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Ein Stück Geschichte endet

2006, beim 40-Jahr-Jubiläum, dachten weder Mütter noch Kinder an eine Schließung.
2006, beim 40-Jahr-Jubiläum, dachten weder Mütter noch Kinder an eine Schließung. ©Josef Hagen
Knapp 50 Jahre nach der Gründung schließt das SOS-Kinderdorf seine Tore.

Dornbirn. 1966 eröffneten der Gründer der SOS-Kinderdörfer, der Alberschwender Hermann Gmeiner, und Dornbirns Bürgermeister Karl Bohle das SOS-Kinderdorf am Haselstauder Berg. Ein Freudentag für die gesamte Bevölkerung, vor allem für die Kinderdorfmütter und ihre Schützlinge.

Nach 48 Jahren naht nun das Ende: Das Kinderdorf schließt für immer seine Tore. Viele fragen sich, warum. Die Antwort gibt der Großneffe von Hermann Gmeiner, der inzwischen pensionierte Dornbirner Arzt Walter Gmeiner: „Eines Tages gab es keine Zuweisungen aus anderen Bundesländern mehr, weil die Landespolitiker der Meinung waren, die Kinder sollten im eigenen Land betreut werden. Und inzwischen werden auch Vorarlberger Kinder, die nicht bei den leiblichen Eltern aufwachsen können, in Pflegefamilien untergebracht.“

„Ihr könnt nicht zusperren“

Dass nach fast 50 Jahren das SOS-Kinderdorf plötzlich Geschichte ist, sorgt auch bei vielen ehemaligen Kinderdorfkindern, die teilweise ihre gesamte Kindheit und einen großen Teil der Jugendjahre bei „ihrer“ Mutter in einem der schmucken Häuser am Waldrand verbrachten und die beste Erziehung genossen, für Kopfschütteln. „Ihr könnt doch nicht zusperren“, bekommt Walter Gmeiner, der über Jahre hinweg bis zu seiner Pensionierung eine führende Stellung bei SOS-International innehatte, regelmäßig zu hören. Er selbst tut sich schwer, das Aus des Dorfes, einst der Stolz seines Großonkels Hermann Gmeiner, zur Kenntnis zu nehmen. Immerhin lebten zu Spitzenzeiten insgesamt rund 100 Kinder mit ihren Müttern in den 17 Häusern.

Häuser bereits abgebrochen

Inzwischen wurden sieben Häuser im Dorf bereits abgebrochen, die übrigen zehn erleiden noch dieses Jahr dasselbe Schicksal. Übrig bleibt ein 18.000 Quadratmeter großes Areal, das voraussichtlich verkauft wird. „Mit der Entscheidung lassen wir uns allerdings noch Zeit“, will Gmeiner nichts überstürzen.

Eine Erinnerung an die Kinderdorf-Zeit bleibt erhalten: Der dorfeigene private Kindergarten wird samt den Kindergartenpädagoginnen von der Stadt übernommen. Dornbirns Bürgermeisterin Andrea Kaufmann ist deshalb am Kauf eines Grundstücks am Knie für die Erstellung eines Neubaus für zwei weitere Kindergartengruppen interessiert. Wie es derzeit ausschaut, könnte hier schon bald mit dem Bau begonnen werden.

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