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Ein Dirigent mit passioniertem Pioniergeist

Andreas Gamper ist seit dem Frühjahr musikalischer Leiter der Bürgermusik Hohenems
Andreas Gamper ist seit dem Frühjahr musikalischer Leiter der Bürgermusik Hohenems ©Stefan Klien
Seit dem Frühjahr ist Andreas Gamper musikalischer Leiter der Bürgermusik  VN-Heimat-Interview: mit Andreas Gamper (58) Kapellmeister der Bürgermusik Hohenems 

Hohenems. Schon als Schuljunge wusste Andreas Gamper, dass die Musik sein Leben bestimmen werde. Nach den Lehr- und Wanderjahren als Klarinettist bei der Militärmusik Tirol, tauschte er sein Wunschinstrument mit dem Dirigentenstab. Die VN-Heimat traf den Dirigenten zum Interview. 

Wann haben Sie sich entschieden die Bürgermusik Hohenems zu dirigieren?

Andreas Gamper: Nun diese Frage ist schnell beantwortet. Mitte April trat der Vorstand der Bürgermusik an mich heran und fragte, ob ich Interesse hätte, die musikalische Leitung zu übernehmen. An diese Aufgabe konnte ich wirklich vollkommen neutral herangehen, da ich vorher keine Gelegenheit gehabt habe, die Musik zu hören. Bei den verschiedenen Auftritten die die Bürgermusik zu bestreiten hat, war ich immer in Hohenweiler verpflichtet. So konnte ich mir also im Laufe der Probentätigkeit ganz unvoreingenommen selbst ein Bild der Leistungsfähigkeit machen.

Mit Ihrem Hintergrund und Ihrer Ausbildung, gefolgt von jahrelanger Erfahrung beim Dirigieren – was denken Sie macht einen Dirigenten zu einem ausgezeichneten Dirigenten?

Andreas Gamper: In erster Linie, denke ich, ist ein gutes Verständnis für musikalische Linien erforderlich. Auch musikalische Gedanken in großen Zusammenhängen muss man erkennen und herausarbeiten können. Genauso wichtig ist es, dass man die Leistungsfähigkeit seiner Musikanten richtig einschätzt. Sie zu überfordern ist ebenso schlecht wie unterfordern. Also im Zweifelsfall lieber etwas mehr als zuwenig fordern. Dem Dirigieren, also der Schlagtechnik kommt meiner Meinung nach nicht die höchste Priorität zu. Es ist schon wichtig Übergänge und Tempowechsel deutlich und klar zu dirigieren. Aber wenn nicht das ganze Werk „durchgepinselt“ wird, sondern wesentliche Einsätze und Änderungen in der Lautstärke gut angezeigt werden, kommt ein gutes Orchester damit klar. Das Tüpfelchen auf dem „i“ sind noch „musikalische Kleinigkeiten“, wie saubere Einsätze oder gleiche Artikulation, das macht dann das musizieren zur Musik.

Das Spiel von 50 und mehr – Musikern zu koordinieren gehört vermutlich zu den faszinierendsten Aspekten Ihrer Tätigkeit. Wie arbeiten Sie mit den Musikern als Team zusammen?

Andreas Gamper: Ja, es ist wirklich der schönste Teil der Probenarbeit, wenn man vom ersten durchspielen eines Werkes die Entwicklung verfolgen kann wie sich das gespielte immer mehr der eigenen Vorstellung nähert und bis zur Aufführung sich stückweise steigert.

Wie kommunizieren Sie Ihre Vorstellungen?

Andreas Gamper: In erster Linie durch erklären und vorsingen. Natürlich versuche ich auch durch die Zeichengebung den Charakter des Stückes zu vermitteln. In einer späteren Probenphase spiele ich auch eine Aufnahme des Stückes vor. Ich halte nicht viel davon, Stücke gleich zu Beginn vorzuspielen, da die Musikanten sonst in eine Schiene gepresst werden, von der schwer wieder wegzukommen ist.

Inwiefern prägt ein Dirigent noch ein Blasorchester? Es herrscht doch ein rasches Wechseln mit Mehrfachverpflichtung und Gastdirigenten?

Andreas Gamper: Ein Dirigent hat natürlich die Möglichkeit der Musik seinen Stempel aufzudrücken. Ich glaube das gehört auch zu den Aufgaben des musikalischen Leiters. Natürlich spielen mehrere Faktoren eine nicht unerhebliche Rolle. Zum Beispiel das ziemlich breitgefächerte Spektrum des spielerischen Niveaus, das logischerweise in unserer traditionellen Musik herrscht. Da ist meist alles Vertreten: vom engagierten Musikstudenten, der vielleicht sogar professionelle Absichten hat, bis zum berufstätigen Menschen, der tagsüber seine Arbeit macht und abends einfach aus Freude zur Musik zu seinem Instrument greift. Man lernt ja „seine Musik“ erst nach und nach kennen und kann erst im Laufe der Zeit einschätzen, ob die eigene Vorstellung absolut umsetzbar ist, oder ob man Kompromisse eingehen muss. Mehrfachverpflichtungen spielen weniger eine Rolle. Man muss als Dirigent eher flexibel sein und sich auf den jeweiligen Klangkörper einstellen. (Und natürlich die entsprechende Vorbereitungszeit haben!) Anders ist die Situation bei Gastdirigenten. Als Dirigent muss man sich sehr schnell ein Bild von Durchschnitt der Leistungsfähigkeit der Musikanten machen und herausfinden was geht. Die einzelnen Musiker müssen sehr flexibel sein und sich rasch auf die neue Situation einstellen. Dies betrifft sowohl die Probenarbeit, als auch die musikalischen Vorstellungen desjenigen, der vorne steht.

Können Sie uns etwas über das diesjährige Cäcilienkonzert erzählen? Was erwartet das Publikum?

Andreas Gamper: Das Publikum erwartet ein wirklich bunter Strauss an Melodien und Musikstücken. Für den ersten Konzerteil habe ich die Alt- überlieferte Reihenfolge mit Konzertmarsch, Ouvertüre und Konzertwalzer gewählt und in den zweiten Teil moderne und lockere Stücke aufgenommen, weil ich der Meinung bin, dass sich dieses Schema nicht umsonst sehr lange gehalten hat. Die Vielfalt der Aufgaben, die ein Musikverein während eines Jahres zu präsentieren hat, kann man so einfach am besten zum Ausdruck bringen. Das ist eben genau das, was ich gerne präsentieren möchte. Ich glaube, man darf unsere ureigenste Musik nicht vergessen. Damit meine ich vorwiegend die Kompositionen aus der K&K Zeit. Da gibt es so viele Kompositionen die auch mit der durchschnittlich besetzten Musikkapelle gespielt werden können. (Ich mag es, wenn ältere Musikanten aus dem Publikum sagen können: „Ah, das hab ich früher auch gespielt“.) Gleichzeitig möchte ich natürlich nicht den Fehler machen und die zeitgenössischen Werke außer Acht lassen. So werden Originalkompositionen aus alter und neuer Zeit ebenso zu hören sein, wie ein „Austropoper“. Um so der Vielfältigkeit der Musik Rechnung zu tragen.

Wenn die Leute kommen, um die Bürgermusik zu sehen, was glauben Sie, wird sie am meisten an der Musik beeindrucken?

Andreas Gamper: Das kann ich natürlich schwer beurteilen. Ich hätte allerdings die dezente Hoffnung, dass das Publikum nach Hause geht mit dem Gedanken, dass sich die Bürgermusik einen Schritt weiterentwickelt hat. Das wäre dann für die Musiker und für mich ein Zeichen, dass wir mit unserer Arbeit auf dem richtigen Weg sind.

Mit welchen Projekten wollen Sie in Hohenems Zeichen setzen?

Andreas Gamper: Um zukünftige Projekte hab ich mir ehrlich gesagt noch nicht viele Gedanken gemacht. In erster Linie galt es vorerst die fixierten Termine in kurzer Zeit vorzubereiten und ein Programm für das Herbstkonzert zu erstellen. Das war erst einmal genug Arbeit. Um „prestigeträchtige“ Aktionen mache ich mir gemeinsam mit dem Vorstand Gedanken.

Erhalten Sie dabei auch Unterstützung durch die Vereinsleitung?

Andreas Gamper: Ja, durchaus. Es herrscht eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Vereinsleitung. Es ist eine wahre Freude mit dem Ausschuss zusammenzuarbeiten. Ein Umstand, der die Arbeit als musikalischer Leiter sehr vereinfacht.

Was würden Sie als das Zentrum Ihres Repertoires bezeichnen?

Andreas Gamper: Ich habe persönlich ein Faible für die traditionelle Blasmusik und ich würde gerne diese Musik, die beinahe in Vergessenheit geraten ist (vielleicht etwa krass ausgedrückt) mehr in den Mittelpunkt stellen. Das heißt natürlich nicht, dass ich auf Bearbeitungen von Rock, Pop oder Schlagermusik verzichten möchte. Man muss natürlich auf die Mischung der Musikanten und auch auf die Vielfältigkeit des Publikums eingehen.

Wo sehen Sie sich in Ihrer musikalischen Zukunft? Was wünschen Sie sich?

Andreas Gamper: Wünschen würde ich mir, dass die Zusammenarbeit mit der Bürgermusik weiterhin gut verläuft und wir uns gemeinsame Ziele stecken, die gut umzusetzen sind. Und wenn diese Ziele dann immer Stück für Stück wachsen und uns vorwärts bringen, bin ich schon sehr zufrieden. (BET)

Zur Person: Dirigent Andreas Gamper

Beruf: Militärmusiker

Familienstand: Verheiratet

Hobby: Musik aktiv und passiv

Musikalischer Werdegang: Mit 10 Jahren Klarinettenunterricht in Innsbruck, seit meinem 18. Lebensjahr Militärmusik. Erst in Tirol und seit 2008 in Vorarlberg.

Gern gehörte Musik: Klassik, Romantik und Zeitgenössische Sinfonische Blasmusik

Lieblingskomponist: Johann Sebastian Bach

 

 

 

 

 

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