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Erneuter Geparden-Ausbruch im Zoo Salzburg: Racheakt eines Ex-Mitarbeiters?

Nachdem am 5. Juni zwei Geparden ausgebrochen waren, konnte auch knapp einen Monat später wieder ein Gepard aus seinem Gehege im Zoo Salzburg entkommen.
Nachdem am 5. Juni zwei Geparden ausgebrochen waren, konnte auch knapp einen Monat später wieder ein Gepard aus seinem Gehege im Zoo Salzburg entkommen. ©Aktivnews
Nach dem Ausbruch zweier Geparden aus dem Zoo Salzburg im Juni, ist Anfang Juli erneut ein Gepard entkommen. Der Zoo meldete den Vorfall nicht und ist nun mit massiver Kritik konfrontiert.
Geparden-Ausbruch am 5. Juni
Bilder: Geparden-Ausbruch am 5. Juni
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Tatort Zoo
Bilder der ausgebüxten Geparden

Innerhalb weniger Wochen sind aus dem Zoo Salzburg zwei Mal Geparden ausgebrochen. Der Zoo spricht von einem Sabotageakt und wehrt sich gegen den Vorwurf, etwas vertuscht zu haben, in dem der zweite Vorfall nicht bei der Polizei gemeldet wurde. “Wir wehren uns gegen den Vorwurf, etwas vertuscht zu haben. Wir wollten billige Panikmache verhindern und auch keine Trittbrettfahrer anlocken”, betonte Zoosprecherin Christine Beck am Dienstag. Für sie ist klar: Auch der zweite Gepardenausbruch binnen eines Monats hat etwas mit Einflüssen von außen zu tun. Man habe es offenbar mit zoo-kritischen Gegnern zu tun, die jegliche Zoo-Tierhaltung ablehnen. “Seit dem ersten Vorfall im Juni gab es mehrere Drohanrufe und SMS-Drohungen gegenüber dem Zoo.” Im Juli werde es im Tiergarten heißer werden, heißt es Beck zufolge in einer der Drohungen. “Wir wollten diesen Leuten nicht auch noch eine Plattform geben.”

Polizei bestätigt Drohungen gegen Zoo Salzburg

Bei der Polizei sieht man das anders: “Wir können nach aktuellem Aktenstand Drohungen bestätigen. Es handelt sich dabei aber eher um Unmutsäußerungen eines ehemaligen Mitarbeiters, der gekündigt wurde. Jetzt einen Zusammenhang mit dem aktuellen Ausbruch herzustellen, ist unseriös. Ganz ausschließen kann man das natürlich nicht, aber der verdächtige Ex-Mitarbeiter hatte im Bereich der Geparden nie etwas zu tun”, sagte Polizeisprecher Anton Schentz. Faktum sei, dass die Polizei nicht über das Loch im Zaun informiert wurde. “Wie das Loch entstanden ist, lässt sich jetzt, nach mehr als zwei Wochen, nur mehr schwer überprüfen.” Beamte des Stadtpolizeikommandos hätten am Dienstagvormittag aber mit Ermittlungen begonnen.

Zoo Salzburg: Zwei Geparden-Ausbrüche innerhalb weniger Wochen

Am 1. Juli hatte ein Jogger gegen 7 Uhr einen Zoo-Mitarbeiter informiert, dass sich vor der Zoo-Mauer ein Gepard befindet. Laut Betriebsleiter Rupert Eckkrammer konnte das Jungtier – die Gepardin war schon am ersten Fluchtversuch im Juni beteiligt – von Tierpflegern und dem Tierarzt nach rund zehn Minuten wieder zurück ins Gehege gedrängt werden. Wie lange sich das Tier schon außerhalb seiner Anlage befand, ist allerdings unklar. Das Tier dürfte durch ein Loch im Zaun der Anlage entwischt und dann über die Außenmauer in eine angrenzende Wiese gesprungen sein. “Wir haben bei einer genauen Kontrolle der Anlage ein Loch im Zaun gefunden”, berichtete Eckkrammer. Externe Sicherheitsexperten hätten das Loch untersucht und Fremdeinflüsse nicht ausgeschlossen. Der Draht könnte an der Stelle unweit des Besucherweges mit Gewalt aufgerissen worden sein, vermutet Eckkrammer. “Wir haben das Loch sofort geflickt.”

Bereits am 5. Juni 2012 hatten zwei weibliche Jungtiere im Zoo Salzburg für große Aufregung (SALZBURG24 hat berichtet) gesorgt. Die beiden Raubkatzen waren in der Nacht aus ihrem Gehege ausgerissen, hatten das Tiergartengelände verlassen und waren Richtung Anif marschiert. Die Rufe der Mutter – und der Einsatz Dutzender Tierpfleger und Polizisten – hat die beiden Ausreißer schließlich zur freiwilligen Rückkehr bewegt. Zoodirektorin Sabine Grebner meinte damals, Jugendliche aus dem benachbarten Anif könnten in der Nacht als Mutprobe über den Zaun geklettert sein und die Türe zum Gehege aufgezwängt haben. Die Polizei ging eher von Materialermüdung beim Schloss oder von unzureichender Sicherung aus.

 “EndZoo”: “Massive Sicherheitsmängel im Zoo Salzburg”

Scharfe Kritik zu den Vorfällen kommt vom Verein „EndZOO Österreich“, der den Verantwortlichen des Zoos Salzburg bereits mehrfach ein mangelndes Sicherheitskonzept vorgeworfen hat: Es sei davon auszugehen, dass der Zoo eklatante Sicherheitsmängel vertusche, heißt es in einer Aussendung. „Wir bezweifeln massiv, dass die im Juni diskutierten Sicherheits-Nachrüstungen überhaupt schon ernsthaft angegangen wurden“, so Frank Albrecht von EndZoo Österreich.

Kritik an “katastrophalem Krisenmanagement”

Auch die Bürgerliste hat am Dienstag das “katastrophale Krisenmanagement” des Salzburger Zoos nach dem erneuten Ausbruch eines Geparden kritisiert. In einer Aussendung forderte Gemeinderat Bernhard Carl – er ist Mitglied im Aufsichtsrat des Zoos – ein Ende der Vertuschungspolitik und eine angemessene Reaktion auf derartige Zwischenfälle, um das Vertrauen in die Führung des Zoos und in die Sicherheit der Anlagen wieder herzustellen.

Zoo Salzburg beteuert, Sofortmaßnahme getroffen zu haben

Der  Zoo Salzburg weist diese Kritik zurück und gibt an, nach dem ersten Ausbruch der Geparden im Juni zahlreiche Sofortmaßnahmen getroffen zu haben: So wurden bei den Raubtier-Gehegen die Schlösser getauscht und die Videoüberwachung verbessert. Zudem wurde ein Wachdienst eingeschaltet, heißt es. „Wir leben nicht nur in einem zoo-freundlichen Umfeld, sondern haben es auch mit einigen wenigen zoo-kritischen Gegnern zu tun. Dagegen müssen wir nun mit einem erhöhten Sicherheitsaufwand – wie Hausverboten, mehr Kontrollen, etc. – vorgehen, sagt Christine Beck-Garninger. Insgesamt wurden nach Angaben des Salzburger Zoo seit 2006 rund sechs Millionen Euro in neue Anlagen und damit in Sicherheit investiert.

Immer wieder brechen Tiere aus Zoo Salzburg aus

Seit 1998 sind laut “EndZoo” immer wieder Tiere aus dem Salzburger Zoo entkommen:

  • 1998: Einem Bennet-Känguru gelingt es, das Zoo-Gelände zu verlassen. Erst mit einem Betäubungsschuss konnte das Känguru eingefangen werden.
  • 2000: Der Tukan „Jose“ entkommt aus dem Tiergarten. Die Feuerwehr musste ihr mit einem Feuerwehrschlauch vom Baum schießen, wobei der Tukan verletzt wurde
  • 2004: Zwei Varis (Primaten) gelingt die Flucht aus dem Zoo
  • 2004: Ein Mandschurenkranich entkam aus dem Zoo und kehrte erst ein Jahr später wieder von selbst zurück
  •  2009: Am 12. Jänner floh ein Pelikan aus dem Zoo und wird in Mehren (CZ) von Mitarbeitern des Zos Dvur Kralove wieder eingefangen
  • 2012: Am 5. Juni rissen zwei junge Geparden aus dem Gehege aus. Durch die Rufe der Mutter kehrten sie wieder selbst zurück. Knapp einen Monat später entkam erneut ein Gepard durch ein Loch im Zaun

(NicS/APA)

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