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Erste Hilfe in Vorarlberg: Lehrerin bricht zusammen - Volksschüler reagieren richtig

Volksschullehrerin Margit Gächter im Kreise ihrer hilfsbereiten Schüler.
Volksschullehrerin Margit Gächter im Kreise ihrer hilfsbereiten Schüler. ©Rotes Kreuz Vorarlberg
Rankweil - Für eine Sekunde ist es ganz still im Klassenzimmer der Volksschule Übersaxen, als Lehrerin Margit Gächter auf den Boden sackt und mit starren Blick nur noch wirre Worte stammelt. Ohne jemals einen Erste Hilfe-Kurs absolviert zu haben, helfen die Schüler ohne zu zögern.

Der letzte Mai-Tag diesen Jahres beginnt wie jeder andere für Lehrerin Margit Gächter. An ihrem Arbeitsplatz in der Vorarlberger Volksschule beginnt um 7.45 Uhr der Unterricht. Sie unterrichtet die Schüler der damals zweiten Schulstufe gerade Deutsch, als sie kurz nach 9 Uhr von „Plemm-Wörtern“ zu reden beginnt, eigentlich Lernwörter meint, Buchstaben vertauscht und ihr nach eigener Aussage der „Topf“ (Kopf) weh tue. Sie kippt vom Stuhl, bleibt am Boden sitzen – fünf Minuten lang, starrt mit offenen Augen die Kinder an, ist aber nicht ansprechbar.

Ruhe bewahren

Die Kinder reagieren rasch, handeln im Team und bleiben ruhig. Sie holen eine Decke und ein Kissen, bringen ein Glas Wasser, geben eine Massage und machen alles, damit es Frau Gächter wieder besser geht. Als die Lehrerin nach fünf Minuten langsam wieder zu sich kommt, kann sie sich an nichts erinnern, möchte aber nicht, dass ihre Schüler die Direktorin zu Hilfe holen. Die Kinder widersprechen allerdings.
Frau Gächter erleidet diese Anfälle seit fünf Jahren immer wieder einmal. Es dürfte sich um eine Form eines epileptischen Anfalls handeln, genaueres findet man leider nicht heraus. Manchmal ist sie nach fünf Minuten wieder bei Bewusstsein, manchmal wacht sie erst im Krankenhaus wieder auf.

Kinder helfen gerne

Beim Besuch des Roten Kreuzes Vorarlberg in der Volksschule Übersaxen erzählen die Kinder aufgeregt, wie sie diese bangen fünf Minuten erlebt haben und warum sie wussten, was zu tun ist. „Meine Tante hat einen Erste Hilfe-Kurs beim Roten Kreuz gemacht und mir einiges davon gezeigt“, erklärt ein Mädchen. Von ihren Schulkollegen sind ein Vater bei der Bergrettung und ein anderer First Responder. Andere Kinder erzählen, sie haben aus dem Bauch heraus gehandelt. Ersten Kontakt mit dem Roten Kreuz haben sie bereits im Kindergarten gehabt, als Sanitäter zu Besuch waren und ihnen Rettungsauto samt Trage gezeigt haben.
Helfen liegt den Schülern anscheinend im Blut, denn die Berufswünsche der acht- und neunjährigen Kinder haben allesamt damit zu tun – die Buben möchten Feuerwehrmann oder Polizist werden, die Mädchen Tierärztinnen.
Die Schüler freuen sich bereits jetzt auf den Unterricht nach den Weihnachtsferien, denn dann beginnt endlich der Erste Hilfe-Kurs für alle Schulstufen der Volksschule Übersaxen.

Ein großes Dankeschön der Lehrerin

„Ich bin sehr stolz auf meine Schüler! Für sie war sofort klar, mir geht es nicht gut und ich brauche Hilfe. Wenn dieser Anfall wieder unvorbereitet passiert, weiß ich nun, dass ich mich auf sie verlassen kann und sie richtig reagieren“, bedankt sich Frau Gächter mit vertrauensvollem Blick in Richtung der Kinder. „Die Kollegen und Direktorin wussten von meinen Anfällen. Ich habe mir öfters gedacht, auch den Kindern davon zu erzählen, aber ich hoffte einfach, dass dies nie in der Schule passiert“, erklärt die Lehrerin weiter. „Ich wollte im ersten Moment nicht, dass sie Hilfe holen, aber natürlich sollen sie das machen, sie haben das sehr gut gemacht und richtig reagiert. Danke!“ (red.)

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