Auftritt in Wien. Derlei werde sich “immer neu wiederholen solange bis der Politik bestimmte Dinge aus der Hand genommen werden”, das müsse man “ganz emotionslos so sehen”, sagte der frühere SPD-Finanzpolitiker.
“Allzweckwaffe” für rettungsbedürftige Banken
Der deutsche Bundestag habe am vergangenen Freitag mit einer Verfassungsmehrheit dem ESM zugestimmt, obwohl dieser in der Nacht zuvor “einen vollkommen anderen Charakter bekommen” und zu einer “Allzweckwaffe” auch für rettungsbedürftige Banken umgewandelt worden sei. “Und heute ist das gleiche auch im österreichische Nationalrat passiert.” Er, Sarrazin, habe sich die Debatte angehört und “alles, was hier gesagt wurde, hätte mit einem anderen Akzent auch in Berlin gesagt werden können”.
Es gebe pro futuro mehrere Möglichkeiten, am wahrscheinlichsten sei, dass Sparer und Vermögensbesitzer aus den “Nordländern” (Deutschland, Niederlande, Österreich, Finnland) über Inflation für frühere Konsumausgaben der sündlichen Peripherie zahlen würden. Aus einer “finanziellen Repression” aus hoher Teuerung und niedrigen Zinsen werde es kein Entrinnen geben, meint der frühere Bundesbanker. Sarrazin hat vor drei Wochen sein neues Buch “Europa braucht den Euro nicht” auf den Markt gebracht.
Der 67-Jährige, der vor zwei Jahren ein mittlerweile 1,5 Millionen Mal verkauftes Buch über Immigrationsprobleme geschrieben hat, befand sich auf Einladung des Hayek-Instituts, des konservativ-liberalen Publizisten Andreas Unterberger sowie des Österreichischen Gewerbevereins (ÖGV) in Wien.
(APA)
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