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Dürer-Zeichnung erstmals öffentlich ausgestellt

Zeichnung aus Privatbesitz in Nürnberg zu sehen
Zeichnung aus Privatbesitz in Nürnberg zu sehen
Eine bisher noch nie öffentlich ausgestellte Dürer-Zeichnung aus Privatbesitz ist derzeit in Nürnberg zu sehen. Die kleine Federzeichnung "Mädchen mit Fackel" gehört einem Schweizer Kunstsammler und entstand vermutlich um 1495, wie der Leiter des Albrecht-Dürer-Hauses, Thomas Schauerte, am Donnerstag sagte.


Die Zeichnung stammt ursprünglich aus der Basler Kunstsammlung des jüdischen Industriellen Robert von Hirsch. 1933 war er in die Schweiz ausgewandert. Nach seinem Tod wurde die Sammlung im Jahr 1979 bei Sotheby’s in London versteigert. Dabei habe der heutige Eigentümer das “Mädchen mit Fackel” erworben – er wolle jedoch anonym bleiben. Auch zwei weitere Dürer-Zeichnungen gelangten so in verschiedene Hände. Das “Mädchen mit Fackel” habe damals einen Preis von rund 80.000 Pfund erzielt. Heute sei der Wert sicher siebenstellig: “Eine Million hängt hier mindestens”, sagte Schauerte.

Erstmals aufgetaucht ist die 11 mal 21 Zentimeter große Zeichnung mit brauner Tinte im Jahr 1922. Sie zeigt ein barfüßiges Mädchen in geraffter antiker Kleidung, das in der emporgereckten rechten Hand eine Fackel beziehungsweise Kugel hält. Zunächst habe Dürer wohl die nur angedeutete Fackel gezeichnet und dann die Kugel darüber, sagte Schauerte. In der Wissenschaft sei das Bild aber als “Mädchen mit Fackel” eingeführt. Die linke Hand ruht auf einem Wappenschild, auf dem ein Pferd zu sehen ist.

Die Zeichnung könnte eine Detailstudie für ein größeres Werk gewesen sein. Sie ist nicht datiert, links oben aber mit der AD-Signatur des weltbekannten Renaissance-Künstlers (1471-1528) versehen. Die Tinte der Signatur sei nicht die gleiche wie die der Zeichnung – daher geht Schauerte davon aus, dass Dürer sie später einfügte oder ein Sammler dies tat. Recht einig seien sich die Experten, dass das Bild um 1495 entstanden sein muss, weil damals Dürers Interesse für die italienische Kunst und Renaissance erwacht sei.

“Es gibt Kunstwissenschaftler, die das Bild für eine Kopie halten”, sagte Schauerte. So werde sie etwa dem Dürer-Schüler Hans von Kulmbach zugeschrieben. Doch diesem habe die Sicherheit bei anatomischen Zeichnungen gefehlt sowie die Vorliebe für komplizierte Körperhaltungen, sagte Schauerte. Körperhaltungen so glaubhaft darzustellen wie Dürer “konnten damals nicht viele”. Dürer habe vermutlich kaum länger als 20 bis 30 Minuten dafür gebraucht. Schauerte geht auch aufgrund anderer Hinweise von der Echtheit des Werkes aus.

Die Forschung zu der Zeichnung stehe jedoch noch immer am Anfang. Bisher waren nur alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen von ihr bekannt. Neue Erkenntnisse erhofft sich Schauerte auch von einem Expertengespräch. Noch bis zum 7. Dezember ist das “Mädchen mit Fackel” in einer Sonderpräsentation zu sehen.

(S E R V I C E -)

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