Der Konsum von Ecstasy in Vorarlberg ändert sich. So wird die Droge bei den volljährigen Konsumenten beliebter, konsumiert wird immer mehr im privaten Bereich statt auf Partys. Gleichzeitig verändert sich auch die Form der Beschaffung, gekauft wird immer mehr im sogenannten Darknet, den Hinterhöfen des Internets.
Konsumenten keine “klassischen Süchtigen”
Bei den Konsumenten handelt es sich meist nicht um “klassische Süchtigen”, erklärt Bernhard Amann, Vizebürgermeister von Hohenems und Leiter der Drogenberatungsstelle Ex & Hopp in Dornbirn. So werde Ecstasy meist zu bestimmten Anlässen konsumiert oder um dem hohen Leistungsdruck standzuhalten. Es melden sich verstärkt Konsumenten bei der Beratungsstelle, meist bei gesundheitlichen Folgeerscheinungen des Konsums. Bei vielen gehöre die Droge zum Alltag und haben den Konsum unter Kontrolle. Ein Problem sei vielmehr die Tabuisierung: Der Konsum müsse geheim bleiben, bei einer Überdosis suchen laut Amann die Umstehenden eher das Weite statt Hilfe zu holen, um Probleme zu vermeiden.
Vorarlberg bei Drogen im Spitzenfeld
An Vorarlbergs Drogensituation lässt Amann kein gutes Haar: “Vorarlberg sei eine Suchtgesellschaft”, österreichweit habe man einen Spitzenplatz beim Konsum. Wir fragten nach, was sich abseits von Ecstasy im Ländle genommen wird.
Bernhard Amann, wie hat sich das Konsumverhalten verändert? Werden mehr oder weniger Drogen konsumiert?
Kann man so nicht sagen. Die Palette der Substanzen hat sich verbreitert. Auch Alkohol spielt eine viel größere Rolle als in früheren Jahren. Medikamente nicht zu vergessen.
Haben sich die Nutzergruppen verändert?
Was sich verändert hat, ist das zunehmende Alter der drogenabhängigen Menschen. Inzwischen sind alle Generationen vertreten. Damit steigt auch die Anzahl kranker und pflegebedürftiger Menschen. Osteoporose und Organschäden nehmen zu. Weitere Nutzergruppen siehe nächster Absatz!!!!
Werden andere Arten von Drogen konsumiert als noch vor einigen Jahren?
Eine erheblich größere Rolle spielen neben illegalen Drogen der Alkoholkonsum. Die Leitdroge früherer Jahre, Heroin, verliert an Bedeutung. Der polytoxikomane Konsum (man haut rein, was fährt) ist schon seit geraumer Zeit Faktum. Natürlich ist der Konsum auch abhängig von der Verfügbarkeit illegaler Drogen auf dem Schwarzmarkt.
Amphetamine wie Designerdrogen, Partydrogen wie legal highs und research chemicals haben ihren fixen Platz in der Vorarlberger Freizeitszene. KonsumentInnen dieser Substanzen sind in der Regel sozial integriert und definieren sich nicht als DrogenkonsumentInnen oder als suchtgefährdet. Daher wenden sie sich nur an uns, wenn es um rechtliche Fragen geht. Weitere konkrete Anfragen kommen bei negativen Auswirkungen des Konsums wie Halluzinationen oder Wahnvorstellungen, aber auch Angstzustände und depressive Verstimmungen, Unruhe, Schüttelfrost, Entzündungen oder allergische Reaktionen. Der Großteil der Anfragen sind anonym. Diese kommen einerseits von den Betroffenen persönlich, aber auch von deren Bezugspersonen, welche eine Verhaltensänderung feststellen. Sie sehen sich nicht als klassische Drogenkonsumenten. Daher lehnen sie auch die Kontaktaufnahme mit Hilfeeinrichtungen kategorisch ab, außer der Hut brennt.
Als dominante illegale Drogen galten in Vorarlberg bisher Cannabis und Kokain. Ist dies noch der Fall oder was sind hier die Veränderungen?
Cannabis dominiert nach wie vor den illegalen Substanzenkonsum klar. Antriebsstimulanzien sind gerade bei Vollerwerbstätigen im Vormarsch. Kokain ist nach wie vor die Nummer 2 unter den verbotenen Drogen. Hier hat sich wenig geändert.
Crystal Meth gilt in Deutschland als stark an Bedeutung wachsende Droge. Wie ist hier die Situation im Land, spielt Chrystal Meth hier ebenfalls eine wachsende Rolle?
Derzeit ist uns eine kleine Community bekannt von bis zu etwa 20 Personen, welche Chrystal Meth schon seit längerer Zeit konsumieren. Im Gegensatz zu Innerösterreich, wo Chrystal Meth eine wichtigere Rolle spielt.
Wie ist die aktuelle Beratungssituation aus Sicht von Ex & Hopp, was sind die aktuellen und künftigen Herausforderungen?
Was uns nach wie vor fehlt, sind Drogenkonsumräume für einen risikoarmen Konsum. Damit wird auch der öffentliche Raum entlastet. Auch die kontrollierte Heroinabgabe wartet schon seit zwei Dekaden auf Realisierung. Was wir weiters feststellen ist der Umstand, dass substituierte Menschen vielfach zu niedrig eingestellt sind, zum Beikonsum genötigt werden, um ihre Entzugsschmerzen zu lindern. Auch das Projekt “checkit!” – zur Untersuchung von psychoaktiven Substanzen auf ihre Gefährlichkeit, ist längst überfällig.
Amann zum europäischen Drogenbericht und Ecstasy
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