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Kreativität und Leidenschaft zum Gestalten

Wer "Polsterer" werden möchte, braucht ein geschicktes Händchen. Wie Lea und René.
Wer "Polsterer" werden möchte, braucht ein geschicktes Händchen. Wie Lea und René. ©Gerty Lang
Luag, was ma wera künnt: Lea Weber hat sich für den Lehrberuf Tapezierer und Dekorateur entschieden.
Der Beruf des Tapezierers und Dekorateurs

Dornbirn. Die Geschichte des Berufes Tapezierer und Dekorateur beginnt in Frankreich als „Tapissier“ im Jahr 1295. Damals stattete der „Tapissier“ am Hof von König Ludwig XIV die Räume mit Wandteppichen, Wandbespannungen und Stoffdrapierungen aus und stellte gepolsterte Sitz- und Liegemöbel her. Seit dem 18. Jahrhundert finden wir den Beruf auch in Österreich mit dem Schwerpunkt auf Polsterarbeiten. Verschlissene Möbel waren gestern. Lea Weber und ihr Ausbildner René Bortolotti verwandeln karge Räume in gemütliche und moderne Wohnstätten.

Die 17-jährige Lea absolviert ihr 3. Lehrjahr beim Raumausstatter Jäger „Leben & Raum“ in Dornbirn. Jeder Handgriff wirkt professionell, als sie die Tür eines Fernsehmöbels mit Kunstleder bespannt. Sie misst, schneidet, klebt und tackert. Es ist alles andere als ein einfacher Job. „Unsere Aufgaben reichen vom Tapezieren und Wände bespannen, der Dekoration von Wänden und Fenstern mit Gardinen und Vorhängen bis zum Teppichboden- oder Parkettverlegen. Wir bespannen Polstermöbel und wählen den passenden Sicht- und Lichtschutz aus. Im Prinzip sind wir die perfekten Experten, will man seine Wohnung renovieren, denn wir können von fast jedem Handwerk ein bisschen.“ Lea hat zwei Schwestern, die Frisörinnen sind.

„Ich wollte einfach etwas Anderes machen und setzte mich zu Hause mit meinem Berufswunsch durch. Papa hat mich sofort dabei unterstützt, während Mama am Anfang noch Zweifel hegte“, erzählt das sympathische Mädel lachend. Auch den weiten Weg zur Arbeitsstelle nimmt sie gerne in Kauf. „Lea wohnt in Sibratsgfäll. Sie ist ein Mädchen, das zupacken kann und auch bei der Arbeit mitdenkt“, lobt sie die Chefin Cosima Jäger. „Das ist heute leider nicht mehr selbstverständlich.“ In der Berufsschule in Kuchl lernt Lea die Theorie, die sie im Geschäft in die Praxis umsetzen kann. Die Beratung steht im Vordergrund. Und zwar immer mehr auch vor Ort beim Kunden. Es kommt auf die Farbgestaltung in der Wohnung an und auch auf die Lichtverhältnisse. „Nicht alles, was sich der Kunde wünscht, ist auch immer praktikabel und sinnvoll”, ergänzt Cosima.

Zur besseren Vorstellung erstellen Raumausstatter Collagen und Skizzen, sie arbeiten mit Produktfotos und Katalogen. Eine wichtige Rolle bei der Auswahl der Materialien spielt auch die Haptik. „Unser Motto ist: Nicht nur gucken, sondern anfassen. Die Kunden möchten meistens wissen, wie sich Vorhänge, Teppiche oder Möbelstoffe anfühlen. Produktmuster helfen hier, ein Gefühl für die unterschiedlichen Materialien zu bekommen. Welche Qualität haben die verwendeten Materialien? Wie ist der Glanz vom Stoff, wie die Oberfläche und wie passt das zum Rest der Innenausstattung?“ Da jedes Teil eine Einzelanfertigung ist, lagern auch unzählige Schablonen, die bis ins Jahr 1930 zurückreichen, in der Werkstatt. Lea würde er sich immer wieder für diesen Beruf entscheiden. „Wir sind viel unterwegs, jeder neue Auftrag ist eine Herausforderung. Und die Freude im Gesicht des Kunden über das Ergebnis ist immer wieder ein tolles Erlebnis.”

 

Lehrbetrieb
Jäger – Leben & Raum GmbH

Hatlerstrasse 16a
6850 Dornbirn
Tel.: 05572/24543-0
E-Mail: office@jaeger-raum.com
http://www.jaeger-raum.com


Was macht den Beruf aus?

Lea Weber, 17, 3. Lehrjahr
Jede Polsterung ist eine neue Herausforderung. Man muss auch stets ein Auge für die neuesten Trends haben. Besonders die Farbauswahl, die Harmonie der Einrichtung, die sinnvolle Ausnutzung des Raums ist von zentraler Bedeutung. Man muss schon kreativ sein und gerne handwerklich arbeiten. Bürotätigkeit wäre für mich überhaupt nichts.

René Bortolotti, 44, Ausbildner
Ich bringe 29 Jahre Berufserfahrung mit. Lea stellt sich sehr geschickt an. Gerade bei Polterarbeiten ist Genauigkeit besonders wichtig. In der Lehre muss viel probiert werden, deshalb muss man am Anfang manchmal Genähtes auftrennen und von Neuem beginnen. Wichtig sind zudem Verantwortungsbewusstsein, Präzision sowie körperliche Belastbarkeit.

Cosima Jäger, Chefin
Schön ist der Kundenkontakt und auch das Vertrauen, dass uns die Kunden entgegenbringen. Für die Arbeit sollte man Spaß am Gestalten haben und viel Kreativität mitbringen. Der Beruf verlangt Ordnungsliebe, räumliche Vorstellungskraft und Engagement. Als Raumausstatter eignet man sich Fähigkeiten aus anderen Handwerksberufen an.

 

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