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Eine Stimme gegen Armut

Bregenz (VN-ger) - Dowas feiert am Donnerstag den 30. Geburtstag – Seit 2004 ist Michael Diettrich dort der Geschäftsführer.

Er war zunächst hin- und hergerissen. Aber dann haben alle gesagt: ,Thats it‘. „Und mittlerweile gefällts mir auch“, resümiert Michael Diettrich. Die Rede ist vom neuen dowas-Design. „Modern und stylisch“, wie der 56-Jährige befindet. Und er fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Unsere Klienten leben eh schon in der Verwahrlosung. Dann muss es in der Beratungsstelle nicht auch so sein.“ Studenten aus Ravensburg haben sich des Logos und der Homepage der Betreuungs- und Beratungsstelle angenommen. Pünktlich zum 30. Geburtstag, der am heutigen Donnerstag im Rahmen einer Fachtagung zum Thema Armut mit anschließender Feier begangen wird. Seit 2004 leitet der gebürtige Deutsche die dortigen Geschäfte. Geboren in Gera, hat er einen Großteil seines Lebens in und um Köln zugebracht. Seine Eltern waren Künstler, sind alle paar Jahre umgezogen.

In Vorarlberg ist Diettrich vor zwölf Jahren gelandet. Am Tag, an dem das Jahrhunderthochwasser im Jahre 1999 seinen Anfang nahm. „Eigentlich wollte ich ins Allgäu. Dort wollte mich aber keiner haben, weil ich zu teuer war. In Vorarlberg hat das keinen interessiert, die haben einfach weniger gezahlt“, sagt Diettrich neckisch. Aber er wollte nun mal unbedingt „hier herunter“. Zunächst wegen einer Frau, aber auch das Panorama des Bodensees hatte ihn längst in den Bann gezogen. Darum nahm er den beruflichen und finanziellen Abstieg als Sozialarbeiter in Kauf. Seinen Gehalt besserte er mit Tango-Unterricht auf. „Und spaßeshalber unterrichte ich noch immer“, erzählt der ehemalige Sportlehrer.

Tango und Frauen

Wie und wann er zum Tanzen gekommen ist? „Natürlich durch eine Frau. Meine damalige Partnerin wollte unbedingt Standardtanz lernen. Ein halbes Jahr später hat sie aufgehört, und ich habe weitergemacht.“ Mit Salsa allerdings, Standard war dem heute 56-Jährigen irgendwie zu langweilig. Bis wiederum ein halbes Jahr später eine andere Partnerin kam, die unbedingt Tango lernen wollte. Über den lateinamerikanischen Tanz hat Diettrich auch seine heutige Partnerin kennengelernt. Eine Kärntnerin. 2002 beim Tango-Urlaub auf Kreta. „Ich habe eine ganze Menge komischer Geschichten“, meint er dann. Ob man sich nach zwölf Jahren als Vorarlberger fühlt? „Vorarlberger wird man nicht, dazu wird man geboren“, sagt der Geschäftsführer mit etwas Bedauern in der Stimme. „Aber ich fühle mich hier heimisch. Und werde nie nach Deutschland zurückkehren.“

Es sei wohl diese Mischung aus österreichischem Schmäh und dem alemannischen „Schaffa, schaffa, Hüsle baua“, was ihm hier gefällt: „Man geht wohlwollend miteinander um und es kommt trotzdem etwas dabei heraus.“ Auch wenn er ab und zu dann doch anecke. „Das hat aber nichts mit der Persönlichkeit, sondern eher mit Mentalitätsunterschied zwischen Deutschland und Österreich zu tun“, ist Diettrich überzeugt.

Zur Person: Michael Diettrich

Der gebürtige Deutsche ist seit 2004 Geschäftsführer bei Dowas.

  • Geboren: 7. Jänner 1955
  • Wohnort: Götzis
  • Ausbildung: Studium der Sportwissenschaften, Geschichte und Sozialarbeit
  • Laufbahn: war Lehrer, später in der Suchtprävention und Erwachsenenbildung tätig (u. a. Drogenberatungsstelle Fähre in Dornbirn)
  • Familie: in einer Beziehung mit Primarärztin Ruth Krumpholz
  • Hobbys: Tangotanzen, Skifahren, Radfahren, Wandern, Fotografieren
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