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Ein Posting ist kein rechtsverbindliches Dokument

Den Facebook-Richtlinien per Statusmeldung zu widersprechen, ist für das Netzwerk unerheblich. Allein die Nutzung gilt als Zustimmung.
Den Facebook-Richtlinien per Statusmeldung zu widersprechen, ist für das Netzwerk unerheblich. Allein die Nutzung gilt als Zustimmung. ©Archiv: AP Photo/Matt Rourke
Die moderne Form des Kettenbriefs, das tausendfach kopierte Status-Update über das vermeintliche Nutzungsverbot persönlicher Daten, ändert die Facebook-Richtlinien in keinster Weise. Schon allein die Nutzung gilt als Zustimmung.

Alle paar Monate treiben diese Statusmeldungen ihr Unwesen auf Facebook. Millionen von Nutzern kopieren diese Meldungen und fordern darin ihre Freunde dazu auf, es ihnen nachzumachen. Denn, um den “neuen” Facebook-Richtlinien zu wiedersprechen, müsse in einem Status-Update der Anspruch auf die eigenen Daten und Bilder erhoben werden.

Zustimmung per Anmeldung

Leider ist die Sache mit der Datennutzung nicht ganz so einfach. Über die Status-Funktion kann niemals eine rechtlich verbindliche Abmachung mit dem Zuckerberg-Konzern geschlossen werden. Ob darin bestimmten Praktiken des netzwerks widersprochen oder zugestimmt wird, ist für Facebook unerheblich. Entscheidend ist lediglich die Nutzung. Wer sich bei Facebook anmeldet, akzeptiert automatisch die Geschäftsbedingungen und durch die navigation auf der Seite zusätzlich der Cookie-Richtlinie, die es ermöglicht, Nutzer einfacher zu identifizieren.

Abgesehen davon, das sie letzte Aktualisierung der Privatsphäre-Richtlinien bereits etwas länger zurückliegt, wird in den Meldungen auf völlig willkürlich gewählte Paragrafen verwiesen. Diese haben überhaupt nichts mit geistigem Eigentum zu tun. Der häufig zitierte Paragraf 111 befasst sich im österreichischen Strafgesetzbuch mit der üblen Nachrede, im deutschen Pendant mit dem Widerstand gegen die Staatsgewalt.

So sammelt und verwertet Facebook

Unter der Seite https://www.facebook.com/privacy/explanation erklärt Facebook, wie Daten gesammelt und genutzt werden. Vor allem Daten zum Aufenthaltsort und der Interaktion mit anderen Nutzern werden laut den dort auffindbaren Informationen gesammelt und auf den Servern des Netzwerks gespeichert. Dort landen auch die persönliche Daten, die das Profil ausschmücken, also Alter, eventuell das Geschlecht, Adressen, Beziehungsstatus und so weiter. Hinzu kommen Daten, die Partnerfirmen an den Konzern weiterleiten, wie zum Beispiel Surf-Vorliebe und Einkaufsverhalten. Fotos selbst werden offiziell nicht weiter verwertet, wohl aber deren Aufnahmeort und -zeitpunkt.

Diese Datensammlung, mit Ausnahme derer, die eine Person eindeutig identifizierbar machen, kombiniert Facebook zu in Sachen Werbezielgruppe möglichst aussagekräftigen Profilen, die dann an andere Firmen weitergegeben werden, um möglichst zielgenaue Ansprachen und Angebote zu ermöglichen.

Welche Daten hat Facebook von mir?

Welche Daten der Konzern über eine gesammelt hat, kann bei Facebook abgefragt werden. Unter dem Punkt “Allgemeine Einstellungen” kann eine Kopie des Datensatzes angefordert werden. Diese wird, nach einer Identitäsprüfung, per Mail zugesandt.

Wer sich nun dazu entscheidet, die wirklich einzige Möglichkeit, den Facebook-Richtlinien zu widersprechen, zu nutzen und sein Facebook-Konto löscht, erzwingt damit auch die Löschung von Fotos und Statusmeldungen. Was mit den Nutzerprofilen geschieht, die Facebook bereits an dritte weitergegeben hat, bleibt indes unklar. Auch was andere über einen Nutzer geschrieben haben oder Fotos, auf denen man von anderen Personen markiert wurde, bleiben auch nach der Löschung eines Profils auf der Plattform.

(red)

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