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Doppelstaatsbürgerschaft sorgt für Diskussionsstoff

Illegale Doppelstaatsbürgerschaften sorgen für Wirbel.
Illegale Doppelstaatsbürgerschaften sorgen für Wirbel. ©VOL.AT/Uher
Eigentlich sind Doppelstaatsbürgerschaften in Österreich illegal. Trotzdem holen zehntausende Türken unerlaubt nach der Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft die türkische zurück. Brisant: Generalkonsulate - so auch jenes in Bregenz - sollen explizit dazu raten. Dieser Vorwurf wurde auf VOL.AT-Anfrage zurückgewiesen.

Wie die Presse exklusiv berichtet, soll es in Österreich gleich mehrere zehntausend Fälle illegaler Doppelstaatsbürgerschaften bei Menschen mit türkischem Migrationshintergrund geben. Die Behörden wissen davon – zumindest nach offizieller Lesart – nichts. Denn nur in den seltensten Ausnahmefällen würden Doppel- oder gar Mehrfachstaatsbürgerschaften erlaubt. Nach Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft muss die Fremde grundsätzlich abgelegt werden. Türken haben allerdings die Möglichkeit, nach Staatsbürgerschaftserwerb auch die türkische wieder zurückzuerlangen. Grund: In der Türkei sind Doppelstaatsbürgerschaften erlaubt. Und die türkische Staatsbürgerschaft bietet Vorteile bei Behördengängen, Immobilienkäufen oder auch Testamentseröffnungen.

Auslandstürken wichtiger Wirtschaftsfaktor

Wie viele illegale Doppelstaatsbürger es gibt, kann nur grob geschätzt werden. Von den 275.000 in Österreich lebenden Türken sind laut “diepresse.com” etwa 161.000 eingebürgert worden. Davon dürfte etwa die Hälfte Doppelstaatsbürger sein. In den drei österreichischen Generalkonsulaten – Wien, Salzburg und eben auch Bregenz – soll laut Betroffenen sogar explizit zur türkischen Staatsbürgerschaft geraten werden. Der Grund liegt auf der Hand: Auslandstürken sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, und spülen Geld ins Land – etwa in Form von Investitionen oder Urlaubsaufenthalten. Zwar gibt es für Auslandstürken auch die Möglichkeit, die sogenannte “blaue Karte” zu erhalten, wodurch wesentliche Rechte wie Erbrecht, Aufenthaltsrecht, Arbeitserlaubnis (nicht aber das Wahlrecht) erhalten bleiben. Viele ziehen dennoch die Doppelstaatsbürgerschaft vor. Die Antwort auf eine VOL.AT-Anfrage beim türkischen Generalkonsulat in Bregenz, wie viele Doppelstaatsbürger es in Vorarlberg gebe – und was man Menschen rate, die eine doppelte Staatsbürgerschaft “anstreben” würden, war kurz und knapp: Doppelte Staatsbürgerschaften seien in Österreich bekanntermaßen verboten.

Doppelstaatsbürgerschaft bietet nicht nur Vorteile

Die Praxis zeigt jedoch, dass eine Doppelstaatsbürgerschaft nicht nur Vorteile mit sich bringt. Doppelstaatsbürger, die etwa in Österreich geboren wurden oder als Jugendliche kamen, leisteten auch hier ihren Grundwehrdienst. Das kann bei der Einreise in die Türkei Probleme verursachen, wenn darauf vergessen wird, dies den türkischen Behörden mitzuteilen. Es sollen daher schon Fälle vorgekommen sein, in denen sich Urlauber als “Wehrdienstverweigerer” plötzlich in Kasernen wiederfanden, und nur mit viel diplomatischem Geschick freikamen.

Auch könnten die Doppelstaatsbürger in Zukunft eine gewichtigere Rolle in der türkischen Innenpolitik spielen. Seit Mai 2012 haben in Österreich lebende türkische Staatsbürger die Möglichkeit, in der türkischen Botschaft in Wien und den drei Generalkonsulaten bei Parlaments- und Präsidentschaftswahlen ihre Stimme abzugeben.

(Red./VOL.AT)

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