Schon in der Eingangshalle stieg mit dem wabernden Popcorngeruch die in Vorfreude gepfiffene Melodie aus “Zwei glorreiche Halunken” aus der Menge, was einen Teil der zahlreich erschienenen Amerikaner sichtlich erfreute. Die Erwartungen waren also groß und das Publikum bunt gemischt, ältere Paare und vereinzelte junge Intellektuelle führt der Maestro durch sein Werk zusammen.
Ennio Morricone entführte in fremde Welten
Der Einstieg verlief dabei eher schleppend, die Klänge verließen scheinbar kaum die Bühne und ergriffen das Publikum nicht wirklich. Harfe und Cembalo evozierten von Streichern getragene Bilder eines vergangenen Italien und wurden dann von einer verwegenen jazzigen Harmonie von Synthesizer und Cembalo abgelöst, wobei der Pianist simultan auf Flügel und Keyboard agierte. Die Musiker wirkten in diesem ersten Abschnitt mit ihrer Präsenz beinahe ein wenig zu dominant, verhinderten so, dass das Publikum sich in fremde Welten entführen lassen konnte.
Doch mit dem Einsatz des Kodaly & Oradea Chores schwangen sich Dirigent und Orchester zu den erwarteten Höhen auf. Leidenschaft wechselte mit ruhiger Spannung, im Takt wippende Füße und Gänsehaut waren nicht selten. Störende Filmausschnitte hat Morricone nicht vonnöten – die Bilder entstehen vor dem geistigen Auge der Zuschauer. Dass die Musik ihre volle Wirkung nun entfaltete, zeigte sich im folgenden tosenden Applaus und den Jubelrufen. Mit beeindruckender Solostimme wurde die Stimmung mit “Jills Thema” aus “Spiel mir das Lied vom Tod” souverän zum Höhepunkt geführt: “The Ecstasy of Gold” aus “Zwei glorreiche Halunken” brachte die Menge zum Toben.
Oscargekrönte Filmmusik in der Wiener Stadthalle
Die musikalische Leistung blieb auch nach der Pause auf hohem Niveau und führte den chronologischen Weg bis zu den jüngsten Arbeiten des umtriebigen Morricone, wie der oscargekrönten zu Quentin Tarantinos “Hateful Eight”, fort. Am Ende gab es dafür Standing Ovations, die dem zurückhaltenden Maestro mit ihrer Hartnäckigkeit drei Zugaben entlocken konnten. Dem Komponisten schien so viel Euphorie nahezu unangenehm zu sein, verschwand er nach einem eiligen Händedruck mit dem 1. Geiger doch schnell von der Bühne.
(APA/Red)
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