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Einen Schnaps für die Erholung

Gerti und Kamalakanta Mohanty im Ghandi Garten ihres Gasthauses Haslach.
Gerti und Kamalakanta Mohanty im Ghandi Garten ihres Gasthauses Haslach. ©Edith Rhomberg
Vom Bad Haslach zum Gandhi Garten: Dornbirns Gasthäuser im Wandel der Zeit. Dornbirn. Der Frage, was man früher in Dornbirns Gasthäusern zu trinken bekam, ist Stadtarchivar Werner Matt nachgegangen. „Die beliebtesten Getränke waren Most und Schnaps“, berichtet der Historiker.
Haslach

„Die Dornbirner tranken auch lokale Weine, denn der teurere Veltliner, der erst mühsam über die Pässe transportiert werden musste, blieb den „Besseren“ vorenthalten“, zitiert Matt entsprechende Recherchen von Franz Kalb. Erst die Eisenbahn brachte Südtiroler Wein schnell und vor allem günstig nach Vorarlberg. „Mit dem Brauen von Bier begann man um 1800 in einigen der größeren Wirtshäuser“, weiß Matt. Most war eines der billigsten und beliebtesten Getränke, ein halber Liter kostete vier Kreuzer. Im Vergleich dazu musste für einen Viertelliter vom billigsten Wein, dem „rothen Tirolerwein“, zwölf Kreuzer berappt werden. Alkoholfreie Getränke wie Limonade kannte man erst seit der Jahrhundertwende. Zuvor bekamen Kinder im Gasthaus verdünnten Wein zu trinken.

Gastwirtschaft Bad Haslach

Noch heute steht an der Adresse Haslach 1 ein Gasthaus, dessen Eigentümer Gerti und Kamalakanta Mohanty sind. Früher konnte man hier als Kurgast baden. Im bürgerlichen und bäuerlichen Volk war nämlich ein Urlaub bis ins 20. Jahrhundert als Faulenzerei verpönt, während ein vom Arzt verordneter Kuraufenthalt aber das Ansehen und das Mitleid förderten.

Das Bad Haslach entstand bereits im 16. Jahrhundert in Verbindung mit dem damaligen Abbau von Eisenerz. „Die Knappen der nahegelegenen Abbaustätten brauchten Stärkung und Erfrischung“, weiß Stadtarchivar Matt. Unterlagen lassen darauf schließen, dass nach 1607 die langsame Liquidation des Bergbaus erfolgte. Die Suche nach einer neuen Tätigkeit und nach der Nutzung des Gebäudes führte zur Überlegung, dass in der Nähe von Bergwerksanlagen heilsames Wasser zu finden und demnach auch zu verwerten war. Von zwei Heilquellen wird in den Dornbirner Schriften berichtet.  Das heilversprechende Wasser wurde mittels hundert Deucheln, das waren hölzerne Brunnenrohre, zum Badhaus geführt. Die Ausstattung mit entsprechenden Wannen und die Schaffung der notwendigen Gastronomie soll kein allzu großes Problem gewesen sein. Und wenn es darum ging, Gästen einen Aufenthalt in diesem Bad anzupreisen, war man geradezu erfinderisch. „Das Wasser sei nicht nur zum Baden, sondern auch für Trinkkuren zu gebrauchen. Mit den Kuren könne man triefende Augen, Leber, Milz, Brust, Lunge, Galle, Aussatz, Wassersucht und anderes mehr heilen“, hieß es.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Zenit des Badebetriebes überschritten und 1827 wurden nur noch neun auswärtige Kurgäste gezählt. 1829 schrieb Landrichter Moosbrugger, dass die drei Bäder in Dornbirn – Bad Haslach, Bad Kehlegg und das Bad in Kehlen – kaum den Namen Bad verdienen würden und dies eigentlich nur Orte seien, die größtenteils von Frauen für ein paar Tage besucht würden, denen mehr an einer guten Mahlzeit als am Badwesen gelegen sei. Mangels häuslicher Badezimmer gab es in der Folge die Nachfrage aus der Bevölkerung nach Reinigungsbädern. Theo Bildstein berichtet 1926: „Das Badhaus dampft, und die Gebadeten treten wie aus der bekannten Mühle der Verjüngung frisch und anmutig… in den Kreis der Ihren“.

In einer Oktobernacht des Jahres 1929 ging das Gasthaus in Flammen auf, während das Badhaus und die Bierhalle erhalten blieben. Durch die gut besuchten Volksfeste der Hatler Musik angespornt, baute die Firma I.M. Fussenegger als damalige Eigentümerin das Badhaus im Jahr 1937 zu einem einfachen Gasthaus um. 

Eine Besonderheit stellt das Ansuchen von Jakob Diem dar. Er hatte die Wirtschaft 1897 übernommen und suchte wenige Jahre später um eine Erweiterung seiner Konzession für den Ausschank gebrannter Getränke an. Er schrieb: „… an Sonn- und Feiertagen wandern eine große Anzahl sowohl Einheimische als Fremde nach dem Bade Haslach um sich dortselbst zu erholen u. zu erfrischen. Ein großer Theil männliche Personen, welche, voll Schweiß in meiner Gastwirtschaft ankommen und sich hinsetzen, können schon aus Gesundheitsrücksichten nicht gleich kaltes Bier trinken, sondern es erscheint in dieser Beziehung für  dieselben angezeigt, zuerst ein kleines Gläschen guten Branntwein zu sich zu nehmen u. sich auf diese Weise allmälig zu erholen. …“ Die Bewilligung wurde ihm erteilt. 

Indische Spezialitäten

Eine neue Ära wurde 1991 von der Familie Mohanty eingeläutet. „Den Namen Haslach wollten wir beibehalten und meine Wurzeln mit der indischen Küche integrieren“, sagt Mohanty, der das Kochen in Kleßheim lernte und seit 1974 in Österreich lebt. Er und seine Frau Gerti bauten 1997 einen Wintergarten dazu, den sie Gandhi Garten nennen. „Hier konnten wir endlich Platz für lange Tafeln bieten“, erklärt die Chefin diese bis heute bewährte Maßnahme. In den traditionellen Stuben und im schattigen Garten werden heimische und indische Spezialitäten sowie Pizza angeboten.

Quellen: Dornbirner Schriften, Franz Albrich, Franz Kalb, Werner Matt.

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