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"Dieser Blick hält ein Leben lang"

WANN & WO traf Beatrix Bilgeri im Lindauer Hotel Bad Schachen: „Laura liebte es als Kind, auf den riesigen Baum hinter mir zu klettern.“
WANN & WO traf Beatrix Bilgeri im Lindauer Hotel Bad Schachen: „Laura liebte es als Kind, auf den riesigen Baum hinter mir zu klettern.“ ©MiK
Lochau - Beatrix Bilgeri, Ehefrau von Filmemacher Reinhold und Mutter von Schauspielerin Laura, im Sonntags-Talk am Muttertag über ihr Familienleben, Hollywood und ärgerliche Wurstbrote.

WANN & WO: Warum sind Sie gerade im Ländle?

Beatrix Bilgeri: Wir haben unseren Film abgedreht, „Erik(a) der Sieger“, und sind jetzt seit etwa einer Woche in Vorarlberg. Vor ein paar Tagen sind wir ins Montafon gefahren, um für „Universum History“ einige Sachen vorzubereiten. Ich arbeite da in der Ausstattung und der Organisation mit. Nächste Woche fliegen wir zu Laura nach Los Angeles.

WANN & WO: Daheim sind Sie aber schon noch hier?

Beatrix Bilgeri: Ja, wir wohnen in Lochau und dabei bleibt es (lacht).

WANN & WO: Wie halten Sie zu Laura in L.A. Kontakt?

Beatrix Bilgeri: Ich bin so froh, dass wir in einer Zeit leben, in der es WhatsApp, Facetime und Skype gibt. Sonst würde ich das nicht überleben. Ich bin jeden Tag mit Laura in Kontakt, beziehungsweise jede Nacht, es sind neun Stunden Zeitunterschied. Seit sie in den USA ist, war ich fast nie vor drei Uhr nachts im Bett.

WANN & WO: War es schwer, Laura ziehen zu lassen?

Beatrix Bilgeri: Das ist es nach wie vor, aber es ist das, was sie will. Das erste Mal war Laura mit 14 in Los Angeles – „Der Atem des Himmels“ war ja bei den Golden Globes eingereicht. Wir sind aus dem Flugzeug gestiegen und es hat in Strömen geregnet – das kommt normalerweise nicht vor. Reinhold und ich dachten, das Wetter ist kein guter Anfang für Laura in L.A. Wir haben die Stadt geliebt und auch unseren Honeymoon dort verbracht. Sie saß hinten im Auto und sagte nur: „Mama, ich liebe es! Hier möchte ich eines Tages wohnen!“

WANN & WO: Hätten Sie mit so schnellem Erfolg gerechnet?

Beatrix Bilgeri: Sie ist jetzt seit zweieinhalb Jahren in den USA und spielt in „The Recall“ mit Wesley Snipes die weibliche Hauptrolle. Wir dachten, sie muss erst irgendwelche B- und C-Fernsehsachen drehen, aber dass es gleich so ein großer Feature-Film wird, haben wir nicht erwartet. Umso größer sind natürlich unsere Freude und unser Stolz. Es war ja ein Mordszinnober, bis sie die Rolle endlich fix hatte. Nach dem Casting musste sie nochmal und nochmal hin – war sozusagen im Recall von „The Recall“.

WANN & WO: Wie war Ihre eigene Kindheit?

Beatrix Bilgeri: Ich hatte die liebevollste Kindheit, die man sich vorstellen kann. Ich bin von meinem Vater aber auch streng erzogen worden, musste im Haushalt und im Garten helfen – Bohnen und Himbeeren pflücken – sowie auch im Familienbetrieb, einer Ausschneiderei, mitarbeiten. Dafür bin ich sehr dankbar, weil ich weiß, was anpacken heißt. Heute glauben viele, das Essen kommt aus dem Kühlschrank. Als Kind war ich oft zornig, aber heute weiß ich das zu schätzen und sage noch oft: „Danke Papa, dass du so streng mit mir warst.“ Ich wurde mit Liebe überschüttet, habe aber auch ganz klare Grenzen gespürt. Heute sehe ich oft, dass gleich alles in den Einkaufswagen wandert, wenn ein Kind darauf zeigt. Es gibt kein Nein mehr und viele Eltern realisieren nicht, wie sehr sie ihrem Kind damit schaden.

WANN & WO: Wie haben Sie den Dreh von „Professor Rock‘n‘Roll“ (1982) in Erinnerung?

Beatrix Bilgeri: Eigentlich sehr gut. Es ist weit weg, in meiner Jugend – die große Liebe mit Reinhold. Wir haben in Spanien gedreht, das war irrsinnig schön. Wir sind geflogen, im siebten Himmel.

WANN & WO: Wie war die erste Begegnung mit Reinhold?

Beatrix Bilgeri: Kurz nach der Misswahl suchte er für eine seiner Shows nach einer Darstellerin, die der Königin Nofretete ähnelt. Ich saß gerade beim ORF in Dornbirn und wurde geschminkt, als er plötzlich zur Türe reinkam, um seine mögliche Nofretete zu begutachten. Ich wusste, den Bilgeri gibt es, kannte ihn aber nicht persönlich. Er öffnete die Tür, unsere Augen trafen sich im großen Schminkspiegel und es war um uns beide geschehen. Dieser Blick hält ein Leben lang.

WANN & WO: Wie ist es, mit diesem Tausendsassa verheiratet zu sein?

Beatrix Bilgeri: Das Tollste der Welt (lacht)! Ich bin ja immer dabei. Unsere Flamme lodert heute fast noch mehr, als anfangs. Jetzt kennen wir uns so gut, sind seit ’89 verheiratet. Über die Jahre beginnt man, die ganzen Eigenheiten des Partners zu lieben. So wurde aus Verliebtsein über die Jahre große, tiefe Zuneigung für alles, was er ist. Es gibt fast nichts, das ich nicht an ihm mag. Eines gibt es aber doch: Er arbeitet ja am liebsten in der Nacht und irgendwann fängt er dann an, Wurstbrote in der Küche zu machen. Das kann er aber überhaupt nicht gut und macht immer eine riesige Sauerei (lacht).

WANN & WO: Angefangen hat alles mit der Misswahl. Haben Sie Ihren Sieg noch gut in Erinnerung?

Beatrix Bilgeri: Ganz gut. Das war ja so heilig und unantastbar zu jener Zeit – auch fürs Publikum. Der Misswahlball war ein Event mit Opernballflair. Mein Papa war total dagegen, weil er meinte, dass im Badeanzug auf dem Laufsteg zu stehen nicht dem ethischen Berufsbild einer diplomierten Krankenschwester entspricht. Ich selbst hätte auch nie mitgemacht, aber meine Mama schickte ohne mein Wissen ein Foto ein und obwohl die zwölf Kandidatinnen schon feststanden, wurde ich als dreizehnte Starterin der Misswahl genommen. Ich durfte aber nie auf die Fotos für die Vorberichterstattung in den VN, weil mich sonst mein Papa gesehen hätte.

WANN & WO: Wann hat es der Papa dann erfahren?

Beatrix Bilgeri: Am Nachmittag vor der Wahl. Mama und ich sagten, jetzt läuft schon alles und du gehst gefälligst mit. Am Abend sagt er dann: „Aber wenn sie nicht gewinnt, wird’s peinlich!“ Nachdem ich die Wahl aber haushoch gewonnen habe, war die Welt wieder in Ordnung und Papa stolz.

WANN & WO: War Laura immer so begeistert von der Schauspielerei?

Beatrix Bilgeri: Sie spielte im Kindergarten in einem Stück „Speedy Gonzales“, mit einem riesigen Sombrero. Auf der Bühne hat sie sich hinter allen anderen Kindern versteckt und Reinhold sagte zu mir: „Ich glaube, das wird nix mit Showbusiness.“ Heute lachen wir darüber. Als Barbara Streisand in Wien aufgetreten ist, habe ich sie mitgenommen, da war Laura zwölf. Sie sagte: „Mama, das möchte ich auch machen!“ Nicht Singen, aber Streisand ist ein Multitalent. Da hat sie das Showbusiness gepackt und wir wussten schon, dass sie die kleine Rolle in „Der Atem des Himmels“ bekommt. Da stand sie das erste Mal in ihrem Leben vor der Kamera und hat das hervorragend gemacht.

WANN & WO: Wie feiern Bilgeris den Muttertag?

Beatrix Bilgeri: Normalerweise geht der wie ein Windhauch an mir vorbei, weil meine Tochter ja so weit weg wohnt. Heuer verschiebt er sich aber nur um eine Woche, weil ich ja dann in Los Angeles sein werde und sie in meine Arme schließen kann. Ich werde heute, bevor ich schlafen gehe, noch ein intensives Gespräch mit Laura führen. Facetime mit meinem Schatz, um zu sehen, dass es ihr gut geht, ist mein größtes Muttertagsgeschenk.

WANN & WO: Sehen Sie fern?

Beatrix Bilgeri: Reinhold und ich sind echte Netflix-Junkies. Da gibt es wirklich tolle Sachen, die den geistigen Hunger stillen. Wir schauen oft nächtelang alles Mögliche an (lacht).

WANN & WO: Wie gehen Sie mit Rückschlägen um?

Beatrix Bilgeri: Da bin ich viel zerknirschter, als meine Familie. Bei Rückschlägen brauche ich länger, um mich zu erholen. Ich versuche, das von meiner Tochter zu lernen. Sie hat so viele Rückschläge erlebt. Wenn von 50 Castings nur bei einem einzigen eine positive Rückmeldung kommt, muss man das erst mal verkraften. Sie hat eine positive Kraft, die mich beeindruckt. Diese Stehaufmännchen-Mentalität hat sie von ihrem Vater. Er sagt bei solchen Dingen immer, jetzt erst recht, und kann alles ins Positive drehen.

WANN & WO: Was planen Bilgeris als Nächstes? Ist Magellan noch ein Thema?

Beatrix Bilgeri: Das ist Reinholds größtes Herzensprojekt. In L.A. werden wir versuchen, dahingehend ein paar Fäden zu spannen. Geplant wäre es als Kinofilm, aber ich glaube ein Dreiteiler auf Netflix wäre auch nicht vollkommen abwegig. Wenn man es hochkarätig machen kann, wieso nicht? Das Drehbuch wäre fürs Kino konzipiert, aber da ist Reinhold schon offen im Gespräch mit Produzenten und Ausstattern. Er hätte es aber schon gern als europäische Produktion, weil es ja europäische Geschichte ist. Jetzt machen wir zuerst noch Universum History und das Nächste ist dann der Magellan-Film.

WORDRAP

Muttertag: Wie ein Windhauch. Heimat: Ich liebe Vorarlberg. Film: Das Geilste. Skype: Mein wichtigstes Kommunikationsmittel. Hollywood: Glamour, ich liebe es. Träume: Jeden Tag. Familie: Das Wichtigste im Leben

Zur Person

Name/Beruf: Beatrix Bilgeri/Model, Schauspielerin, Ausstatterin, Organisation am Filmset, Produzentin Geboren: 1960 in Lustenau Wohnort: Lochau Familie: Ehefrau von Filmemacher und Musiker Reinhold; Mutter von Schauspielerin Laura

(WANN & WO)

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