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Diplomatie - Trailer und Kritik zum Film

Wäre es nach Hitler gegangen, wäre Paris 1944 vor der Kapitulation der Deutschen dem Erdboden gleichgemacht worden. Die Entscheidungsstunden zur Rettung der Metropole verdichtet Volker Schlöndorff in "Diplomatie" nun auf ein psychologisches Kammerspiel zweier alter Männer - des schwedischen Diplomaten Raoul Nordling und des deutschen Generals Dietrich von Choltitz. Ab Donnerstag im Kino.

Oscar-Preisträger Schlöndorff (“Die Blechtrommel”) kehrt mit “Diplomatie” zu seinem zweiten Lebensthema neben dem deutschen Herbst zurück: Dem Zweiten Weltkrieg. Basierend auf Cyril Gelys Theaterstück, das der Autor selbst zum Drehbuch umarbeitete, widmet er sich der Frage, weshalb Stadtkommandant von Choltitz am 25. August 1944 Paris kampflos mit seinen Truppen aufgab und die Stadt unversehrt ließ.

Diplomatie – Geschichte

Zwar sind mehrere Gespräche zwischen dem General und dem schwedischen Emissär Nordling historisch verbürgt – die zugespitzte Handlung von “Diplomatie” ist hingegen fiktiv.

Während die deutschen Besatzer angesichts des Vormarschs der Alliierten bereits sämtliche Brücken und Wahrzeichen wie den Louvre, Sacre-Coeur oder den Eiffelturm vermint haben, schleicht sich Konsul Nordling (Andre Dussollier) durch eine Tapetentür ins Hauptquartier der Deutschen, wo er General von Choltitz (Niels Arestrup) in einem verbalen Ringen davon abzubringen versucht, den Befehl zur Sprengung zu geben. Am Ende gelingt dem Diplomaten, den linientreuen General davon abzuhalten, der Weisung seines Führers zu folgen – indem er ihn letztlich betrügt.

Diplomatie  – Kritik

Was eine brisante Schachpartie um das Schicksal einer Stadt und das hochspannende Duell zweier intelligenter Geister hätte werden können, gerät bei Schlöndorff aber zum trägen Kammerspiel im Theaterstil, das immer wieder durch pathetische Lobeshymnen an Paris, die Traumstadt des Regisseurs, unterbrochen wird. So lebte der Altmeister des Neuen deutschen Films bekanntermaßen selbst jahrelang in der französischen Hauptstadt. Eine unklebrige Distanz zu seinem Sujet gelingt Schlöndorff mithin nur bedingt.

Punkten kann “Diplomatie” mit Niels Arestrup (“Ein Prophet”). Der Franzose verleiht seinem disziplinierten, ob der Last dauerschwitzenden General eine Tiefe, ohne ins Menschelnde abzugleiten. Umso blasser bleibt dagegen sein Counterpart Andre Dussollier (“Das Leben ist ein Chanson”), der seinen schwedischen Gesandten als farblosen Moralapostel im Gewand des Gutmenschen anlegt. In dieser Konstellation sind die beiden Schauspieler allerdings ein eingespieltes Team, haben sie das Stück doch bereits 300 Mal in Paris auf der Bühne gespielt. So bleiben die übrigen Schauspieler der drei Millionen Euro schweren französisch-deutschen Koproduktion eher schmückendes Beiwerk. Der Kärntner Robert Stadlober darf einen eifrigen Soldaten spielen, Burghart Klaussner einen zweifelnden Hauptmann.

Was bleibt, ist das Gedankenspiel, dass die Entwicklung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg hätte anders verlaufen können, hätte sich von Choltitz entschieden, den Hitler-Befehl ausführen zu lassen, was Schlöndorff mit eingeflochtenen Archivaufnahmen des zerstörten Warschau visualisiert. Ob die deutsch-französische Aussöhnung in diesem Falle erfolgt wäre, steht in den Sternen.

Alle Spielzeiten auf einem Blick

(APA)

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