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Elsner entschlägt sich der Aussage

Österreich - Der rund zweieinhalbstündige Auftritt von Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner vor dem Banken-Untersuchungsausschuss am Mittwoch war ein Medienspektakel.  

Rund zwei Dutzend Fotografen und Kameraleute drängten sich vor der Tür des Aufzugs, als Elsner einige Minuten nach 7.30 Uhr früh erschien und wenige Schritte mit gesenktem Blick im Blitzlichtgewitter zu einem Nebenraum des Budgetsaals ging, wo dann seine Befragung stattfand.

Keinen Anzug, sondern eine blaue Freizeitjacke und eine braune Hose trug der ehemalige Bank-Direktor und nunmehrige U-Häftling. Begleitet wurde Elsner von Justizwachebeamten und dem Leiter der Krankenanstalt im Landesgerichtlichen Gefangenenhaus, Harald Schopper. Nicht nur Medienvertreter, sondern auch Sicherheitskräfte waren zahlreich vertreten: Mehrere Beamte in Zivil, durchwegs unscheinbare Herren mit unauffälligen Ohrstöpseln, hatten sich zuvor bereits am Gang des Parlaments blicken lassen.

Dass Elsner nicht ganz gesund ist, merkten die Journalisten bereits vor Beginn der eigentlichen Befragung im Budgetsaal, als er – begleitet von seinem Arzt und zwei Oberinspektoren – plötzlich aufstand und hinter den Dolmetsch-Kabinen im hinteren Eck des Saals verschwand. Das Gerücht, der herzkranke 72-Jährige habe eine Spritze bekommen, entstand unter den – am anderen Ende des Saales sitzenden – Medienvertretern. Ausschuss-Obmann Martin Graf (F) klärte später auf: Dem herzkranken Elsner sei Lymph-Flüssigkeit abgesaugt worden. Doch Schopper dementierte dies später, Elsner sei lediglich untersucht worden und ihm sei ein neuer Verband angelegt worden.

„Sehr geehrter Herr Elsner, ich danke für Ihr Erscheinen“, wurde der Geladene von Ausschussobmann Martin Graf (F) höflich begrüßt. Bei der Frage nach seinem Wohnort gab Elsner nach kurzem Zögern „Justizanstalt Josefstadt“ an. Bei der eigentlichen Befragung zeigte sich Elsner dann zunächst wortkarg und verwies wiederholt auf sein Entschlagungsrecht. Da die Abgeordneten jedoch ihre angekündigte Strategie wahrmachten und schnell von typischen BAWAG-Fragen zu anderen Themen übergingen, war dem Ex-Generaldirektor dann doch einiges zu entlocken.

Beherrscht fielen Elsners Antworten meist aus, oft erst nachdem er kurz mit seiner Vertrauensperson, Anwalt Wolfgang Schubert, den Kopf zusammengesteckt hatte. Insgesamt machte der prominente U-Häftling aber einen „ang’rührten“ Eindruck. Auf eine Einstiegsfrage des SP-Abgeordneten Kai Jan Krainer nach der Atomic-Insolvenz, wo der Fragesteller später nachhaken will, entfuhr es Elsner plötzlich, das sei doch alles ohnehin öffentlich bekannt und in den Zeitungen gestanden: „Ganz deppert bin ich noch nicht.“

Elsners Abgang nach rund zweieinhalbstündiger Befragung verlief dann geordneter und unter etwas weniger Gedränge als zu Beginn. Die Fotografen und Kameraleute wurden diesmal etwas von Elsners Weg zum Lift ferngehalten. Als vor dem Ausschuss zu Mittag die übliche Gulaschsuppe mit Semmel und Coca Cola serviert wurde, war die ganze Aufregung um den Ex-BAWAG-Chef und U-Häftling schon wieder vorbei. Elsner selber nahm sein Mittagessen am Mittwoch wohl wieder in der Justizanstalt Josefstadt ein.

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