AA

„Digitalisierung sollte Mehrwert bieten“

Durchgängiger Datentransfer für autonome Transportroboter.

Digitalisierung macht nur dann Sinn, wenn sie zur Steigerung der Qualität in den Prozessen und Produkten beiträgt und wenn sie dazu führt, dass Verschwendung vermieden oder die Geschwindigkeit erhöht wird. Davon ist Christian Beer überzeugt. „Ist das nicht der Fall, ist Digitalisierung Verschwendung“, erklärt der Inhaber und Geschäftsführer der Heron-Gruppe, und es klingt ein wenig streng. Doch als könne er Gedanken lesen, fügt er versöhnlich hinzu: „Schlussendlich sollte uns die Digitalisierung helfen und unseren Kunden einen Mehrwert bieten.“

Generischer Code
Bei Robotunits beispielsweise – eine von drei operativ tätigen Firmen bei Heron – ist der komplette Bestellvorgang digitalisiert. Wenn ein Kunde online im Webshop ein Förderband konfiguriert und bestellt, erhält jeder Lieferant zeitgleich einen generischen Code. Dieser wiederum löst den Bestellvorgang aus. Der Motorenlieferant weiß also gleich, welcher Motor benötigt wird. Ebenso weiß der Gurtlieferant, welcher Förderriemen geliefert werden muss. „So schaffen wir es, ein maßgeschneidertes Förderband in vier Tagen auszuliefern“, sagt Beer, der das Unternehmen vor knapp 30 Jahren gründete.

Digitalisiert sind aber auch die Produkte aus dem Hause Heron. So verbinden die autonomen Transportroboter von Servus Logistik die Produktion schnittstellenlos und automatisieren den Materialfluss entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Wareneingang bis Warenausgang. „Kunden haben dadurch den Vorteil, dass ihnen Produkt- und Produktionsdaten jederzeit in Echtzeit zur Verfügung stehen und sie so einen Überblick über sämtliche Leistungsdaten haben“, informiert der 56-Jährige. Schnellere Feedbackschleifen sind die Folge, Suchzeiten gehören der Vergangenheit an.

Inhouse-Logistik
Von der Digitalisierung im Servus System hat unter anderem auch schon die Sonova AG, der weltweit führende Hersteller für Hörgeräte, profitiert. „Hier ist es so, dass Servus die komplette Inhouse-Logistik abwickelt“, sagt Beer und führt aus: „Wenn ein Kunde in New York in einem Shop ein Hörgerät kauft und dieses an der Kasse abgescannt wird, löst das am Hauptsitz in Stäfa bei Zürich automatisch einen Produktionsauftrag aus und Servus legt los. Der Kunde gewinnt enorm an Geschwindigkeit und kann seine Lagerbestände wesentlich reduzieren.“

Autonom trifft intelligent
Kurz: Es geht vor allem um geschlossenen, durchgängigen Datentransfer vom Kunden bis zur Wiederbeschaffung, um Feedback in Echtzeit. Und es geht auch um digitale Agententechnologie, sprich, dass Maschinen miteinander kommunizieren und Entscheidungen autonom und intelligent treffen“, erklärt Beer die relevanten Entwicklungsthemen. „Bei Servus beispielsweise bedeutet dies, dass die Transportroboter ARC3 (Autonomous Robotic Carrier) mittels Agententechnologie mit ihren Komponenten aktiv kommunizieren, so Stehzeiten vermeiden und autonom und intelligent handeln. Dadurch steigert sich die Effizienz im System um ein Vielfaches, da für dieselbe Leistung wesentlich weniger Fahrzeuge benötigt werden.“

Heron
Firmen Heron-CNC-Technik, Robotunits GmbH, Servus Intralogistics GmbH
Gründung 1988
Auslandstöchter USA, Australien, Italien
Mitarbeiter 285
Lehrlinge 29
Umsatz 2016 56 Mill. Euro (+22,4%)

Mehr erfahren Sie hier

„Internet der Stimme“ richtig nutzen
Die kleinen Alleswisser Siri, Alexa und Co. sind derzeit in aller Munde.

Neuer Trend Vom Kühlschrank über das Smartphone bis hin zum „sprechenden“ Auto – in unterschiedlichsten Formen begegnet uns das „Internet der Stimme“ im alltäglichen Leben. Laut der Accenture-Umfrage „Dynamic Digital Consumer Survey 2017“ nutzt jeder Zweite der 26.000 Umfragebeteiligten aus 26 unterschiedlichen Ländern mindestens einmal im Monat künstliche Intelligenz.

Sei es eine Suchanfrage, ein Kalendereintrag oder eine Anrufaufforderung: Der Großteil der Funktionen von Siri, Alexa und Co. basieren derzeit noch auf Kommandoebene. Um das Gesprochene des Menschen zu verarbeiten, nimmt das Gerät Schlagwörter auf. Das bedeutet für die Unternehmen: Je besser die Inhalte einer Website an Sprachassistenten – und damit an die natürliche Sprache der Menschen – angepasst sind, desto größer ist die Chance, direkt ans Ohr der Nutzer zu gelangen. Laut t3n.de sind 2016 in den USA 20 Prozent aller Google-Suchanfragen über Sprachassistenten gestellt worden. Der Prognose zufolge soll sich diese Zahl heuer verdoppeln.

Schnell handeln
Für Webseiteninhaber oder -betreiber heißt das: Wer sich so schnell wie möglich mit der Versprachlichung der Inhalte auseinandersetzt, stellt sicher, dass die Sprachassistenten die Begriffe der Homepage wiedergeben können. Ähnlich wie bei SEO sollte der Unternehmer hierbei darauf achten, dass jene Worte auf der Webseite vorhanden sind, die der Kunde am wahrscheinlichsten bei seiner Suche verwendet. Umgangssprachliche Begriffe einzubauen ist daher ein klarer Vorteil.

Sprechende Technologie
Durch die sprechende Technologie wird das Internet menschlicher und bringt Herausforderungen für Unternehmen mit: Wer mitmischen will, muss schnell handeln. Macht der Werber es richtig, bringt er das Marketing näher an die Zielgruppe.

„Gründen ist verdammt schwierig“
Webgears entwickelt und betreibt führende Smartshopping-Portale im internationalen E-Commerce-Bereich. Mit seinen Portalen, beispielsweise gutscheinsammler.de, voucherbox.co.uk und couponbox.com, ist das Unternehmen auf vier Kontinenten in zehn Ländern vertreten. Das Unternehmen mit Sitz in Götzis und Berlin wurde 2016 mit dem Born Global Award und dem Exportpreis der Wirtschaftskammer Österreich ausgezeichnet. Sie stehen ganz besonders für Internationalität und unterstreichen das Potenzial des Unternehmens. Drei große Punkte sind es, die hinter dem Erfolg von Webgears stehen: die Orientierung am Kunden, die Anpassungsfähigkeit und das Team. Davon ist Tobias Klien, Gründer und CEO der Webgears GmbH mit Sitz in Götzis und Berlin, überzeugt.

Webgears hat seit Gründung 2010 ein rasantes Wachstum hingelegt, was macht ein Startup wie euch aus?
Klien Wir verbessern und passen uns ständig an, um dem Kunden jederzeit das beste Erlebnis bieten zu können. Denn wir sind der Meinung, dass man nur mit einem ausgezeichnetem Produkt, das auch am Kunden orientiert ist, stark wachsen kann. Auch versuchen wir trotz steigendem Unternehmensalter und wachsender Belegschaft im Herzen stets ein Startup zu bleiben. Für uns bedeutet das, immer den Status quo zu hinterfragen, flexibel zu bleiben und auf Marktveränderungen schnell zu reagieren. Wer sich nicht anpassen kann, verliert langfristig den Markt. Selbst dann, wenn man ihn zu dominieren glaubt. Bestes Beispiel ist Nokia. Am Ende ist aber das Team der ausschlaggebende Faktor. Ideen können noch so gut und Ziele noch so groß sein. Man braucht auch das Team, um diese verwirklichen zu können.

IT-Fachkräfte werden überall händeringend gesucht, war das der Grund für euch, in Berlin eine Niederlassung zu eröffnen?
Klien Nicht nur IT-Fachkräfte werden händeringend gesucht. Auch um Fachkräfte im Bereich von Marketing und Vertrieb tobt ein großer Wettkampf. Hier in Vorarlberg sind wir der Exot. Es gibt nur sehr, sehr wenige vergleichbare Unternehmen in der Umgebung und daher auch nur wenige Fachkräfte. Schlechte Voraussetzungen für ein starkes Wachstum. Deshalb haben wir uns für eine Niederlassung in der Startup-Metropole Berlin entschieden.

Welche Herausforderungen siehst du am Startup-Standort Vorarlberg?
Klien  Vorarlberg hat mit dem Dreiländereck perfekte Bedingungen, ein Startup-Spot zu werden. Für die Gründung eines Startups fehlt es aber noch an Attraktivität. Der typische Vorarlberger ist zu konservativ. Es wird immer noch das Motto „schaffa, schaffa, Hüsle baua“ gelebt. Hier müsste angesetzt werden. Gründer sollten bestmöglichst unterstützt werden. Außerdem muss ein Umdenken stattfinden: Scheitern ist nämlich keine Schande. Denn Gründen ist verdammt schwierig, und in den meisten Fällen kommt nicht das raus, das man sich vorgestellt. Deshalb braucht es eine Gesellschaft, die das Gründertum aktiv fördert. In den letzten Jahren hat sich zwar einiges getan. Mit Urban-Village, Digitale Initiativen, der startupstube oder den FuckUp Nights ist ein guter Anfang gesetzt worden. Es ist aber immer noch zu wenig. Wir müssen nämlich aufpassen, dass wir den Anschluss nicht verlieren. Um Vorarlberg langfristig als Standort attraktiver zu machen, müssen wir es schaffen, dass Investoren gerne in Vorarlberger Startups investieren Und wir müssen für internationale Fachkräfte attraktiv werden.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Werbung
  • „Digitalisierung sollte Mehrwert bieten“