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Geplanter Geschäftshaus-Neubau in Egg sorgt für Diskussionen

Dorfzentrum soll neu gestaltet werden
Dorfzentrum soll neu gestaltet werden ©VN
Egg - In der Bregenzerwälder Gemeinde stehen mehr als 2.000 Quadratmeter Geschäfts- und Gewerbeflächen frei - jetzt bringt ein Gemeinschaftsprojekt von Sparkasse Egg, Gemeinde und dem Projektentwickler Prisma weitere hunderte Quadratmeter dazu.

In der Bregenzerwälder Gemeinde Egg sorgt die geplante neue Zentrumsgestaltung für Diskussionen unter Immobilienbesitzern und Geschäftsflächenvermietern. Dabei geht es primär um ein geplantes fünfstöckiges Mehrzweckgebäude auf dem Areal des derzeitigen Postamtes. Das Gebäude soll über eine Nutzfläche von rund 1.900 Quadratmeter für Wohnungen, Gastronomie, Büros und Dienstleister verfügen. Hinter dem Immobilienprojekt beziehungsweise der dafür zuständigen LOCO 597 Investment GmbH stehen die Sparkasse Egg (55%), die Gemeinde Egg (22,5%) sowie der Immobilienprojektentwickler Prisma aus Dornbirn (22,5%). Für Kritik sorgt nicht die Zentrumsentwicklung an sich, sondern die in dem Gebäude geplanten Büro- und Geschäftsflächen im Umfang von mehreren 100 Quadratmeter. Denn in Egg stehen derzeit unzählige zur Vermietung vorgesehene Geschäfts- und Büroräumlichkeiten seit längerer Zeit leer.

Initiative befürchtet Abwerbungen und Umsiedlungen

Deshalb hat sich in Egg eine Initiative von Immobilienbesitzern gegründet, die sich auch mit einer Petition an die Gemeinde gewendet hat. Die Mitglieder dieser Initiative verfügen nach eigenen Angaben auf einem Flugblatt über insgesamt mehr als 2.000 Quadratmeter “frei verfügbare Flächen in bester Lage” in Egg. Der Sprecher dieser Initiative, Wolfgang Troy, erklärte auf Anfrage der Wirtschaftspresseagentur.com, dass es für die Unterzeichner der Petition und andere Immobilienbesitzer in Egg schwer verständlich sei, dass angesichts so vieler leerstehender Büro- und Geschäftsflächen weitere Flächen dazugebaut werden sollen unter Beteiligung der Gemeinde und der örtlichen Sparkasse. “Wir haben die Befürchtung, dass hier bestehende Geschäftsmieter innerhalb von Egg abgeworben werden und die übrigen Leerstände weiter steigen. Einige Mieter werden innerhalb von Egg auch einfach in ein neues Gebäude umziehen wollen”, so Troy.

Zumal in naher Zukunft noch weit mehr Flächen in Egg frei werden könnten, heißt es in Wirtschaftskreisen. Dabei geht es um das ebenfalls von Prisma betriebene Impulszentrum Bregenzerwald in Egg. Dort ist seit Jahren die Simma Electronic GmbH als mit Abstand größter Mieter (etwa 700 Quadratmeter) angesiedelt. Doch das Unternehmen ist auf der Suche nach einem anderen Standort beziehungsweise einem geeigneten Grundstück in der Region. Das bestätigte auch Firmeninhaber Siegfried Simma auf Anfrage. “Ja, wir sind übersiedlungswillig, sobald sich etwas findet. Ab dem Zeitpunkt dauert es etwa zwei Jahre bis zum Umzug”, so Simma.

aks der erste mögliche Umsiedler

Manche Egger fühlen sich in ihren Befürchtungen hinsichtlich Umsiedlungen teilweise schon bestätigt. Denn die bereits in Egg ansässige aks gesundheit GmbH liebäugelt dem Vernehmen nach mit einer Übersiedlung in das neue Gebäude. aks-Pressesprecherin Martina Ruck bestätigte zwar laufende Gespräche, eine Entscheidung sei allerdings noch nicht gefallen.

“Werden keine lokalen Geschäftsmieter abwerben”

Die beschriebene Kritik von ein paar Geschäftsvermietern zeigt offenbar bereits Wirkung. Geschäftsführer der im Fokus stehenden LOCO 597 Investment GmbH ist Hermann Bachmann, Vorstand der Sparkasse Egg. Er erklärte auf Anfrage, dass man jetzt bei einem Treffen mit den Petitionsunterzeichnern zugesagt habe, dass keine bestehenden Geschäfts- und Büroflächenmieter innerhalb von Egg für das neue Mehrzweckgebäude aktiv abgeworben werden sollen. Zudem habe man den Unterzeichnern zugesichert, eine gemeinsame Vermarktungsplattform für alle leerstehenden Flächen in Egg aufzubauen. “Es geht uns bei dieser Sache um das Dorf und die Neugestaltung des Ortszentrums und nicht allein um das neue Gebäude”, so Bachmann. Denn immerhin komme da ja auch eine neue zweistöckige Tiefgarage zur Entschärfung der Parkplatzsituation und ein neuer Vorplatz dazu.

Für die Vermarktung der Flächen in dem geplanten Mehrzweckgebäude werde vor allem Prisma – jedoch in Absprache mit der Sparkasse Egg – zuständig sein. Wie viele Büro- und Geschäftsflächen nach Abzug von Wohnungen und Gastronomieflächen schlussendlich zur Verfügung stehen werden, sei noch nicht ganz geklärt. “Es dürften so an die 400 Quadratmeter sein”, so Bachmann. Die Einreichplanung sei fertig, das Projekt sei zur Bewilligung eingereicht worden. Er rechnet noch heuer mit einem Baubeginn. Die Fertigstellung sei für 2017 geplant.

Bernhard Ölz: “Andere Struktur der Flächen”

Prisma-Vorstand Bernhard Ölz sagte, dass die Triebfeder hinter diesem Bauprojekt die Neugestaltung des Egger Dorfzentrums mit neuem Dorfplatz und der Tiefgarage sei. Es sei zwar korrekt, dass die zusätzlichen Flächen zum Teil auch in Konkurrenz zu dem bestehenden Angebot treten würden. “Das ist aber nicht generell der Fall, weil in dem Neubau eine andere Struktur der Flächen vorliegen wird. Man kann nicht alle freistehenden Flächen in einem Ort direkt miteinander vergleichen”, sagte Ölz. Aber auch Prisma habe kein Interesse an aktiven Abwerbungen von anderen Mietern, man nehme die Anliegen der Petitionsunterzeichner ernst und beteilige sich an der gemeinsamen Vermarktungsplattform. “Aber wenn jemand aktiv auf uns zukommt, weil er zum Beispiel expandieren will, dann sind wir für Gespräche natürlich offen.” Angesprochen auf das aks sagte Ölz, dass es hier eine Vorvereinbarung gebe. Allerdings sei das aks von sich aus auf die Projektbetreiber zugekommen.

“Vermitteln seit Jahren erfolglos interessierte Mieter”

Die Egger Bürgermeisterin Theresia Handler sagte, dass ihr die Leerstände mancher Immobilienbesitzer im Dorfzentrum sehr wohl bekannt seien. Die Gemeinde versuche hier seit Jahren, interessierte Mieter zu vermitteln. “Aus welchen Gründen auch immer kommen da Mieter und Vermieter aber nicht ins Geschäft”, so Handler. Schlussendlich handle es sich dabei immer um private, persönliche Entscheidungen. Doch deswegen könne man eine Gemeinde nicht daran hindern, die Infrastruktur im Zentrum zu modernisieren – auch teilweise mit neuen Geschäftsräumlichkeiten. Zumal in dem neuen Mehrzweckgebäude der Fokus vor allem auf dem Gesundheits-, Vorsorge- und Betreuungsbereich liegen soll. “Das ist keine generelle Konkurrenz zu den vorhandenen Flächen, die offenbar aus anderen Gründen nur schwer zu vermieten sind.”

Bezüglich aks sagte Handler, dass deren Suche nach einem neuen, besser geeigneten Standort in Egg seit Jahren bekannt sei. Bislang habe es aber an entsprechenden Flächen gemangelt. Mit dem geplanten Neubau sei die Situation jetzt eine andere. Das aks würde sehr gut zum Schwerpunkt des neuen Gebäudes passen. Und dass mit dem möglichen Auszug von Simma Electronic in den kommenden Jahren im Impulszentrum erneut mehrere 100 Quadratmeter am Markt verfügbar werden, sei zwar auf den ersten Blick für das Impulszentrum nicht so schön. “Aber es bedeutet, dass unsere Betriebe hier wachsen und expandieren wollen. Wir als Gemeinde versuchen, die Bedingungen dafür zu schaffen, etwa durch neue Betriebsgrundstücke.” Die Gemeinde begrüße ausdrücklich die geplante gemeinsame Vermarktungsplattform für freistehende Geschäftsflächen und werde dieses Vorhaben auch unterstützen. Zudem stehe sie dazu, dass für das neue Projekt keine bestehenden Mieter in Egg aktiv abgeworben werden, sagte Handler.

Initiative begrüßt gemeinsame Vermarktungsplattform

Initiative-Sprecher Wolfgang Troy sagte angesprochen auf die Gespräche mit Hermann Bachmann, dass es korrekt sei, dass von Seiten der Projektbetreiber zugesichert worden sei, keine aktiven Abwerbungen von Mietern vorzunehmen und eine gemeinsame Vermarktungsplattform ins Leben zu rufen. “Wir werden die Sache genau beobachten, sind aber jetzt in einer gewissen Weise auch beruhigt.” Er betonte in dem Zusammenhang erneut, dass es der Initiative nicht um die Verhinderung einer attraktiveren, neuen Zentrumsgestaltung gehe.

Prisma dürfte ein Mitauslöser für Debatte sein

Dass hinter dem Zentrumsprojekt auch der Immobilienprojektentwickler Prisma mit dem 10-%-Prisma-Mitaktionär und Egger Gemeindevertreter Paul Sutterlüty steht, heizt die Diskussionen offenbar zusätzlich an. Prisma wird in der Vorarlberger Immobilien- und Projektentwicklerszene seit Jahren vorgehalten, bei neuen Immobilienprojekten nicht immer nur neue Geschäfts- und Büromieter in eine Gemeinde oder Stadt gebracht zu haben, sondern Mieter aus anderen Gebäuden der Region mit attraktiven neuen Flächen quasi “abgeworben” und das dann als “geschaffene Arbeitsplätze” beworben zu haben. Zudem wird wiederholt auf das Naheverhältnis von Prisma zu Einrichtungen oder Unternehmen der Öffentlichen Hand oder aus dem ihr nahestehenden Bereich verwiesen. Einen Höhepunkt stellt dabei der Verkauf des Seestadt-Areals in Bregenz durch die Illwerke (deren Anteil) an Prisma ohne breit angelegte öffentliche Ausschreibung dar. Beim von Prisma vorangetriebenen Campus-Areal in Dornbirn ist die Hypo Landesbank Vorarlberg und die Stadt Dornbirn mit an Bord. Auch um die Zentrumsentwicklung in Lech kümmert sich Prisma, eine Ausschreibung für dieses Vorhaben gab es nicht. Gleiches gilt für Egg, wenngleich sich die Ursachen dafür nicht immer vergleichen lassen.

In den oftmals als Innovations- und Impulszentren bezeichneten Prisma-Gebäuden befinden sich auffallend oft Mieter mit dem angesprochenen Naheverhältnis zur Öffentlichen Hand oder ähnlichen Einrichtungen. So sind beispielsweise im Impulszentrum Bregenzerwald unter anderen die Regio Bregenzerwald, Bregenzerwald Tourismus, 3-Täler-Touristik, Institut für Sozialdienste, aks Gesundheit, die Offene Jugendarbeit Bregenzerwald und die Caritas angesiedelt. Am Garnmarkt Götzis findet sich unter anderen die Volkshochschule.

Kritik und Anerkennung für Prisma-Projekte

Man kann dieses Naheverhältnis, das oftmals auch mit den einflussreichen Aktionären hinter Prisma erklärt wird, kritisieren. Oder aber, wie es ein Branchenkenner formulierte, den Prisma-Verantwortlichen attestieren, dass sie offenbar in manchen Bereichen auch die besseren Konzepte in der Schublade haben und damit auf offene Ohren stoßen. Denn allein nur mit den “guten Kontakten” zum politischen Establishment in Vorarlberg – so war Bernhard Ölz unter anderem Mitglied des Personenkomitees zur Unterstützung von Markus Wallner bei der Landtagswahl 2014 – könne man die vielen Prisma-Projekte in der Region und darüber hinaus nicht erklären, heißt es

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