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Eine saure Angelegenheit

Sodbrennen und saures Aufstoßen können einem sogar den Schlaf rauben.
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Reflux hat jeder. Vom Kleinkind bis zum Erwachsenen. Eine normal funktionierende Speiseröhre schafft den aufsteigenden Mageninhalt aber sofort wieder dorthin zurück, wo er hergekommen ist. Und zwar bevor er unangenehm aufstößt. Von einer Krankheit redet die Medizin erst, wenn solche Ereignisse über einen längeren Zeitraum mindestens zweimal wöchentlich auftreten. Dann sind nämlich auch Komplikationen aufgrund von Entzündungen der Speiseröhre nicht mehr ausgeschlossen, wie OA Dr. Bert Grießhammer vom LKH Bregenz den Mini Med-Besuchern im Wolfurter Cubus erklärte.

Eine gewichtige Rolle

Von der Refluxerkrankung sind etwa 10 bis 20 Prozent der Erwachsenen betroffen. Wobei 20 Prozent nach Ansicht des Internisten eher stimmen, weil das Gewicht eine große Rolle spielt und auch unsere Gesellschaft immer übergewichtiger wird. Unter sichtbaren Entzündungen der Speiseröhre leiden etwa 40 Prozent. Unbehandelt führen sie zu Narben, Engstellen, Blutungen und im schlimmsten Fall sogar zu Speiseröhrenkrebs.

DieLeitsymptome einer Refluxerkrankung sind Sodbrennen und saures Aufstoßen. Sodbrennen tritt häufig nach reichlichem Essen in Verbindung mit Wein auf. „Oft spüren Betroffene ein Brennen hinter dem Brustbein“, so Grießhammer. Das erschwere die Diagnose, weil die Schmerzen oft nicht so einfach von Herzbeschwerden zu unterscheiden seien. Andere Beschwerden, bei denen an Reflux gedacht werden sollte, sind Kloßgefühle im Hals, ein Brennen im Rachen, Schluckbeschwerden, Übelkeit und Oberbauchschmerzen.

Zahnschäden durch Säure

In den letzten Jahren ist die Medizin zudem auf Symptome außerhalb der Speiseröhre gestoßen. So kann die aufsteigende Magensäure innerhalb weniger Wochen erhebliche Zahnschäden anrichten. Auch chronischer Husten ist in einem Drittel der Fälle dem Reflux zuzurechnen. „Asthmamedikamente schwächen den Mageneingang ebenfalls“, listete Dr. Bert Grießhammer weiter auf. Sogar Schlafstörungen könnten durch Reflux verursacht sein. „Es wird vermutet, dass jene Menschen, die schlecht schlafen, länger Säure im Magen haben als jene, die gut schlafen“, so die medizinische Erklärung für dieses „interessante Kapitel“.

Zu wenig Speichel ist auch schlecht, weil dadurch die Reinigung der Speiseröhre unzureichend erfolgt. Gleichfalls problematisch: ein zu schwacher Magenverschluss, häufig bedingt durch Alkohol und Arzneimittel wie die Pille. „Auch Stress lässt die Mageneingang erschlaffen“, mahnte Grießhammer.

Lebensstiländerung

Die Behandlung fußt auf zwei Säulen. Zum einen kann der Patient durch eine Lebensstiländerung etwas bewirken. „Kein Alkohol, kein Nikotin, Gewicht reduzieren, keine schweren Speisen und kein strenger Sport mehr am Abend, enge Kleidung und gebückte Haltung vermeiden“, lauteten die eingängigen Ratschläge. Ein zusätzlicher Tipp des Internisten: Reizungen der Speiseröhre etwa durch Zitrusfrüchte, Tomaten, Zwiebeln, Kaffee, Tee, Schokolade und Minze vermeiden. Fett wiederum verzögert die Magenentleerung. „Das muss nicht bei jedem so sein, aber man sollte darauf achten“, empfahl Grießhammer.

Nichts für dauernd

Auch Medikamente fördern Reflux. Dazu zählen Blutdruckmittel, Herz- und Asthmapräparate, die Pille, Psychopharmaka sowie Pfefferminzöl. Medikamente, die gegen den Reflux eingesetzt werden, neutralisieren die Säure. Frei erhältliche Mittel sind laut Grießhammer auf Dauer allerdings zu schwach und nichts für die ständige Anwendung. Sie sollen die Beweglichkeit der Speiseröhre und des Magens fördern. Allerdings bestehen Zweifel an der Wirksamkeit. Im Gegensatz dazu vermindern therapeutisch verordnete Präparate die Säureproduktion. Die Heilungsrate ist mit 83 Prozent hoch. Wirkliche Symptomfreiheit werde jedoch nur in 40 Prozent der Fälle erreicht. Auch hier sind Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Durchfall und Verstopfung möglich. Sie treten laut Arzt jedoch nicht häufiger als bei Gabe von Placebos auf. Die Behandlungsdauer liegt zwischen 4 und 8 Wochen.

Therapie nur bei Beschwerden

Reflux kann auch operiert werden. Doch diese Option will gut überlegt sein, weil nicht ganz einfach. Dabei wird der Verschluss im Magen mithilfe einer Manschette verstärkt. Allerdings müssen 7 Prozent der Patienten innerhalb von drei Jahren erneut operiert werden.

Ein Reizmagen, der mit Völlegefühl und Blähungen einhergeht, sollte ab einem Alter von 45 Jahren ärztlich abgeklärt werden. Vor allem, wenn Gewichtsverlust, Blutungen oder wiederkehrendes Erbrechen gegeben sind.

Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre werden zu 90 Prozent vom Helicobacter verursacht, den jedoch die Hälfte der Menschheit in sich trägt. Deshalb erfolgt eine Behandlung nur, wenn Beschwerden vorliegen. OA Dr. Bert Grießhammer warnte in diesem Zusammenhang vor einer allzu üppigen Einnahme entzündungshemmender Medikamente. Wer sie dennoch brauche, benötige zusätzlich einen Magenschutz.

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