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Armut gefährdet die Gesundheit

Arme und armutsgefährdete Menschen rauchen doppelt so häufig und fühlen sich weniger gesund als der Durchschnittsbürger in Vorarlberg; IfS-Gesundheitsprojekt "...trotz allem gesund!" zieht Zwischenbilanz.

Dieses Ergebnis erbrachte die Auswertung von 350 Fragebögen, die im Rahmen des IfS-Gesundheitprojektes „…trotz allem gesund!“ erhoben worden sind. Anonym befragt wurden Personen, die sich Hilfe suchend an die IfS-Familienarbeit oder IfS-Schuldenberatung gewandt hatten und von diesen Einrichtungen begleitet und unterstützt werden.

Armut und Gesundheitsbefinden hängen zusammen

Es zeigte sich, dass zwei Drittel der betreuten Menschen RaucherInnen sind. Etwas mehr als zwei Drittel derer, die von der IfS-Schuldenberatung unterstützt werden, sowie etwa die Hälfte derer, die von der IfS-Familienarbeit betreut werden, haben über 30.000 Euro Schulden und sehen sich somit in ihrer Existenz bedroht.

Diese Menschen fühlen sich selbst nicht so gesund wie der Durchschnittsbürger. Während 80% der ÖstereicherInnen angeben, sich als „sehr gesund“ oder „gesund“ zu erleben, machen diese Aussage nur 50% der KlientInnen der IfS-Schuldenberatung und IfS-Familienarbeit. 11% beurteilen ihren Gesundheitszustand sogar als „schlecht“ oder „sehr schlecht“ – doppelt so viele wie in der Durchschnittsbevölkerung.

Der Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit ist seit langem bekannt – jedoch wusste man nicht so recht, wie diesem gezielt entgegenzuwirken sei. So ergriffen vor zwei Jahren soziale Einrichtungen in Vorarlberg, deren Klientel aus der sozioökonomisch schwachen Schicht stammt, erstmals die Initiative und schlossen sich zusammen. IfS-Familienarbeit, IfS-Schuldenberatung und der Ambulante Familiendienst des Vorarlberger Kinderdorfes wollen ihre Kontakte zu den von Armut betroffenen Menschen – Erwachsenen und Kindern – nutzen, um ihnen ganz persönlich gesundheitsfördernde Beratung anzubieten. Der „Fonds Gesundes Österreich“ und der „Fonds Gesundes Vorarlberg“ haben die Finanzierung dieses neuen Ansatzes in der Gesundheitsprävention übernommen.

Erste überraschende Ergebnisse

Nicht wenig überrascht zeigten sich die MitarbeiterInnen, als sie feststellten, in welchem Ausmaß TeilnehmerInnen aus der armutsgefährdeten Schicht das Angebot der Gesundenuntersuchungen nutzen: mit 50% ist deren Inanspruchnahme als überdurchschnittlich hoch zu beurteilen. Der Durchschnitt in Vorarlberg liegt bei beachtlichen 35% und ist bereits doppelt so hoch wie im übrigen Österreich.

„Überrascht hat uns zudem“, so Peter Kopf, Geschäftsführer der IfS-Schuldenberatung, „dass auch in der untersuchten sozialen Schicht das Wissen, wie man gesünder leben könnte, und das Bewusstsein, keinem Schicksal ausgeliefert zu sein, klar vorhanden ist. Leider wird dieses Wissen jedoch kaum in gesundes Verhalten umgesetzt.“ Es scheint, dass die Lebensumstände vielfach so belastend sind, dass diese einer Umsetzung von Gesundheitswissen in Gesundheitshandeln – selbst wenn es nichts kostet (z.B. Bewegung) – entgegenstehen. Vielleicht ermöglicht das „Frei Sein von großen Sorgen“ erst die nötige Basis für gesundes Verhalten.

Etwa drei Viertel der Befragten haben sich nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr sehr oft große Existenz- und Zukunftssorgen gemacht. Nicht nur finanzielle Krisen (80%), sondern auch Wohnungswechsel (40%), Arbeitsplatzverlust (36%) oder Opfer einer Straftat geworden zu sein sind Belastungen, die man zu aller erst bewältigen muss. Bei fast 40% der betreuten Menschen häuften sich gleichzeitig drei oder mehrere dieser kritischen Ereignisse.

Kampf gegen Armut ist die beste Gesundheitsvorsorge

Diese vorläufigen Ergebnisse der Befragung markieren die erste Hälfte des breit angelegten Gesundheitsprojektes „…trotz allem gesund!“. Anfang 2008 werden die Ergebnisse in Hinblick auf die erzielten Erfolge für die Gesundheitsförderung in dieser sozioökonomischen Gruppe vorliegen. „Etwas kann jedoch schon jetzt aus den bisherigen Ergebnissen gefolgert werden“, meint Hubert Löffler, Geschäftsführer der IfS-Familienarbeit und Initiator des gesamten Projektes, „Die beste Gesundheitsvorsorge ist die Verringerung der Armutsgefährdung in unserem Land!“

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