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Ein Lustenauer in Rot-Gelb

Lustenau – Emanuel Riedmann geht für die spanische Karate-Nationalmannschaft an den Start. Es ist gut möglich, dass Emanuel der meistfotografierte Lustenauer in Barcelona ist.

Und nicht nur deshalb, weil er seit 2010 den Karateanzug des spanischen Nationalteams trägt. Der 27-Jährige wohnt nämlich in der iberischen Metropole – direkt im Zentrum, an der Flaniermeile La Rambla und der Markthalle Boqueria. „Barcelona ist eine extrem schöne Stadt – bis auf die vielen Touristen“, erzählt er. Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass der Wahl-Spanier unfreiwillig auf dem einen oder anderen Urlaubsfoto verewigt ist – wie er sich im Hintergrund gerade den Weg durch die Menschenmenge bahnt. Aber nun zurück zum Karate und dem spanischen Nationalteam. Das kam so.

EM-Qualifikation

Es war ein Auslandsjahr an der Universitat Autònoma de Barcelona anno 2008. „Ich hab mir dort einen Verein gesucht und wollte eigentlich nur trainieren“, erinnert sich der 27-Jährige. Fündig wurde er just beim Verein des spanischen Karte-Nationaltrainers. Und eines Tages dann die Frage: „Wir fahren auf ein Turnier. Willst du nicht mitkommen?“ Emanuel fuhr mit. Auch zur spanischen Meisterschaft, wo sich die Mannschaft schließlich für die EM 2010 in Koblenz qualifizierte. „Da gehst du mit, oder?“, war für den Trainer klar. Als Nicht-Spanier? Kein Problem. Sieht doch die Regelung des Shotokan-Verbandes vor, dass man nur eine Zeit lang bei einem ausländischen Verein trainiert haben muss, um für dieses Land an den Start gehen zu können. So kam eines zum anderen und der Österreicher holte mit der spanischen Nationalmannschaft die EM-Bronzemedaille und somit das Ticket für die WM am 17. und 18. September 2011 in Chicago (USA). „Wenns gut läuft, dann können wir auch diesmal eine Medaille machen“, ist Emanuel zuversichtlich.

„Was mache ich hier?“

Aus den zwei Semestern Barcelona sind mittlerweile drei Jahren geworden. „Der Sommer in Barcelona war einfach ein Wahnsinn. Ich bin dann zurück gekommen und Wien war grau, kalt und wüst. Ich hab mir gedacht: Was mache ich hier eigentlich?“, erzählt er. Emanuel ging zurück. Hat dort für die Wiener Zeitschrift Economy gearbeitet. „Die gibt es jetzt leider nicht mehr.“ Seit Februar lehrt er den Spaniern nun Englisch und Deutsch. „Genau das, was ich eigentlich nicht machen wollte“, schmunzelt er. „Ich schaue, dass ich im Herbst etwas anderes finde.“ Umso glücklicher macht ihn indes sein Sport. „Es taugt mir einfach. Wenn ich eine Zeit lang nicht trainiere, dann geht es mir schlecht“, beschreibt der WM-Teilnehmer. In Spanien aber seien die Voraussetzungen doch andere als in Österreich: „Man muss alles selber zahlen und einen Sommer lang ferialen, um sich die Fahrt zur WM leisten zu können.“ Das hat er soeben sechs Wochen lang gemacht. Heute heißt es Koffer packen. Es geht zurück in die Heimat. Nach Barcelona.

 
Zur Person
 
Emanuel Riedmann fährt im September mit dem spanischen Karate-Nationalteam zur WM
Geboren: 6. November 1983
Wohnort: Barcelona, Lustenau
Ausbildung: Gymnasium Dornbirn-Schoren, Englisch- und Spanischstudium an der Universität Wien, Englischstudium an der Universitat Autònoma Barcelona
Familie: Freundin Alba, zwei Geschwister Sarah (30) und Johannes (21)
Hobbys: Schreiben (Kurzgeschichten) und Musik machen (Gitarre, Computer)

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