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Diese Stadt im Nahen Osten liegt unter brutaler Belagerung - und der Westen schaut eiskalt weg

Armee legt Stadt unter brutale Belagerung.
Armee legt Stadt unter brutale Belagerung. ©AP
Aleppo, Darayya, Douma: Groß war die Anteilnahme des Westens, als die syrischen Städte unter Belagerung lagen. Immer wieder der Verweis auf das Los der Zivilisten. Nun liegt wieder eine Stadt im Nahen Osten unter Belagerung - und niemanden scheint es zu interessieren. Liegt die Stadt doch in Saudi-Arabien - und wird von den Saudis belagert.

Die saudische Armee hat die Stadt Al-Awamiyah unter Belagerung gestellt. Die Stadt befindet sich in der schiitisch geprägten Region Al-Qatif, wo sich auch die Ölquellen des Landes befinden. Betonblöcke wurden aufgestellt, um die Flucht aus der Stadt zu verhindern. Die Strom- und Wasserzufuhr zu vielen Häusern wurde gekappt. Scharfschützen haben Stellung bezogen. Die Zivilisten leiden unter Nahrungsmittelverknappung, die medizinische Versorgung der Bevölkerung ist stark eingeschränkt.

Heftige Attacken

Unablässig fliegt die saudische Luftwaffe Angriffe, Dutzende Verletzte und Tote – darunter ein Kleinkind – sind zu beklagen. Die Stadt gilt als einer der Ausgangspunkte der schiitischen Insurgenz: Die religiöse Minderheit sieht sich schweren Repressionen und Diskriminierungen ausgesetzt. Sie wird auch verdächtigt, dem Herrscherhaus gegenüber illoyal zu sein beziehungsweise Loyalitäten gegenüber dem schiitischen Iran zu empfinden.

Nimr Baqir al-Nimr, ein schiitischer Geistlicher aus Al-Awamiyah, der zu gewaltfreiem Widerstand aufrief, wurde 2016 mit 46 weiteren Personen geköpft. 2017 töteten saudische Sicherheitskräfte zwei weitere Mitglieder von al-Nimrs Familie. Das Haus Saud ist nun entschlossen, den “Widerstand” der Schiiten brachial zu brechen. Al-Awamiyah hat dabei so etwas wie Symbolcharakter.

»ARnews 1936 on Twitter Hezbollah TV publishes a clip on current battle in Saudi Arabia’s al-Awamiya between local Shiites & regime forces https://t.co/MamtiXnAux«

“Ganze Stadt unter Angriff”

Der Angriff auf die Stadt begann am 10 Mai, wie “American Herald Tribune” als eines der wenigen Medien berichtet. Den Auftakt machte die Zerstörung einer ganzen Nachbarschaft namens Al-Masoura. Menschenrechtsorganisationen berichten, Ziel des saudischen Militäreinsatzes wäre es so viele Gebäude wie nur möglich zu zerstören. Die Bewohner hätten allerdings keinen Platz, wo sie hingehen könnten. Im großen und ganzen handle es sich um eine Vertreibungsaktion – Saudi-Arabien gehe es um eine Kollektivbestrafung der “aufrührigen” Schiiten. Die Saudis selbst sprechen von einer Anti-Terror-Operation. Mohammed Al Nimr, der Sohn Nimr Baqirs, berichtet, die ganze Stadt sei unter Angriff der saudischen Streitkräfte. UN-Experten haben Saudi-Arabien nun aufgefordert, die Angriffe auf die Stadt einzustellen. Ein größerer internationaler Aufschrei blieb bislang aber aus, in westlichen Medien ist wenig bis nichts über die Belagerung zu lesen.

»yamar.org on Twitter Manifestations de protestation, à Al-Awamiya, contre les violences des militaires https://t.co/NHmSDdl74f«

Enger Verbündeter des Westens

Das wahhabitische Saudi-Arabien gilt als enger Verbündeter des Westens. Nicht zuletzt ist Riad auch wegen Milliardenschwerer Rüstungsdeals begehrter Handels- und Geschäftspartner. US-Präsident Donald Trump hatte unlängst mit Saudi-Arabien ein gigantisches Waffengeschäft in Höhe von rund 110 Milliarden Dollar (knapp 100 Milliarden Euro) abgeschlossen. Über einen Zeitraum von zehn Jahren schlossen die USA mit Saudi-Arabien Geschäfte im Wert von mehr als 350 Milliarden Dollar ab.

»Alahednews French on Twitter Attaque contre al-Awamiya: plusieurs maisons et une ancienne mosquée prennent feu #Awamiasiege2017 #العوامية #العوامية_تحت_الحصار«
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