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14 Titel und kein bisschen müde

Die ganze Familie und ein großer Freundeskreis feierten die akademischen Grade mit Günter und Margarethe Pichler sowie ihrer Tochter Annette Göggel-Pichler.
Die ganze Familie und ein großer Freundeskreis feierten die akademischen Grade mit Günter und Margarethe Pichler sowie ihrer Tochter Annette Göggel-Pichler. ©privat
Vor kurzem hat Dr. Günter Pichler mit dem Doktor der Philosophie an der Theologischen Fakultät der Uni Innsbruck einen weiteren akademischen Titel geholt.   Dornbirn. „Man lernt nie aus“ – auf kaum jemanden trifft diese Redensart mehr zu als auf Günter Pichler.
Promotionsfeier Pichler

Vor kurzem hat sich der 73-jährige Dornbirner seinen vierzehnten (!) akademischen Titel an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck abgeholt. Und wer denkt, dass sich Pichler jetzt auf seinen Lorbeeren ausruht, der irrt sich. Der vierfache Doktor freut sich schon auf die nächste Prüfung, die er im Februar ablegen will. Diesmal nicht in Innsbruck, sondern an der Fernuniversität Hagen und sofern alles klappt, wird ihm diese mit dem „Magisterium artium“ seinen fünfzehnten Titel bescheren.

 

Mutige Dankesrede

 

Doch noch gönnt sich Günter Pichler eine kurze Verschnaufpause und steht noch ganz unter den Eindrücken der letzten Promotionsfeier in Innsbruck. Diesmal war es weniger das feierliche Prozedere, das war nach dreizehn akademischen Titeln keine besondere Überraschung mehr, das ihn beeindruckte, sondern vielmehr der Umstand, dass er gebeten wurde die  „Dankesrede“ im Namen seiner Kommilitonen zu halten. „Ich habe auch Kritik an früheren Zeiten (1960er Jahre) geübt, wusste natürlich nicht, wie das ankommt, nachdem meine Vorredner alles super gut dargestellt hatten“, so Pichler. Dazu muss man wissen, dass Günter Pichler bereits ab 1960 erfolgreich Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft an der Uni Innsbruck studiert hat. „Damals war man fallweise der Arroganz, dem Zynismus und der Demütigung seitens einiger Professoren wehrlos ausgesetzt“, so der Promovant. Dies erlebte Pichler bei seiner zweiten Studienzeit ab 2002 ganz anders: „Die Einstellung der Professoren zu den Studierenden hat sich sehr zum Positiven verändert.“ Zu seiner großen Überraschung erntete Günter Pichler für seine „mutige Dankesrede“ persönliche Gratulationen durch die Vizerektorin, den Dekan und weitere Uniprofessoren und Festgäste.

 

Bewegendes Erlebnis

 

Ansonsten mutierte der Festakt in Innsbruck vor allem zum großen Familien- und Freundefest. Nicht nur Günter Pichler durfte sich an diesem Tag über einen neuen akademischen Grad freuen, auch seine Frau Margarethe und seine Tochter Annette Göggel-Pichler feierten Sponsion im Fachbereich Philosophie. Somit bringt es die Familie Pichler (beide Söhne sind Rechtsanwälte) auf insgesamt 25 Titel „Die Feier war für uns ein unglaublich schönes, eindrucksvolles und bewegendes Erlebnis. Es war nicht primär die Freude über die Studienabschlüsse, sondern vielmehr die Herzlichkeit und Ehrlichkeit unserer Gäste, die zum Teil einen weiten Weg auf sich genommen hatten um dabei sein zu können“, so Pichler. Und weil sie diese Freude auch mit anderen teilen wollten, hatten die drei Studienabgänger einen Korb aufgestellt und um Spenden für die Hilfsprojekte von Bischof Kräutler und Pfarrer Winsauer (Albanien) gebeten. „Das Spendenaufkommen beträgt 2.100 Euro und wird von uns auf 3.000 Euro aufgerundet. Dieser Betrag kommt beiden Projekten zu gleichen Teilen zugute“, berichtet Pichler.

 

Studieren als Hobby

 

Darauf angesprochen wie es dann so ist, mit über 70 Jahren immer noch Neues zu lernen und zu studieren meint der Pensionist: „Ich brauche schon ungefähr doppelt so lang als früher, dafür sind meine Noten auch um einiges besser.“ Vor allem die Motivation sei eine völlig andere, der früher nur durchschnittliche Schüler („schlechte Lehrer bestrafte ich mit meiner Abwesenheit“) kann sich ja jetzt den Luxus leisten nur „weil es Spaß macht“ zu studieren. Sein neu gewonnenes Wissen teilt er dafür regelmäßig in unentgeltlichen Ethikseminaren, die er für Schüler der Handelsakademie Lustenau organisiert, mit wissbegierigen Jugendlichen. Wie es nach dem Abschluss an der Fernuni Hagen weitergehen soll, weiß Günter Pichler noch nicht so genau. „Die Ziele sind nicht mehr so langfristig. Ich könnte mir eventuell vorstellen nochmal in Wirtschaft – in Verbindung mit Ethik – zu dissertieren. Doch man soll das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist.“

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