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Entführter deutscher Ex-Staatssekretär frei

Geiseldrama beendet: Der im Jemen entführte ehemalige deutsche Außenstaatssekretär Jürgen Chrobog und seine Familie sind nach mehr als drei Tagen Geiselhaft wieder frei.

Chrobog, seine Frau und die drei Söhne seien von den Geiselnehmern am Samstag freigelassen worden, bestätigte das Auswärtige Amt in Berlin entsprechende Berichte der jemenitischen Regierung. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier wollte am Nachmittag eine Erklärung abgeben.

Zuvor hatte ein Regierungsvertreter in Sanaa erklärt, die Geiseln seien Unterhändlern der Regierung übergeben worden. Die Übergabe habe in der bergigen Shabwa-Region stattgefunden, rund 450 Kilometer östlich der Hauptstadt Sanaa. Die Geiseln sollen per Helikopter nach Aden im Süden des Landes geflogen werden. Zusammen mit der Familie Chrobog ließen die Kidnapper zwei jemenitische Fahrer und einen Reiseleiter frei. Die Familie war am Mittwoch im Rahmen eines privaten Urlaubsaufenthaltes entführt geworden.

Präsident Ali Abdullah Salih hatte zwei Unterhändler – Oberstleutnant Aziz Malfi und den Parlamentsabgeordneten Awad Muhammad al-Wazir – in die Shabwa-Region entsandt, nachdem einige der Entführer die am Vortag mit den Stammesführern ausgehandelten Bedingungen für die Freilassung nicht akzeptieren wollten. Die Geiselnehmer sind Mitglieder des Stammes der Abdallah. Sie hatten die Freilassung von fünf Stammesangehörigen verlangt, die im Gefängnis sitzen. Ein mit der Sache vertraute Regierungsvertreter erklärte nun, die Behörden hätten zugesagt, sich mit den Entführern in den kommenden Wochen um eine Lösung bezüglich ihres Anliegens zu bemühen.

Noch wenige Stunden vor der Meldung über die Befreiung hatte sich der deutsche Außenminister Steinmeier pessimistisch geäußert und eine Festlegung auf einen Freilassungstermin vermieden. Die Verhandlungen seien wieder schwieriger geworden als am Freitagnachmittag erwartet, sagte Steinmeier. Deutschland hatte zuvor eine Lösung des Geiseldramas noch vor dem Jahreswechsel gefordert.

Der 65-jährige ehemalige Außenamtsstaatssekretär Chrobog hatte vor einigen Jahren selbst einen Krisenstab zur Rettung verschleppter deutscher Sahara-Touristen geleitet. Der bescheiden auftretende Jurist, der vor wenigen Monaten in den Ruhestand gegangen war, blickt auf eine ungewöhnlich steile Diplomaten-Karriere zurück: Nach kurzer Anwaltstätigkeit wechselte er 1972 in den Auswärtigen Dienst. Zuletzt übernahm er das Amt des Vorstandsvorsitzenden der BMW-Stiftung „Herbert Quandt“.

Es handelte sich schon um den vierten Fall heuer, bei dem Stammesangehörige in dem armen Land Touristen entführen, um von der jemenitischen Regierung Gegenleistungen zu erpressen. Zuvor waren Spanier, Schweizer und kurz vor Weihachten auch die beiden Österreicher Peter Schurz (52) und Barbara Meisterhofer (31) vorübergehend gekidnappt worden. Die nordjemenitische Berg- und Wüstenregion ist bei Touristen beliebt, die die alte Hadramaut-Hauptstadt Shabwa und die Ruinen anderer Städte entlang der alten Gewürzhandelsstraße besuchen. Die beiden österreichischen Ex-Geiseln beschlossen nach erfolgter Freilassung, ihren Urlaub fortzusetzen.

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