Die Clans kämpfen um die Kontrolle der Straße, wo die Drogen verkauft werden, sagte der neapolitanische Staatsanwalt Franco Roberti der Zeitung La Repubblica (Mittwochausgabe).
Ministerpräsident Romano Prodi, der am Donnerstag Neapel besucht, erwägt die Stationierung von Soldaten. Als ersten Schritt will die Regierung 1.000 zusätzliche Polizisten in die süditalienische Stadt schicken. Bereits in den Jahren 2004/2005 starben bei einem Krieg der Clans weit über 100 Menschen.
Am Dienstagabend hatten sich in Problemzonen Neapels innerhalb von zwei Stunden drei Morde ereignet, bei denen es sich nach Ansicht von Experten eindeutig um Abrechnungen der Camorra handelt. Zwei Männer, die erst kürzlich aus der Haft kamen, wurden auf offener Straße in der Nähe einer Polizeikaserne erschossen. Kurz darauf wurde der Besitzer eines Videoladens in seinem Geschäft umgebracht.
Das sind eindeutig Hinrichtungen nach Art des organisierten Verbrechens, hieß es in Medienberichten. Bereits am vergangenen Wochenende hatte eine Mordserie die Stadt erschüttert. Staatspräsident Giorgio Napolitano, der aus Neapel stammt, äußerte sich entsetzt. Die Stadt erlebe die schlimmsten Tage seit sehr langer Zeit. Allein seit Jahresbeginn wurden in der Millionenstadt über 70 Menschen ermordet, viele Verbrechen gehen auf das Konto der Camorra, wie die lokale Mafia-Organisation heißt.
Um die Spirale der Gewalt zu bekämpfen, will die Regierung zudem an kritischen Punkten Video-Überwachung installieren lassen. Auch soll die Polizei in Neapel etwa mehr Motorräder erhalten, um in engen Gassen, Problemzonen sowie im Zentrum mehr Präsenz zu zeigen.
Eine Entsendung von Soldaten allerdings ist umstritten. Prodi sagte, man müsse die Lage genau prüfen: Dieses Mal kommt es nicht darauf an, die öffentliche Meinung für einige Wochen oder Monate zu beruhigen, dieses Mal wird es ein langer Kampf sein, um die Sicherheit für die Bürger zu schaffen. Viele Sicherheitsexperten lehnen den Einsatz von Soldaten ab. Solche Einsätze hätten in der Vergangenheit nichts gebracht, meinte Innenminister Giuliano Amato. Wir brauchen einen neuen Plan zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Stadt.
Experten schätzen den Jahresumsatz der Camorra-Geschäfte auf rund 16 Milliarden Euro. Neben Drogen, Prostitution und Erpressung seien die Paten bereits in viele legale Sektoren eingestiegen, etwa ins Baugeschäft, heißt es. Insgesamt 10.000 Menschen würden im Großraum Neapel für das organisierte Verbrechen arbeiten, berichtete das staatliche italienische Fernsehen. Die hohe Arbeitslosigkeit treibe der Mafia vor allem viele junge Leute in die Arme.
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