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Eine Oase der Lust hinter hohen Mauern

Das Bordell in Telfs in Tirol könnte zur Vorlage für das Projekt in Hohenems werden.
Das Bordell in Telfs in Tirol könnte zur Vorlage für das Projekt in Hohenems werden. ©BilderBox
Hohenems - Bordell "La Villa" in Telfs könnte als Muster für Hohenems dienen. Ein Lokalaugenschein.
“Kommt eines, gibt’s bald fünf”
Interview mit Klaus Hämmerle
Entscheidung Ende Jänner

“Bease-Buam-Weg 5”. So lautet die vielsagende Adresse des stattlichen Anwesens unweit der Autobahnausfahrt Telfs-Ost. In einem wenig erschlossenen Areal der 15.000 Einwohner zählenden drittgrößten Kommune Tirols. Eine hohe Mauer umschließt das Gebäude, an dessen Frontfassade noch die anmutige Weihnachtsbeleuchtung den Eingangsbereich in helles Licht taucht. Vor der massiven Einlasstür erinnern kunstvoll geflochtene Zierbäume inmitten ausgelegter Tannenzapfen an die besinnliche Zeit in sinnlicher Umgebung.

Viel investiert

„Stil, Qualität, hochwertige Einrichtung. Darauf legen wir hier Wert“, sagt Hausherr und Eigentümer Gino Simoni (56), während er die Besucher in sein mit schweren Holzmöbeln bestücktes Büro führt. Seit gut sieben Jahre führt Simoni gemeinsam mit seiner Gattin das Bordell, hat nach eigenen Angaben rund sechs Millionen Euro in das Haus investiert. Kürzlich eröffnete er ein neues Etablissement in Imst, das Stammhaus steht in Wörgl. „Dort gibt es uns schon 17 Jahre“, informiert Simoni. Ein langer Kampf sei das gewesen. „Fünf Jahre lang haben wir für eine Genehmigung gebraucht“. Replik auf harte Zeiten. Mittlerweile hat sich der Freudenhaus-Unternehmer zu einem respektierten Bürger in Wörgl und Telfs gemausert. „In Wörgl sitz ich an einem Traditions-Stammtisch, in Telfs ist meine Frau Chefin der lokalen Fasnatzunft. Die nennen sich ‚Bease Buam‘. Von da stammt unsere Adressenbezeichnung.“

Kein Plunder

Stolz führt der Chef durchs Haus, das in offener Bauweise von der Rezeption aus den Blick bis ganz nach oben in den dritten Stock freigibt. Wuchtige Holzkonstruktionen bestimmen das Design von Stiege und Geländer. Weit und breit kein billiger Puff­plunder in Rosarot. Die Zimmer für einschlägige Aktivitäten lassen an Komfort nichts vermissen. Großzügig bemessene Liegeflächen, geräumige Hot-Whirl-Pools, feinste Sanitäranlagen, ein umfassendes Repertoire an Beleuchtungsmöglichkeiten. „Wir verfügen über zwölf Doppelzimmer für 24 Mädchen. 18 bis 20 sind immer da. Sie arbeiten selbstständig. Eine halbe Stunde kostet 150 Euro. Darin enthalten sind neben dem Mädchen die Zimmermiete und die Inanspruchnahme des gastronomischen Angebotes mit Ausnahme von Champag­ner“, erklärt Simoni.

Aylins Visionen

Eines der Mädchen ist Aylin, 26. Die Deutsch-Türkin arbeitet seit vier Jahren im „La Villa“. Sie spricht gepflegtes Hochdeutsch, lässt’s bei Bedarf jedoch auch „tirolern“. Nach Scheidung und Schulden fand die ehemalige Rechtsanwalts-Sekretärin den Weg ins Gewerbe, hat einen fünfjährigen Sohn. „Ich bin schon vier Jahre im ‚La Villa‘. Das heißt: Mir gefällt’s hier.“ Die großgewachsene Schwarzhaarige hat viele Stammkunden. Ein paar Jahre will sie noch gut verdienen. „Danach mach ich was Eigenes. Etwas, das nichts mit dem Gewerbe zu tun hat.“ Über derartige Perspektiven verfügen Valentina (25) und Marie (21), beide aus Rumänien, nicht. Valentina ist schon zum zweiten Mal im „La Villa“. Da brachte sie Marie mit. „Wir helfen mit dem Geld auch unseren Familien in Rumänien“, sagt Valentina. Ihr würde die Arbeit Spaß machen. Und wenn sie schon nicht Brad Pitt haben könne, dann wenigstens eine Reihe anderer Männer.

Als Hermann kam

An der Bar warten knapp 20 Mädchen auf Kundschaft. Die Nacht ist noch jung. Chef Gino Simoni erzählt: „Seriosität geht in unserem Geschäft über alles. Wir sind ein polizeilich kontrollierter Betrieb. Die Beamten können jederzeit kommen und die Mädchen prüfen. Bei drei Verstößen ist die Lizenz weg.“ Gearbeitet hat bei Simoni auch schon der in der Vorarlberger Rotlichtszene bekannte Richard Loser. „Als mir jemand an der Rezeption ausfiel, ist er eingesprungen. Er hatte Erfahrung. Das brauchst du in diesem Geschäft“, berichtet Simoni. Eines Tages habe Loser „den Hermann“ mitgebracht. Hermann Hahn, den Projektwerber für ein Bordell in Hohenems. Hahn habe sich bei ihm umgesehen. „Bemerkenswert, dass der jetzt in Hohenems so etwas aufziehen will.“

(VN/Klaus Hämmerle)

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