Auf den ersten Blick erscheint einem nichts außergewöhnlich im Sitzungszimmer von Martin Schwall am Ende des Ganges im 1. Stock der Suchtberatungsstelle „Die Faehre“ in Dornbirn. Schwenkt man den Blick jedoch herum, sticht einem der Unterschied sogleich ins Auge – eine Unzahl an Farbdosen und Pinseln sowie eine große Zeichenwand stehen im Eck. Der 44-Jährige ist Kunsttherapeut.
Seine Klienten können in den Therapiestunden malen, wenn sie wollen. Nicht immer kommt die Kunsttherapie nicht zum Einsatz. Für viele aber sei eine herkömmliche Therapie zu konfrontativ. „Mit der Zeichenwand kommt eine dritte Komponente dazu. Es findet eine Kommunikation über das Bild statt“, erklärt Schwall die Vorteile der Kunsttherapie.
Immer wieder auf Reisen
Als Therapeut ist das Wichtigste, glaubt der Wahl-Dalaaser, sich selbst zu kennen. Während der Reise zum Ich sei er selbst viel auf Reisen gewesen, was ihm sehr geholfen habe. Er war viel im asiatischen Raum unterwegs. Überhaupt ist der dreifache Familienvater viel herumgekommen.
Schwall ist gebürtiger Belgier. Er landete nach einer seiner Asien-Reisen in Wien, ehe er der Liebe wegen 1999 nach Vorarlberg gelangte. Sein Werdegang zum Kunsttherapeuten nahm seinen Anfang in einer technischen Schule für Elektronik. „Das hat mich jedoch angeödet, ich wusste schon zu diesem Zeitpunkt, dass ich viel lieber etwas mit Menschen machen wollte“, sagt er heute rückblickend. Es folgte sein Einstieg in die Sozialarbeit: Ein Freund machte ihn auf eine Schule in Lüttich aufmerksam. „Dort hab ich zum ersten Mal viel über mich selber erfahren“, sagt er mit perfektem Deutsch – er wuchs zweisprachig auf.
Ein Wink des Schicksals
Mit der Kunsttherapie erstmals in Kontakt kam Schwall, als er sich bei der Lebenshilfe um autistische Erwachsene kümmerte. „Gerade mit diesen Menschen, die sehr in sich verschlossen sind, war das eine sehr schöne Kommunikationsform“, gerät er heute noch bei einem Blick zurück ins Schwärmen.
Ein Bandscheibenvorfall war es, der sein Berufsbild nochmals veränderte. Vor zehn Jahren genau wechselte er zu Do-it-yourself in Bludenz und damit vom Behindertenbereich in den Suchtbereich. „Von da an“, sagt er, „ließ mich die Kunsttherapie nicht mehr los.“
Zuspruch der Klienten
Zehn Jahre lang schufen seine Klienten „therapeutische Dokumente“, wie Schwall die Bilder nennt. Er hat sie allesamt aufbewahrt. Das brachte ihn vor gut einem Jahr auf die Idee, die Bilder in einer Vernissage auszustellen. „Alle waren begeistert. Ich musste natürlich das Einverständnis der Klienten einholen. Schon das Wiedersehen, besser gesagt das Wiederhören am Telefon war eine schöne Erfahrung.“ Seiner Meinung nach wird es eine ganz spezielle Ausstellung werden. Weil die Bilder nicht zu Ausstellungszwecken geschaffen wurden und somit „ehrliche Bilder“ sind. „Wir möchten mit dieser Ausstellung eine mögliche Hemmschwelle abbauen und interessierten Menschen Mut machen, sich auf sich selbst einzulassen.“ Mit einem Titel und einigen wenigen Informationen ist jedes Bild versehen. Den Rest der Geschichte kann sich dann jeder Besucher selbst ausmalen.
So können die Gäste beim Gang durch die Galerie sich selbst begegnen. Wie dies die Klienten zuvor in der Kunsttherapie getan haben.
ZUR PERSON
Martin Schwall
Geboren: 28. Juli 1967
Beruf: Sozialpadagoge und
Kunsttherapeut
Hobbys: Wandern, Reisen
Familie: Frau, drei Kinder
Lieblingsspeise: Nudeln aller Art
(VN-toh)
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