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Österreichs Botschaft angegriffen

Aus Protest gegen die in europäischen Zeitungen erschienenen Mohammed-Karikaturen haben Demonstranten in der iranischen Hauptstadt Teheran die österreichische Botschaft angegriffen. Rund 200 Demonstranten schleuderten am Montag Brandsätze und Steine auf das Gebäude, wie ein Reuters-Fotograf berichtete. Sicherheitskräfte hinderten die Demonstranten an der Erstürmung der Botschaft.

Auch in anderen Ländern war es am Montag erneut zu Protesten gekommen. In der indonesischen Hauptstadt Jakarta zogen etwa 400 Mitglieder einer islamistischen Partei vor die dänische Botschaft. In Afghanistan wurde bei einer Demonstration ein Mensch getötet. Während einer Protestkundgebung sei es zu einer Schießerei gekommen, teilte die Polizei mit.

Mehr als 1.000 muslimische Aktivisten verlangten in Bandung in West-Java ein Ende der diplomatischen Beziehungen Indonesiens zu Dänemark. Vor der dänischen Vertretung in Bangkok protestierten rund 500 Muslime. Dänemark sei „von jetzt an ein Feind der Muslime“, sagte ein Sprecher.

Auch in der Stadt Gaza haben am Montag dutzende Palästinenser neuerlich das seit Tagen geschlossene EU-Büro attackiert. Augenzeugen berichteten, die Randalierer hätten eine Fahne mit den Emblemen der Europäischen Union verbrannt. Sie bewarfen das Bürogebäude mit Steinen und Flaschen und schleuderten Eisenstangen. Die Demonstranten skandierten Parolen gegen Dänemark und Europa.

Ungeachtet der Proteste plant die österreichische EU-Ratspräsidentschaft dazu aber keine Krisensitzung. Derzeit sei „kein Sondertreffen“ vorgesehen, sagte ein Sprecher der EU-Ratspräsidentschaft am Montag auf Anfrage der APA in Brüssel. Außenministerin Plassnik war den Angaben zufolge am Wochenende bemüht, in telefonischen Kontakten eine Beruhigung der Lage zu erreichen.

Der österreichische Botschafter in Teheran, Michael Stigelbauer, bestätigte nach Angaben des Außenministeriums in Wien, dass iranische Sicherheitskräfte die Erstürmung des Gebäudes durch Demonstranten verhindert haben. Die Botschaft wurde aus Sicherheitsgründen geschlossen. Außenministerin Ursula Plassnik betonte am Montag nochmals, dass die Sicherheit der österreichischen Bürger und Einrichtungen in den von den Protesten gegen die umstrittenen Karikaturen des Propheten Mohammed betroffenen Ländern absolute Priorität habe.

Gegenüber den iranischen Behörden und der iranischen Botschaft in Wien wurde der in der Wiener Konvention über Diplomatischen Beziehungen von 1961 festgeschriebene Schutz mit allem Nachdruck eingefordert, teilte das Außenamt mit. Durch den Einwurf von Molotow-Cocktails wurde auch das Gebäude des österreichischen Kulturforums in Teheran beschädigt. Personen kamen dabei nicht zu Schaden. Der österreichische Botschafter protestierte umgehend und verlangte von den Behörden nochmals angemessenen Schutz für Österreicherinnen und Österreicher sowie für alle österreichischen Einrichtungen im Iran, teilte das Außenministerium mit.

Wegen des Angriffs auf die österreichische Botschaft in Teheran ist der iranische Botschafter in Wien, Seyed Mohsen Navabi, am Montag ins Außenministerium zitiert worden. Wie aus einer Aussendung hervorgeht, überreichte der Generalsekretär im Außenministerium, Johannes Kyrle, dem Vertreter der Islamischen Republik eine Protestnote.

„Der durch nichts zu rechtfertigende Angriff auf das österreichische Kulturforum durch den Einwurf von Molotow-Cocktails mit beträchtlichem Sachschaden sowie der Angriff auf die österreichische Botschaft in Teheran sind völlig unannehmbar“, heißt es in der Protestnote.

In dem Schreiben werden „mit allem Nachdruck“ die Verpflichtungen der Regierung der islamischen Republik Iran im Sinne des in der Wiener Konvention über Diplomatische Beziehungen von 1961 festgeschriebenen Schutzes betont. Die iranischen Behörden werden um angemessenen Schutz für Österreicherinnen und Österreicher sowie für alle österreichischen Einrichtungen im Iran ersucht.

Die iranische Regierung wird zudem aufgefordert, jegliche weitere Einschüchterung oder Gewalt gegen europäische Bürger zu verhindern und die notwendigen Maßnahmen zu treffen, um die Sicherheit europäischer Bürger und europäischen Eigentums zu gewährleisten.

Die österreichische Botschaft in Teheran hat eine entsprechende Protestnote heute an das iranische Außenministerium gerichtet. Darin wird dringend ersucht, den in der Note angeführten Maßnahmen Rechnung zu tragen.

Dramatische Szenen

Dramatische Szenen haben sich am Montag in den Räumlichkeiten der österreichischen Botschaft in Teheran abgespielt. Wie Botschafter Michael Stigelbauer der APA berichtete, hatte sich eine aufgebrachte Menschenmenge vor dem Bürogebäude versammelt und warf mit Steinen die Fenster der österreichischen Vertretung ein. „Ich habe mich daraufhin entschlossen, die Botschaft zu schließen“, so Stigelbauer.

Bereits in der Nacht auf heute, Montag, hatten Unbekannte einen Brandanschlag auf das österreichische Kulturforum in Teheran verübt. „Es wurden etwa fünf Brandsätze gelegt. Im Gebäude entstand ziemlicher Sachschaden. Der Fußboden und die Stiegen sind verbrannt, die Fenster zerbrochen. Das Erdreich im Garten ist mit Benzin getränkt“, berichtete Stigelbauer.

Einige Stunden später schlugen dann die ersten Geschoße die Fensterscheiben der Botschaft kaputt. Diese ist im dritten Stock eines Bürogebäudes untergebracht. „Die Leute müssen Schleudern verwendet haben, weil so hoch kann doch niemand Steine werfen“, wunderte sich der Botschafter.

Geschockt reagierten die rund zehn bis 15 Mitarbeiter Stigelbauers, die sich noch nie zuvor in einer derartigen Gefahr befunden hatten. „Es wurden auch einige Flaggen verbrannt, ich meine, auch eine österreichische gesehen zu haben.“

Als Grund für die Attacke sieht Michael Stigelbauer „eindeutig die EU-Präsidentschaft“. Bei den zuständigen Behörden in Teheran hat er sich wegen des Vorfalls bereits beschwert. Morgen möchte der Diplomat die Botschaft wieder aufsperren und hofft auf einen „ganz normalen Arbeitstag“.

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